Nachdem auf Videos in sozialen Medien zu sehen war, dass sie am Samstag beim CSD in Mainz einer Transfrau ins Gesicht geschlagen hat, ist die mutmaßliche Angreiferin als Co-Vorsitzende der Mainzer Linken zurückgetreten. Das teilen die Politikerin und ihre Partei am Dienstag mit.
Die bekannte Mainzer Influencerin und Dragqueen Gracia Gracioso hatte die Videos in sozialen Medien geteilt und das Verhalten der mutmaßlichen Angreiferin scharf kritisiert. Hintergrund des Streits sei ein Aufruf der linken Hochschulliste SDS zu einer Protestaktion gegen den CSD gewesen, weil die Organisatoren Polizisten zum Schutz der Veranstaltung einsetzen wollten. Vor einen Stand des Verbands lesbischer und schwuler Polizeibediensteter (VelsPol) stellte die Linke Liste einen Banner und demonstrierte lauthals, so Gracioso. Das wiederum habe sich der Mainzer CSD-Verein nicht gefallen lassen und einen eigenen Banner vor denjenigen der linken Liste gestellt.
Eine Transfrau, die den CSD-Banner hielt, filmte gleichzeitig die Linksdemo. Wie Gracioso schildert, habe die Linken-Politikerin nun versucht, der Transfrau das Handy zu entreißen. „Das gelingt ihr nicht. Daraufhin schlägt sie der Transfrau, die übrigens auch Brillenträgerin ist, mit voller Faust ins Gesicht“, so Gracioso. Merkurist berichtete über den Vorfall, ohne den Namen der Linken-Politikerin zu nennen. Auch Gracioso nennt den Namen im Video nicht.
So stellt die Linken-Politikerin den Vorfall dar
Die Linken-Politikerin stellt in einer Pressemitteilung den Vorfall anders dar. Als Mitglied der queeren Community sei sie „im Rahmen des antikapitalistischen Blocks“ beim CSD gewesen. „Später äußerte sich beim Straßenfest Kritik an der Rolle der Polizei in diversen Unterdrückungsverhältnissen in Form einer friedlichen Protestaktion vor dem Stand der VelsPol.“ An der Aktion habe sie zunächst nicht teilgenommen, sei dann aber Zeugin geworden, „wie Teilnehmende des Protests von Seiten mehrerer Widersprechenden bedrängt und zum Teil geschubst wurden“. Sie habe sich dazwischen gestellt, „um Eskalationen vorzubeugen und den Abstand beider Seiten aufrechtzuerhalten“.
„Das nahe und einschüchternde Abfilmen meines Gesichts konnte ich durch Wegdrehen nicht verhindern, da die Filmende mir immer näherkam und Aufforderungen das zu lassen ignorierte“, stellt die Linken-Politikerin ihre Sicht dar. „Als ich versucht habe, das Handy beiseitezuschieben, bekam ich einen Faustschlag ins Gesicht woraufhin ich im Affekt zurückschlug, um mich zu verteidigen.“
Linke distanziert sich von Gewalt
Sie bedaure nun sehr, welche Folgen die Darstellung der Ereignisse für sie, aber auch für ihre Partei habe. „Kritik für mein Handeln nehme ich gern an, distanziere mich aber scharf von Vorwürfen der Transfeindlichkeit und meiner vermeintlichen Rolle als Angreiferin. Genauso lehne ich die Diskreditierung legitimer Kritik durch die Ereignisse ab.“ Sie kritisiert zudem die „einseitige Darstellung“ in Presse und Social Media. „Um weiteren Schaden abzuwenden, trete ich schweren Herzens von meinem Amt als Co-Sprecherin des Kreisverbandes zurück.“
Auch der Kreisvorstand der Linken in Mainz / Mainz-Bingen äußert sich zum Rücktritt, möchte aber die Vorgänge wegen der laufenden Ermittlungen nicht näher kommentieren. „Wir bedauern sehr, dass es auf dem CSD in Mainz zur Anwendung von Gewalt gekommen ist, und distanzieren uns davon. Wir stehen solidarisch an der Seite aller Menschen, die sich für die Rechte queerer Menschen einsetzen, und werden uns weiterhin dafür engagieren.“
Die Linke Liste / SDS hat auf Instagram eine ausführliche Stellungnahme angekündigt und schreibt, dass der Protest nicht von der Linken Liste initiiert worden sei. „Es waren viele andere queerfeministische Gruppen beteiligt, die in die Auseinandersetzung verwickelte Person ist zum Beispiel kein Teil unserer Gruppe.“