Nach seiner Umgestaltung soll der Münsterplatz, an der ÖPNV-Hauptschlagader gelegen, nun schöner sein. Ein umgestalteter Verteilerkasten soll dazu beitragen, dass der Platz einen „kulturellen Mehrwert“ bieten kann. Am Donnerstag stellte Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) das neue Kunstwerk vor.
Der Kasten ist zunächst Bestandteil der Strom- und Telekommunikations-Infrastruktur, wie Klaus-Dieter Aichele, Landschaftsarchitekt gegenüber Merkurist erläutert. Sein Büro hat die Umgestaltung im Auftrag der Stadt geplant.
An sich trage der Kasten nicht zur Aufenthaltsqualität bei. Seit neustem ist der Kasten aber zum Kunstobjekt geworden. „The Passage“ nennt sich das Werk der Künstlerin Kathi Kæppel. Sie erklärte bei der Vorstellung des Werkes am Mittwoch, dass sie ortsbezogen gearbeitet habe. Demnach habe sie den Münsterplatz über einen Zeitraum beobachtet und zunächst den Platz vor Ort gezeichnet. Dabei registrierte sie die Verkehrsbewegungen und -ströme. In einem nächsten Schritt fasste sie diese in eine 360°-Animation, die einen Rundumblick vom Münsterplatz gibt – dieser Blick ist nun in ihrem Kunstwerk zu sehen.
Dafür filterte Kæppel einzelne Verkehrsströme heraus und codierte sie in der Animation. So sind beispielsweise die Bewegungen eines Radfahrers blaue Punkte, die eines Fußgängers eine rote Linie. Damit sollen die „Bewegungen, Ströme, Richtungen, Menschen und Verkehr“ widergespiegelt werden, der Verteilerkasten werde so zum „Screen“ und „Fenster“, sagt die Künstlerin. Damit werde auch die „ständige Veränderung des Platzes im Laufe der Zeit gezeigt“.
„The Passage“ ist abstrakte Kunst, die Dynamik des Platzes zeigen soll, da er an einer der zentralen Verkehrsdrehscheiben liegt. Das Werk ist geprägt von „klaren Formen“. Diese bilden den geometrischen Rahmen des Kunstwerkes genauso wie „die Sachlichkeit der denkmalgeschützten Gebäude, die mit klaren Formen und einer durchgehenden horizontalen Linie den Platz räumlich dominieren“, schreibt Kæppel auf ihrer Webseite. Dort ist auch eine Video-Animation des Werkes zu sehen.
Kunst ist Pflicht gewesen
Bei Bauprojekten, die das Land finanziell fördert, muss auch Kunst installiert werden. „Kunst am Bau“ nennt sich der dazugehörige Kunstwettbewerb. Die Stadt Mainz als Bauherrin schreibt einen Wettbewerb mit einer Gestaltungsaufgabe aus. Künstler und Künstlergruppen können sich darauf bewerben und ihre Idee einbringen. Beim Münsterplatz sei die Bedingung, dass der Verteilerkasten künstlerisch gestaltet werden muss, erklärt eine Mitarbeiterin aus der städtischen Kulturabteilung den Hintergrund zur Gestaltungsaufgabe gegenüber Merkurist. Kæppel gewann den Wettbewerb mit ihrer Idee und durfte entsprechend das Kunstwerk umsetzen.