Sollten Pferde beim Mainzer Rosenmontagszug verboten werden?

Traditionell laufen bei großen Fastnachtsumzügen auch immer Pferde und Gespanne mit. Seit Jahren ist diese Praxis umstritten, in manchen Städten inzwischen sogar verboten. Wir haben nachgefragt, wie man in Mainz dazu steht.

Sollten Pferde beim Mainzer Rosenmontagszug verboten werden?

Stress für die Tiere, immer wieder Unfälle und gefährliche Situationen: Seit Jahren fordern Tierschützer, Pferde bei Umzügen zu verbieten.

Bonn beispielsweise verzichtet inzwischen komplett darauf, Tiere mitlaufen zu lassen. Neue Leitlinien des Umweltministeriums schreiben in Nordrhein-Westfalen genau vor, wie hoch etwa das Gewicht des Reiters sein darf, dass Handys verboten sind oder wie viele Reitstunden absolviert werden müssen. Außerdem sollen die Pferde am besten am Anfang oder Ende des Zuges positioniert werden und nicht vor oder hinter einer Musikkapelle.

Pferde seien Highlights im Umzug

Auch in Mainz gehören Pferde fest zum Rosenmontagszug dazu, auf den ältesten Aufzeichnungen sieht man sie die Wagen durch die Straßen der Altstadt ziehen. „Es ist einfach eine schöne Tradition und für viele ein Highlight, die Pferde und Gespanne zu sehen“, erklärt Thomas Thelen, Generalfeldmarschall bei der Mainzer Ranzengarde, im Gespräch mit Merkurist. Daher wolle man hier weiterhin an dieser Praxis festhalten.

Alle vier Wagen der Ranzengarde werden in diesem Jahr von Pferden gezogen, hinzu kommen etliche Reitpferde. Vor fünf Jahren war sogar einmal ein Ochsengespann für die Ranzengarde vertreten.

Die Pferde, so versichert Thelen, seien erfahren in Umzügen. So kommen einige der eingesetzten Kaltblüter aus Bayern, wo sie bereits bei Trachtenumzügen oder auch den Cannstatter Wasen mit dabei waren. Auf 20 Einsätzen pro Jahr würden sie mitlaufen, zudem teilweise in Mainz bereits am Fastnachtssonntag.

„Wir setzen ausschließlich geeignete Tiere und Reiter ein“, so Thelen. Die Reitergruppe treffe sich mehrmals im Jahr, unternehme etwa gemeinsame Ausritte. Zum Einsatz kämen zudem nur Kalt- und Halbblüter. Neben jedem Pferd laufe ein Begleiter mit, zusätzlich zu den eigentlichen Security-Mitarbeitern.

Präambel legt Regeln fest

Eine „Präambel“, die Merkurist vorliegt, legt fest, welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen, damit Pferde mitgeführt werden können. So sind beispielsweise Beruhigungsmittel für die Tiere verboten, ebenso wie Alkohol für die Reiter. Diese müssen zudem über eine Mindestzahl an Reitstunden verfügen. Die jeweilige Garde muss sich um einen Tierarzt kümmern, der während des Umzugs an zentraler Stelle für den Notfall bereitsteht.

Auch Notausstiege sind vorgesehen: an der Parcusstraße sowie an der Rheinstraße auf Höhe des Fischtorplatzes. Dort soll jeweils ein Auto mit Pferdeanhänger und Fahrer bereitstehen. In einer Liste sind die Kontaktdaten und Namen aller Verantwortlichen aufgeführt. Außerdem seien alle Reiter und Kutscher mehrfach versichert – privat, über die Garde sowie den MCV als Veranstalter, sagt Thelen.

Dass diese Regelungen auch eingehalten werden, dafür sind letztlich jedoch die einzelnen Gruppen selbst verantwortlich. Eine Kontrollstelle gibt es nicht.

25 Reit- und 30 Zugpferde laufen mit

Er sei überzeugt davon, dass die „Tradition weitertransportiert“ werden könne, wenn man „professionell“ damit umgehe und „ausschließlich gute Reiter und Pferde“ einsetze, sagt Thelen, der selbst vor vielen Jahren einmal aktiver Reiter war und weiterhin gerne „Pferdeveranstaltungen“ besucht.

Das Konzept gebe den Rahmen für einen „sicheren, tierschonenden und rechtskonformen Einsatz von Pferden“ vor. Die damit verbundenen hohen Kosten nähmen die Garden dafür gerne in Kauf. Zweck sei es, „anständig mit den Pferden umzugehen“, so Thelen.

Rund 25 Reitpferde plus etwa 30 Zugpferde werden in diesem Jahr in Mainz beim Rosenmontagsumzug mitlaufen – bei vier Gardegruppen. Wie Thelen sagt, seien es früher noch mehr Gruppen mit Pferden gewesen, einige verzichteten inzwischen darauf.

Soweit sich Thelen erinnert, habe es einen Unfall zuletzt in den 1980er Jahren gegeben, als ein Pferd ausgerutscht und der Reiter heruntergefallen war. Beide hätten aber anschließend weiterlaufen können. In Köln ist vor einigen Jahren ein Pferd mit einem Gespann durchgegangen, wahrscheinlich wurde das Tier mit einem Gegenstand beworfen. Mehrere Menschen wurden verletzt.

Ganz ausschließen, dass etwas passiert, könne man nie, sagt Thelen. Doch die Pferdebegleiter und die geschulten Security-Mitarbeiter würden gewährleisten, dass die Pferde „relativ in Ruhe gelassen werden“.

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