Mainz ist Fastnachtshochburg, Medienstandort und die Hauptstadt von Rheinland-Pfalz – so viel dürfte den meisten Mainzern und auch vielen Auswärtigen bekannt sein. Andere Fakten sind hingegen weniger geläufig. Wir stellen Euch heute einige Fakten rund um das Thema Straßenschilder vor. Wusstet du schon, dass...
… es in Mainz Straßenschilder in drei Farben gibt?
Warum Mainz blaue und rote Straßenschilder hat, ist vielen bekannt. Blau sind die Straßenschilder, die parallel zum Rhein verlaufen. Die roten Schilder stehen für Straßen, die weg vom Rhein führen. Doch diese Farbgestaltung der Schilder gilt nicht für alle Straßen in Mainz. Viele Straßennamen stehen auch auf Schildern mit weißem Hintergrund, so wie man sie aus fast allen deutschen Städten kennt. Doch warum gibt es in Mainz Straßenschilder in drei Farben?
Das System mit roten und blauen Straßenschildern wurde in Mainz im Laufe der vergangenen 160 Jahre nicht konsequent durchgehalten. Der Grund dafür sei ein einfacher, wie ein Stadtsprecher einmal gegenüber Merkurist sagte. „In den Vororten und in Bereichen, die dem Rhein nicht zugeordnet werden können, sind die Straßenschilder in weiß gehalten.“
Ähnlich sieht es in Finthen aus. Auch hier ist die Farbe der Straßenschilder nicht komplett einheitlich. So hat beispielsweise die „Henri-Dunant-Straße“, die anscheinend parallel zum Rhein verläuft, ein blaues Straßenschild.
Interessant ist hier, dass die Straße ursprünglich „Neugasse“ hieß und erst nach der Eingemeindung 1969 in Henri-Dunant-Straße umbenannt wurde und dann ein blaues Straßenschild erhielt. Aber: Die „Agnes-Miegel-Straße“ in Finthen, die früher Goethestraße hieß und auch nach 1969 umbenannt wurde, hat ein weißes Schild.
Möglicherweise gehört sie zu den Straßen, „die dem Rhein nicht zugeordnet werden können“. Und so gibt es weiterhin dreifarbige Schilder.
… in Mainz hinter manchen Straßennamen ein Punkt steht?
Wer durch die Mainzer Altstadt geht und sich die Straßenschilder etwas genauer anschaut, der kann manchmal eine erstaunliche Entdeckung machen: So ist auf ein paar Schildern hinter dem Straßennamen ein Punkt zu sehen. Wie zum Beispiel hier beim „Höfchen.“.
Verwirrend wird es dann endgültig, wenn man wenige Meter neben diesem Schild ein anderes mit der Aufschrift „Höfchen“ sieht – ohne Punkt.
Doch warum gibt es hier zwei Varianten? Ein Hinweis zu dem Punkt hinter den Straßennamen findet sich im Duden von 1929. Dort steht ein Passus, in dem festgestellt wird, dass Namen wohl häufig als abgekürzte Sätze aufgefasst wurden und sich deshalb die Schreibweise mit einem Punkt eingebürgert habe, zum Beispiel auf Visitenkarten, Briefköpfen oder Schildern. Es handelt sich laut Duden um eine Beobachtung aus der Schreibpraxis. Da der Punkt aber nicht zwingend benötigt werde, sei er immer häufiger weggelassen worden, so der Duden. Offenbar ist es auch um das Jahr 1900 in Mainz schon üblich gewesen, hinter Adressen oder Namen einen Punkt zu setzen. So gibt es viele historische Bilder, die Häuser, Läden und Gastwirtschaften zeigen, bei denen zum Beispiel hinter dem Inhabernamen ein Punkt gesetzt wurde.
Ein „besorgter Unterthan“, der laut „lexikographieblog“ Ende des 19. oder am Anfang des 20. Jahrhunderts gelebt haben muss, bezechnete den Punkt als „Unfug“. „Werthe Herren, flaniert einer heutzutage durch unsere Städte und Dörfer, bemerket er unweigerlich nach kurzer Zeit eine Unsitte, die aller Orten Einzug gehalten zu haben den Anschein macht. Ich spreche davon, dass Illiterate und Stümper nach jedem einzelnen Worte einen Punct setzen, als hätten sie gleichsam einen ganzen Satz beendet“, so der Untertan. Nach Ansicht des Mannes steht außer Frage, „dass nur dumme Jungen in Frage kommen, diesen Punct setzen zu pflegen“. Deshalb taufe er ihn auf den Namen: der Dumme-Jungen-Punct.
… es in Mainz Hausnummern mit dem Zusatz 1/10 gibt?
Aus den „Harry Potter“-Büchern kennt man das Gleis 9 3/4 am Londoner Bahnhof King’s Cross. Es ist der Eingang in die Zauberwelt, die man betritt, wenn man durch die Bahnsteigwand geht. Dass sich hinter der Tür zur Hafenstraße 17 1/10 in der Mainzer Neustadt auch eine Zauberwelt verbirgt, darf eher bezweifelt werden. Doch was hat es mit dieser Nummer auf sich?
Tatsächlich ist das Haus in der Hafenstraße nicht das einzige mit solch einer kuriosen Nummer. Auch in der Reichklarastraße gibt es die etwas versteckte Hausnummer 2 1/10, in der Neubrunnenstraße die 4 1/10. Fündig wird man beispielsweise auch in der Adam-Karrillon-Straße.
Wie die Stadt Mainz einmal auf Merkurist-Anfrage mitteilte, sei es naheliegend, dass diese Nummern bei Neubauten zwischen fortlaufenden Hausnummern vergeben wurden. Eine Relevanz haben die Zahlen heute nicht mehr, mittlerweile verwendet man stattdessen Buchstaben. Doch nicht überall wurden die alten Nummern abmontiert. Die Neubrunnenstraße 4 1/10 hat also offiziell die Nummer 4A. Hier sind sogar beide Versionen an der Hauswand zu finden.