5 Dinge, die man nur kennt, wenn man aus Mainz kommt

Bahnhof Mainz-Süd, Spundekäs, Schoppestecher: Hier sind fünf Dinge, die nur echte Mainzer kennen.

5 Dinge, die man nur kennt, wenn man aus Mainz kommt

Gutenberg ist weltbekannt, die Mainzer Fastnacht lockt an Rosenmontagen mehr als 500.000 Menschen in die Stadt, Mainz 05 spielt seit 14 Jahren ununterbrochen in der Bundesliga. Doch es gibt auch Dinge, die nur echte Mainzer kennen. In Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5 und Teil 6 haben wir euch schon einige Mainz-Insider gezeigt, jetzt kommen fünf weitere hinzu.

Bahnhof Mainz-Süd

Wer heute aus Richtung Frankfurt mit der S-Bahn zum Mainzer Hauptbahnhof fährt, kommt am Bahnhof „Römisches Theater“ vorbei. Vor 20 Jahren hieß er noch „Mainz-Süd“. Der Bahnhof in der Holzhofstraße bekam 2006 nicht nur einen neuen Namen, sondern auch ein neues Gebäude. Der Klinkerbau von 1884 wurde bis auf die denkmalgeschützte Fassade in Richtung Bahngleise abgerissen. Die wurde in den Neubau integriert und ist alles, was noch vom ehemaligen Gebäude blieb.

Die folgenden Bilder zeigen den Südbahnhof in den Jahren 1997/98:

Die Nachtschwärmer trafen sich damals in der Gaststätte „Südbahnhof“. Um 4 Uhr öffnete das Lokal, die Gäste tranken Bier, aßen Schnitzel mit Pommes oder spielten im Nebenraum Billard und Flipper. Zur Gaststätte gehörte auch ein Kiosk mit Süßigkeiten. Nachfolger wurde das „Schick und Schön“, das 2002 in die Räume am Südbahnhof einzog. Doch die Kulturlounge musste nach nur vier Jahren wieder umziehen, bevor die Umbauarbeiten begannen.

Für viele Mainzer ist Bahnhof Römisches Theater auch heute noch der „Südbahnhof“.

Spundekäs

Zusammen mit Handkäs und Weck, Worscht un Woi ist der Spundekäs wohl das bekannteste Gericht aus Mainz beziehungsweise Rheinhessen. Er besteht in der Regel aus Frischkäse, Quark, Pfeffer, Salz und Paprikapulver und wird mit Zwiebelringen oder gehackten Zwiebeln serviert. Je nach Rezept können die Bestandteile und die Würzung aber auch variieren.

Spundekäs wird mit Brezeln oder Brot verzehrt. Er wird mittlerweile auch überregional als Fertigprodukt in Supermärkten angeboten. Außerdem passt Spundekäs auch gut zu Weißwein, wenn man auf diesen Reim vertraut: „Ein jeder wääß, zum achte Gläsje gehört dem Mensch e Spundekäsje. Des reizt de Gaume, stärkt de Mage – korz, mer kann widder ään vertrage.“

Heute kennt man den Spundekäs' nur in seiner cremigen Form. Ursprünglich wurde er trocken gelagert. Daher ist sein Name auf die eigentlich zylinderartige Form zurück zu führen, die an Korken für Weinfässer erinnert und im Raum Mainz „Spund“ genannt wird.

Schoppestecher

Der Schoppestecher ist ein echtes Mainzer Original. So bezeichnet man einen Weintrinker, der seine Nase in ein Schoppeglas hineinsticht (oder -steckt). Verewigt wurde der Schoppestecher als Statue vor dem Proviant-Magazin vom Mainzer Porzellanfabrikanten Heinz Schaubach. Er stiftete der Stadt Mainz das Bronzedenkmal zu ihrer 2000-Jahr-Feier im Jahr 1962.

Seit 2002 gibt es außerdem in der Pyramide auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt den Schoppestecher als Figur. Fast hätte es der Begriff auch in das Fastnachtsmotto für die nächste Kampagne geschafft. Vorgabe war, dass außer „Fastnacht“ noch das Wort „Schoppe“ oder „Schoppestecher“ enthalten sein soll. Gewonnen hat am Ende der Vorschlag „Zur Fassenacht lädt Mainz am Rhein die ganze Welt zum Schoppe ein“. Immerhin auf Platz 3 schaffte es der Vorschlag „Der Schoppestecher singt und lacht, weil Meenzer Fastnacht glücklich macht“.

Rätsel um Nasengässchen

Wie kam das Nasengässchen in der Mainzer Altstadt zu seinem merkwürdigen Namen? Eine Version lautet, dass es sich vom Begriff „Nass“ ableitet, da durch die benachbarte Grebenstraße der Grebenbach verlief. „Das ist aber Quatsch“, findet Stadtführer Peter Seelmann. In einer Dissertation aus dem Jahr 2008 fand er bessere Erklärungen: Dass der Name tatsächlich etwas mit den Eigenheiten der Nase zu tun hat. Im Neuhochdeutschen bedeutete „Nase“ nämlich übertragen so viel wie „etwas Vorspringendes, Gebogenes, vorstehende Zapfen aus Eisen oder Holz“. So könnte die Gasse nach dem Haus „Zur langen Nase“ in der benachbarten Grebengasse benannt sein, das vorstehende Elemente aus Eisen gehabt haben könnte. „Das Haus wurde erstmals 1316 erwähnt, ebenso wie die Nasengasse“, so Seelmann.

Andere Historiker, wie Meinrad Schaab, gehen davon aus, dass es die charakteristische Krümmung der Straße ist, die ihm den Namen gegeben hat. Daher sei es auch „Enges Gässlein“ genannt worden.

„Heile, heile Gänsje“

Die Fastnachtshymne von Ernst Neger aus den 1950er-Jahren rührt auch heute noch die Herzen der Menschen. Ungewöhnlich melancholisch und im Mainzer Dialekt gesungen, spielte Neger mit ihm auf die Zerstörungen während des Zweiten Weltkriegs an. Erstmals brachte er das Lied bei einer Fastnachtssitzung auf die Bühne, am Klavier begleitet von Toni Hämmerle. Das Publikum war begeistert – und zu Tränen gerührt.

„Heile, heile Gänsje, ist bald wieder gut. Kätzje hot e Schwänzje, ist bald wieder gut. Heile, heile Mausespeck, in hundert Jahr ist alles weg!“. Erfunden hat das Lied übrigens ein anderer: Martin Mundo – und das bereits in den 1920er Jahren. Es war ein Kinderlied, das trösten sollte, wenn die Kinder hingefallen waren. Über den damals üblichen Spruch „Heile heile Gänsje“ hatte er eine Melodie für seinen Sohn gelegt. Neger ergänzte das Kinderlied um eine vierten Strophe, die vom zerstörten Mainz handelte und von Georg Zimmer-Emden gedichtet wurde.

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