Wer in Mainz wohnen will, muss tief in die Tasche greifen. In einem Vergleich der Plattform Statista landete Mainz Ende 2022 auf Platz 8 der teuersten Städte in Deutschland. Das bekommen insbesondere Studenten zu spüren. Befeuert durch die Inflation und höhere Energiekosten steigen die Mieten für WG-Zimmer jetzt noch schneller – allein in den vergangenen zwölf Monaten um 12,8 Prozent, so eine Studie des Moses Mendelssohn Instituts (MMI) und des Portals WG-Gesucht.de.
Überdurchschnittlicher Preisanstieg in Mainz
Zwischen dem Beginn des Sommersemesters 2022 und des Sommersemesters 2023 seien die WG-Zimmer-Mieten in Mainz demnach im Durchschnitt von 430 auf 485 Euro gestiegen. Damit liege Mainz nicht nur knapp 30 Euro über dem Bundesdurchschnitt, auch die Anstiegsrate selbst sei 2 Prozent höher als das deutschlandweite Mittel von 10,6 Prozent. Nur in elf Städten, allen voran Berlin, Erfurt und Magdeburg, seien die Preise noch stärker gestiegen.
Wer als Auszubildender oder Student keine finanzielle Unterstützung von den Eltern bekommen kann, hat es in Mainz somit schwer. Die BAföG-Wohngeldpauschale wurde zwar im Sommer 2022 von 325 auf 360 Euro im Monat angehoben. Diese liegt damit jedoch immer noch 125 Euro unter der aktuellen Durchschnittsmiete für ein WG-Zimmer. „Vor diesem Hintergrund bedarf es dringend zusätzlicher finanziellen Unterstützung für Studierende, die außerhalb des Elternhauses wohnen“, so MMI-Direktor Dr. Stefan Brauckmann. „In immer mehr Städten braucht es mittlerweile das volle Gehalt eines Minijobs, 520 Euro, um die Wohnkosten zu tragen. Die kürzlich mit hohem bürokratischem Aufwand gewährte 200 Euro Energiekosten-Pauschale hat daher bei vielen Studierenden nur einen sehr kurzfristigen Effekt.“
Das Mainzer Wohnheim-Problem
Das Besondere in Mainz: Auch in den – eigentlich staatlich geförderten – Wohnheimen des Mainzer Studierendenwerks ist die Situation nicht viel besser. Bereits im vergangen Jahr lag die Durchschnittsmiete mit 361 Euro deutschlandweit an der Spitze, im März wurden die Mieten nochmals um 20 Euro angehoben. Das liege nicht zuletzt an der geringen Förderung vom Land Rheinland-Pfalz, so der Vorwurf des Studierendenwerks und des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA). Selbst nach einer im März beschlossenen neuen Förderrichtlinie des Landes können die Mieten des Mainzer Studierendenwerks nicht gesenkt werden – obwohl die neue Förderung laut Pressemitteilung dafür sorgen soll, dass die Höchstmieten in den Wohnheimen „der Wohnpauschale des BAföG entsprechen“.
„Die geänderten Förderbedingungen des Landes beziehen sich ausschließlich auf Neubauten und die Sanierung von älterem Gebäudebestand“, so Pressesprecher Thomas Kohn-Ade auf Merkurist-Anfrage. „Eine finanzielle Unterstützung des Landes für bestehende Wohnheime ist darin nicht vorgesehen, daher hat die Überarbeitung der Förderrichtlinien keinen Einfluss auf unsere Finanzierung oder die Mieten.“ Staatlich gefördertes Wohnen als Lösung für den starken Preisanstieg von WG-Mieten, wie es in der Studie von MMI und WG-Gesucht.de vorgeschlagen wird, scheint in Mainz also noch in weiter Ferne.
Zur Studie
Das Moses Mendelssohn Institut (MMI) hat in Kooperation mit dem Immobilienportal WG-Gesucht.de sowie dem Projektentwickler „GBI Group“ WG-Angebote in allen 94 deutschen Hochschulstädten mit mindestens 5000 Studierenden ausgewertet. Seit 2013 führt das MMI die unabhängige Marktbeobachtung durch. Weitere Infos dazu findet ihr hier.