Unter den 153 größten deutschen Städten zählt Mainz nicht gerade zu den ärmsten – im Gegenteil: Wie die „Zeit“ berichtet, ist Mainz auf Platz 16 der Städte mit den meisten Gutverdienern. In einigen Vierteln sind jedoch besonders viele Menschen von Armut betroffen.
Grundlage der „Zeit“-Auflistung ist eine im Dezember veröffentlichte Studie des Soziologen Marcel Hebig vom „Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung“. Diese zeigt nicht nur, welche Städte besonders arm oder reich sind, sondern auch, wie sich Armut und Reichtum innerhalb der Städte verteilen. Der Studie zufolge gelten 9 Prozent der Mainzer als arm, beziehen also Grundsicherung wie Bürgergeld (ehemals Hartz IV) oder Arbeitslosengeld II. Auf der Skala der ärmsten Städte landet Mainz also weit hinten auf Platz 112. Auf Platz 1 liegt Gelsenkirchen mit 25,7 Prozent.
In vielen deutschen Städten sind arme und gutverdienende Menschen auch räumlich voneinander getrennt. Mainz schneidet zwar auch hier vergleichsweise gut ab: 25,1 Prozent der Menschen müssten umziehen, damit Armut und Reichtum gleichmäßig verteilt wären. Im Vergleich liegt Mainz damit auf Platz 115 der Städte mit der stärksten Armutssegregation, also der größten Abtrennung armer Menschen. Dennoch gibt es einige Bereiche, in denen sich die armen Menschen häufen. Diese sind nicht nach Stadtteilen aufgeteilt, sondern in Quadratkilometer.
Platz 5
Auf Platz 5 der Viertel mit den meisten Grundsicherungsbeziehern landet das Zentrum von Mainz-Lerchenberg rund um die Hindemithstraße mit 18,6 Prozent. Ein ähnlich großer Anteil der Einwohner dort gilt jedoch als Gutverdiener: 18,4 Prozent verdienen mehr als 57.600 Euro im Jahr. Im Vergleich: Insgesamt gelten in Mainz 23,2 Prozent der Bevölkerung als gutverdienend.
Platz 4
Den vierten Platz belegt das Oberstadt-Viertel zwischen Geschwister-Scholl-Straße und Heiligkreuzviertel. Dort liegt der Armutsanteil bei 19,5 Prozent, Gutverdiener machen 19,7 Prozent der Bevölkerung aus.
Platz 3
Das drittärmste Viertel in Mainz liegt in der Neustadt: Rund um die Goethestraße beziehen 19,9 Prozent der Einwohner Grundsicherung. Mit 14 Prozent sind die Gutverdiener hier also deutlich seltener vertreten.
Platz 2
Mit 24,5 Prozent armer Bevölkerung liegt das Oberstadt-Viertel westlich der Geschwister-Scholl-Straße, also rund um die Berliner Straße und Kurmainz-Kaserne, auf Platz 2. Gutverdiener machen dort 13,5 Prozent der Bevölkerung aus.
Platz 1
Mit deutlichem Abstand auf Platz 1 liegt ein Viertel in Lerchenberg: Rund um das ZDF-Gelände gelten 48,6 Prozent der Einwohner als arm. Gutverdiener gibt es dort laut Studie gar nicht. Der Grund: Viele sozial geförderte Wohnungen befinden sich in der Gustav-Mahler-Straße, sie wurden dort 1995 eingerichtet. Ganz aussagekräftig ist diese Platzierung deshalb nicht. Denn einen Großteil des Quadratkilometers nimmt tatsächlich das ZDF-Gelände in Anspruch.
Hintergrund
Die Studie „Zur Ungleichverteilung von Armut, Reichtum, Bildung und Ethnie in den deutschen Städten“ hat Marcel Helbig anhand von Daten der Bundesagentur für Arbeit erstellt. Deshalb umfasst sie nur Menschen im erwerbsfähigen Alter von 15 bis 64. Auch Beamte, Rentner und Selbstständige sind nicht enthalten, weil die Arbeitsagentur nur Daten von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sammelt. Die Studie deckt alle Städte mit mehr als 60.000 Einwohnern ab.
Die „Zeit“ hat anhand der Daten nicht nur eine Auflistung der 153 ärmsten und reichsten Städte gemacht, sondern auch eine interaktive Karte erstellt, in der die Werte für die einzelnen Viertel für jede Stadt ersichtlich sind. Den vollständigen Artikel findet ihr hier.