Gutenberg ist weltbekannt, die Mainzer Fastnacht lockt an Rosenmontagen mehr als 500.000 Menschen in die Stadt. Doch es gibt auch Dinge, die nur echte Mainzer kennen. In Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4 und Teil 5 haben wir euch schon einige Mainz-Insider gezeigt, jetzt kommen fünf weitere hinzu.
Gautschen
Die Mainzer Tradition „Gautschen“ geht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Lehrlinge aus dem Buchdruckgewerbe werden nach erfolgreichem Abschluss in einer hölzernen Bütte untergetaucht. Sie sollen so „von den Sünden der Lehre und der Buchdruckerschwärze reingewaschen“ werden. Zwar wird nicht ausschließlich in Mainz gegautscht, doch in der Heimatstadt Gutenbergs findet seit 1968 bei der Johannisnacht das weltweit größte öffentliche Gautschen statt.
Marktfrühstück-Hype
„In Mainz gibt es drei Religionen“, sagte Fastnachter Florian Sitte 2018 als Angela Merkel bei „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“. „Fastnacht, Fußball und Marktfrühstück“. Wenn das Mainzer Marktfrühstück im März beginnt, stehen Tausende auf dem Liebfrauenplatz. Für die einen ist es das Event bei gutem Wetter, für andere sorgt es für „unzumutbare Zustände“. Dabei fing alles ganz anders an: Beim ersten Marktfrühstück 1993 wurden noch Bier und Erbsensuppe serviert, die Besucherzahlen waren überschaubar. Erst seit dem 24. April 1999 gibt es den typischen Weinausschank, Veranstalter sind seitdem die Mainzer Winzer.
In den 10er-Jahren wurde das Marktfrühstück immer mehr zum Großevent, an den ersten Samstagen im Jahr 2018 waren es 5000 bis 7000 Besucher. Nur die Corona-Pandemie brachte die Veranstaltung 2020 und 2021 zum Erliegen. Im vergangenen Jahr ging es wieder los – mit weiteren Standorten auf dem Gutenbergplatz und auf dem Leichhof.
Piffche
Das „Piffche“ ist die kleinste Maßeinheit, in der man den Wein trinkt, nämlich 0,1 Liter. Allerdings kennt man den Begriff nicht nur in Mainz, sondern auch im restlichen Rheinhessen und im Rheingau. Wie es im Rheinhessen-Lexikon heißt, kommt das Wort „Piffche“ sehr wahrscheinlich daher, dass die Menge so schnell getrunken werden kann, wie ein kurzer Pfiff dauert. Möglich ist auch, dass es sich vom alten Hohlmaß „Pfiff“ ableitet.
Flotte Lotte
Seit 1964 fährt die Eisenbahn „Flotte Lotte“ durch den Mainzer Volkspark. Eine Firma aus Mannheim wollte mit dem Bau der Bahn eine Kinderattraktion mitten in Mainz schaffen. Herbert Richter aus Wiesbaden, der am Volkspark damals einen Edeka-Laden hatte, kaufte die Bahn 1964 für 120.000 DM. Richters spanischer Mitarbeiter Manuel betrieb und fuhr die Bahn, bis er 1988 in sein Heimatland zurückging.
Ursprünglich „Westernbahn“ genannt, kam irgendwann der Name „Flotte Lotte“ für die Bahn auf. Warum und wann genau, das weiß heute niemand mehr. Doch der Name blieb haften und die Bahn wurde zum Kult. Dass es die Kindereisenbahn heute noch gibt, liegt an Aldo Zanardelli. 1991 kaufte der Italiener Richter die Bahn ab.
Quellmänner mit Leberworscht
Es ist ein fast vergessenes Mainzer Gericht: Quellmänner mit Leberworscht. Quellmänner wurden früher Kartoffeln genannt, da sie im Wasser quellen. Die Kartoffeln werden dann in der Mitte aufgeschnitten und eine warme Leberwurst wird hineingelegt.