Günther Jauch zählt zu den beliebtesten Moderatoren Deutschlands. Mit seiner Quizshow „Wer wird Millionär?“ holt er auch nach mehr als 20 Jahren noch Top-Quoten für den Privatsender RTL. Doch bevor Jauch mit diesem Unterhaltungsformat erfolgreich war, moderierte der inzwischen 66-Jährige auch einige Sendungen für das ZDF. Dass es bei dem Mainzer Sender mitunter etwas komplizierter zuging, erzählte Jauch nun in der Interviewreihe „Einblicke“, die vom ehemaligen Fußball-Bundesliga-Schiedsrichter Herbert Fandel präsentiert wird. Bei dem Talk setzte Jauch zudem ausgerechnet eine amüsante Spitze gegen ein traditionsreiches Mainzer Gebäude, in dem er erst kürzlich zu Besuch war.
„Das war gruselig“
Wie Jauch erzählt, habe er die Sendung „Menschen“ (ZDF) beziehungsweise „Menschen, Bilder, Emotionen“ (RTL) insgesamt 34 Mal moderiert. Beim ZDF habe er die Show von Frank Elstner übernommen. Das Besondere daran: „Diese Sendung fand jedes Jahr in der Rheingoldhalle in Mainz statt.“ Dann holt Jauch zum kleinen Rundumschlag aus:
„Die Rheingoldhalle war vom Ambiente deutlich unerotischer als hier (Bitburger Stadthalle)“, sagt er. Dann führt Jauch weiter aus, was er damals grauenhaft fand. So seien die ersten zehn Reihen während der Show in der Rheingoldhalle immer mit Rundfunkräten, deren Gattinnen, irgendwelchen Leuten, die Karten bekommen haben, und gelangweilten Redakteuren besetzt gewesen. Für Jauch ein unhaltbarer Zustand, den er so irgendwann nicht mehr wollte, wie er erklärt. „Das war gruselig, im Grunde auch so ein gelangweiltes Publikum.“
Doch das war offenbar nicht der einzige Aspekt, der Jauch schließlich an seinem Engagement zweifeln ließ: So sei ihm nach dem Ende einer dieser „Menschen“-Sendungen mitgeteilt worden, dass der damalige Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) im Publikum saß und in der dreistündigen Sendung sechsmal im Bild war. Der Oppositionsführer von der CDU, Johannes Gerster, sei dagegen elfmal im Bild gewesen. Und das würde ein „Nachspiel“ haben, wie es damals hieß. Letztlich sei dann ein Deal ausgehandelt worden, dass Beck sich drei Themen für die „heute“-Sendung aussuchen und dazu Stellung nehmen durfte, um wieder einen Ausgleich zu bekommen.
Für Jauch brachte diese Entscheidung aber offenbar das Fass zum Überlaufen. „Als ich das mitbekommen habe, das war wirklich unfassbar, da habe ich gesagt: ‘Passt auf, Leute, das nächste Jahr machen wir mal eine Denkpause, ich setze mal aus.’“ Als sich dann im August des Folgejahres das ZDF wieder bei ihm meldete und ihn für die „Menschen“-Show verpflichten wollte, sei er hart geblieben und habe die Moderation abgelehnt.
In dieser Phase habe sich dann plötzlich der damalige RTL-Programmchef Helmut Thoma bei ihm gemeldet und ihm angeboten, die Show bei dem Privatsender zu moderieren. „Aber nicht mehr in der Rheingoldhalle, das ist zu teuer“, zitiert Jauch Thoma. Während die Show mit ihm bei RTL dann etwa acht Millionen Zuschauer gehabt habe, hätten das gleiche Format beim ZDF nur noch etwa 2,5 Millionen Zuschauer verfolgt, gibt Jauch an.
„Wie der Igel zum Arschwischen“
„Absurd“ fand Jauch dann auch noch eine andere Begebenheit, die wieder in Verbindung mit dem ZDF stand. „Ich hatte das Angebot, dass ich zweiter Mann im ‘heute-journal’ werden sollte. Das wäre für mich eigentlich das Größte gewesen. Aber auf diesem Posten hatte angeblich die CSU die ‘Kralle’ drauf.“
Da er damals noch beim Bayerischen Rundfunk (BR) gearbeitet habe und dieser mit der CSU assoziiert wurde, meinte man, ihn holen zu können, erzählt Jauch. Als mit ihm dann schon verhandelt worden sei, habe sich plötzlich die CSU gemeldet und „die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, weil sie mich ja kannten vom Bayerischen Rundfunk, und ich war alles andere als CSU, ich war völlig unabhängig. Also ich war für die CSU so geeignet wie der Igel zum Arschwischen“, sagt Jauch und bringt damit das Saalpublikum zum Lachen.
Wie der Moderator weiter erzählt, habe es am Ende dann geheißen, dass er nicht zuverlässig genug sei. „Das hatte dann der Gottschalk wieder mitbekommen und gesagt: ‘Ich kenne den Franz-Josef Strauß gut, ich sage dem mal, die sollen dich nehmen.’ Doch das wollte ich irgendwie auch nicht“, erklärt Jauch.
Auch wenn es dann nicht für das „heute-journal“ reichte, so moderierte Jauch unter anderem noch das „Aktuelle Sportstudio“ beim ZDF. Dies hätte zumindest seinem späteren Schwiegervater sehr imponiert, schildert Jauch seine Erinnerungen an die Zeit auf dem Lerchenberg.
Wer das gesamte „Einblicke“-Interview mit Günter Jauch sehen möchte, kann den Talk hier anschauen.