Diese bekannten Unternehmen gab es früher in Mainz

Viele große Firmen wie Schott, Biontech oder Werner & Mertz haben ihren Sitz in Mainz, andere schlossen irgendwann ihre Standorte. In unserer Serie stellen wir stellen euch frühere Unternehmen in Mainz vor. Drei weitere gibt es in Teil 2.

Diese bekannten Unternehmen gab es früher in Mainz

Zahnhygiene, Kaufhaus und Autohersteller – im zweiten Teil unserer Serie stellen wir euch drei weitere Unternehmen vor, die früher in Mainz ansässig waren. Hier geht es zu Teil 1.

Blendax

Wie man auf diesem Bild aus dem Jahr 1963 sehen kann, fuhr früher eine Tram zur Ingelheimer Aue. Und das war auch bitter nötig: Denn in dem Hafengebiet arbeiteten Tausende. Vor allem bei der Blendax GmbH, wo bis 2002 Zahnpasten und Zahnbürsten produziert wurden. Noch 1987 war Mainz Europas wichtigster Standort für Mundhygiene.

Auch „Red Bull“-Milliardär Dietrich Mateschitz arbeitete bis 1982 im Marketing bei Blendax in Mainz. Als er einmal für seinen Arbeitgeber in Asien unterwegs war, entdeckte er dort den Markt der Aufputschgetränke. Hier lernte er auch Chaleo Yoovidhya kennen, der ein Getränk namens „Krating Daeng“ verkaufte – einen billigen Energydrink mit viel Koffein und Taurin. Mateschitz kündigte bei Blendax und kaufte sich in die Lizenz von „Krating Daeng“ ein. Fünf Jahre lang tüftelte er, dann brachte er ein neues Getränk mit leicht veränderter Rezeptur 1987 auf den Markt: „Red Bull“. Im selben Jahr übrigens, als die Blendax-Werke in Mainz an die amerikanische Firma „Procter & Gamble“ verkauft wurden. 2002 wurde der Firmen-Standort von Mainz nach Groß-Gerau verlegt. Mateschitz starb 2022 nach schwerer Krankheit.

Hertie

Seit Oktober 2020 hat das Karstadt-Kaufhaus an der Ludwigsstraße geschlossen. Was viele jüngere Mainzer nicht mehr wissen: Karstadt befand sich zunächst ab 1978 am Höfchen. Die folgenden Bilder sind aus dem Jahr 1993.

An der Ludwigsstraße eröffnete hingegen im Jahr 1963 das Kaufhaus Hertie. Erst nach fast 50 Jahren wurde Hertie 2001 schließlich zu Karstadt. Nicht selten hörte man in den nächsten Jahren noch den Satz „Ich geh bei de Hertie“, wenn es eigentlich zu Karstadt ging. Hier im Bild befindet sich Hertie an der rechten Seite, das kleine weiße Schild weist darauf hin.

Seit Karstadt 2020 geschlossen hat, haben sich im Kaufhaus „Lulu“ Shops angesiedelt, kleine Start-Ups, Künstler und Kollektive. Langfristig soll zwischen Gutenbergplatz, Bischofsplatz und Ballplatz ein „modernes Areal“ entstehen, mit Einkaufsmöglichkeiten, Kultur und Gastronomie.

Autowerk Garbaty

Der Name „Garbaty“ dürfte den meisten Mainzern kein Begriff sein. Schließlich liegt die Unternehmensgeschichte schon rund 100 Jahre zurück. Nach dem Ersten Weltkrieg war der gebürtige Weißrusse Möise Gorbaty mit seiner Familie nach Deutschland ausgewandert. In Mainz betrieb er zunächst einen Gebrauchtwarenhandel und ließ im Juni 1921 seinen Nachnamen in Garbaty ändern.

Drei Jahre später gründete er am Binger Schlag das „Autowerk Garbaty Mainz“, in dem er mit etwa 30 Mitarbeitern eigene Fahrzeuge produzierte. Wie der Hobbyhistoriker Werner Schollenberger in seinen Beiträgen zur Automobilgeschichte schreibt, sei der „Garbaty“ ein „einfach und solide konstruiertes“ Auto gewesen und als Phaeton und Limousine angeboten worden. Der rund 750 kg schwere Wagen habe eine Spitzengeschwindigkeit von etwa 95 km/h erreicht. Auch Sport- und Rennversionen habe es vom Garbaty gegeben.

Bis Dezember 1927 seien etwa 400 Autos produziert worden, danach zog die Familie wieder nach Paris. Dort ereilte Möise Garbaty ein trauriges Schicksal: Er wurde 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Wie Schollenberger schreibt, soll noch heute eines seiner Autos im Besitz der Familie Garbaty in Frankreich sein.

Bilder vom Garbaty findet ihr hier.

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