Gutenberg, Fastnacht, ZDF und Mainz 05 – all das bringen die Menschen mit Mainz in Verbindung. Doch es gibt auch Dinge, die nur echte Mainzer kennen. In Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5, Teil 6 und Teil 7 haben wir euch schon einige Mainz-Insider gezeigt, jetzt kommen fünf weitere hinzu.
Podesttanz vom „Schon schön“-Opa
Er ist eines der Gesichter des Mainzer Nachtlebens: „Schon Schön“-Opa Klaus Tiller. In den vergangenen zehn Jahren hat Tiller Hunderte Nächte in seinem Lieblingsclub in der Mainzer Altstadt durchgefeiert. Legendär ist sein Tanz auf dem Podest: Wenn Tiller dort oben rhythmisch seine Arme schwingt, jubelt der Saal. Im November feiert der Wiesbadener nun schon traditionell seinen Geburtstag im Club – in diesem Jahr wird es der 72. Geburtstag.
Walk of Fame
Hollywood hat seinen Walk of Fame für Schauspielstars, in Mainz werden Kabarettisten geehrt. Auf den kleinen bronzenen Sternen auf dem Romano-Guardini-Platz stehen Namen wie Herbert Bonewitz, Kurt Tucholsky und Loriot. Auf dem „Walk of Fame des Kabaretts“ zwischen dem Deutschen Kabarettarchiv und dem „Unterhaus“ sind die Namen der Geehrten jeweils in Versalien eingraviert, in der Mitte befindet sich ein Edelstahlstern mit den Unterschriften der Künstler.
Wer auf einem Stern in Mainz verewigt wird, entscheidet eine Jury. Entscheidend seien die Nachhaltigkeit der künstlerischen Wirkung, der Beitrag zur Innovation beziehungsweise Fortentwicklung des Genres in künstlerischer und/oder literarischer Hinsicht, eine besondere nationale oder internationale Bedeutung und außergewöhnliche Beliebtheit. Zudem müsse der Künstler mindestens 65 Jahre alt sein. Meistens werden verstorbene Künstler geehrt, in seltenen Fällen auch lebende. So wurde Dieter Hallervorden 2015 kurz nach seinem 80. Geburtstag mit dem 80. Stern ausgezeichnet.
Fastnachtsbrunnen
Vor 57 Jahren wurde eines der jüngsten Mainzer Wahrzeichen enthüllt: der Fastnachtsbrunnen. Im Jahr 1963 hatte die Stadt lokale Firmen gefragt, ob sie bereit wären, ein Fastnachtsdenkmal zu finanzieren. Ludwig Eckes, der damalige Chef des Nieder-Olmer Getränkeherstellers Eckes-Granini, erklärte sich dazu bereit, die Kosten des Brunnens von knapp 800.000 Mark zu übernehmen. „Aus Liebe zu Mainz“ habe er das Geld gestiftet, erzählte er einem Journalisten des SWR 1967 in einem Interview. Im Jahr 1964 schrieb die Stadt einen Architektur-Wettbewerb aus, aus dessen Einreichungen die Bürger ihren Favoriten wählen konnten. Der Vorschlag des Münchner Künstlers Blasius Spreng machte das Rennen.
Sprengs Fastnachtsbrunnen besteht aus drei Stufen: Dabei steht die unterste Stufe für das Alltägliche, die Mittelstufe soll die Welt der Fastnacht zeigen und die oberste Stufe beschäftigt sich mit dem menschlichen Streben nach Selbstverwirklichung. Hat das Wasser die oberste Stufe des Brunnens erreicht, plätschert es zurück in die unterste, alltägliche Stufe. Nach drei Jahren Bauzeit wurde der Brunnen schließlich am 14. Januar 1967 feierlich enthüllt. Mehr als 200 bronzene Figuren, Symbole der Stadt Mainz und ihrer Lebensart, zieren das neun Meter hohe Kunstwerk. So sind zum Beispiel die Schwellköpp, Weck, Worscht und Woi und Vater Rhein Teil des Brunnens.
Heidelbergerfaßgasse
In Mainz gibt es viele kuriose Straßennamen, darunter auch die Heidelbergerfaßgasse im Bleichenviertel. Wahrscheinlich – und wenig überraschend – geht der Name tatsächlich auf ein altes Weinfass zurück. „Erstmals ist der Name 1734 aufgetaucht: ‘auff der pleich am heidelberger faß’“, so hat es Gästeführer Peter Seelmann herausgefunden. Das Haus, um das es hier ging, lag an der Ecke zur Hinteren Bleiche und wurde 1716 erbaut. Spätestens ab 1747 wurde es als Brauhaus genutzt. Zu der Zeit bekam es auch seinen charakteristischen Namen: „Bierhaus zum Heidelberger Fass“. Später wurde es umbenannt in „Bierbrauhaus zum Heidelberger Fass“.
Eine Vermutung ist, dass der Name von einem alten Weinfass im Keller stammt, so Seelmann. „Dieser Keller war dem des Heidelberger Schlosses ähnlich, nur wesentlich kleiner.“ Der Wirt Gottfried Sachs sei bei einem Ausflug nach Heidelberg von den vielen Weinfässern beeindruckt gewesen, die dort auf der Straße gelagert wurden. Daraufhin habe er seine eigene Gastronomie danach benannt. Sicher sei jedenfalls, dass der Straßenname auf eines der berühmten Heidelberger Riesenfässer anspielt, und eben auf das Brauhaus am Ende der Straße. Letzter Eigentümer des Brauhauses war Johann Dorth, der 1857 starb. Drei Jahre später wurde der Braubetrieb dann endgültig eingestellt. Stadtbaumeister Eduard Kreyßig ließ es zwölf Jahre später abreißen, als die Stadt erweitert werden sollte. Als letztes Haus der Straße hatte es dem Straßendurchbruch zur Kaiserstraße im Weg gestanden.
Mainzer Schimpfwörter
Der Mainzer Dialekt ist reich an kreativen Schimpfwörtern, darunter so brutale wie „Do grieste paar uffs Aach und uffs anner Aach aach“ („Aaach“ für Auge) und wenig charmante wie „Die is so lästisch wie ne Abee-Mick!“ (also eine „Abort-Mücke“). Oft wurde mit den Worten „Herrgott dunner Keil!“ geschimpft, über den „Hannebambel“ und den „Dollbohrer“ (einfältige Menschen) oder den „Babbsack“ (einen ekligen Menschen).
Besonders trinkfreudige Mainzer nennt man bis heute „Schnudedunker“. Ob das als Schimpfwort gemeint ist, ist wohl von der Situation abhängig. „Suffkopp“ ist hingegen eindeutig wertend.