Die bewegte Geschichte des Mainzer Rathauses: Wo es überall geplant war

1277 wurde das erste Mainzer Rathaus gebaut, seit 1973 steht es am Jockel-Fuchs Platz am Rheinufer. Über seinen Standort wurde jahrzehntelang diskutiert. Zuvor gab es jahrhundertelang gar kein Rathaus in Mainz.

Die bewegte Geschichte des Mainzer Rathauses: Wo es überall geplant war

Seit Monaten bereits wird das Mainzer Rathaus am Jockel-Fuchs-Platz aufwändig saniert. Erbaut wurde es hier im Jahr 1973, der Standort sowie seine Architektur sind bis heute umstritten. Dass es seinen Platz am Rhein bekommt, war lange nicht klar. Jahrzehntelang wurde in der Mainzer Politik darüber gestritten.

Begonnen hatten die Diskussionen um den Standort des Rathauses in den 1950er Jahren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und den verheerenden Zerstörungen der Innenstadt sollte Mainz neu aufgebaut und gestaltet werden. „Erste Überlegungen hatte es bereits in den 1930er Jahren gegeben, da plante man, das Rathaus hinter der Golden-Ross-Kaserne zu bauen“, erklärt Helge Hussmann, Mainzer Architekt, Denkmalpfleger und Stadtführer, im Merkurist-Gespräch. Dort, an der Großen Bleiche, befindet sich heute das Landesmuseum. Auch der Bereich hinter dem Ernst-Ludwig-Platz wurde in Erwägung gezogen.

500 Jahre lang war Mainz ohne Rathaus

Zuvor hatte es über 500 Jahre lang gar kein Rathaus in Mainz gegeben. Grund war die Mainzer Stiftsfehde: 1462 wurde der Stadtrat aufgelöst und Mainz von Erzbischof und Kurfürsten regiert. Das alte Rathaus wurde erstmals 1277 erwähnt. Es befand sich zwischen dem Eisenturm und dem Heilig-Geist-Spital. Abgerissen wurde es Anfang des 19. Jahrhunderts.

1954 kamen die ersten konkreten Vorschläge aus den Reihen des Stadtrats. Zunächst wurde überlegt, das neue Rathaus in der Mitternacht aufzubauen, also in der Nähe des heutigen Landtag-Standorts. 1962 dann beschloss der Stadtrat, das Rathaus „Am Brand“ zu errichten. Doch auch die Pläne scheiterten letztendlich, denn der Bau sei finanziell nicht realisierbar, hieß es damals.

Erst fünf Jahre später wurde erneut über einen Standort diskutiert, dieses Mal sprach sich eine Mehrheit für den Platz der ehemaligen Stadthalle aus, die mit einem Fassungsvermögen von 5000 Personen in einem Saal die damals größte Deutschlands war. Erbaut worden war sie im späten 19. Jahrhundert vom Mainzer Stadtbaumeisters Eduard Kreyßig. Seit 1965 steht an ihrer Stelle die Rheingoldhalle.

Über 20 Entwürfe wurden für das neue Rathaus eingereicht, den Zuschlag bekamen einstimmig die dänischen Architekten Arne Jacobsen und Otto Weitling. Sie wollten das Rathaus zu einem „natürlichen Anziehungspunkt der Stadt“ machen, als Verbindung zwischen Rheinufer und Altstadt. Doch schon bald geriet der Bau in die Kritik, vor allem wegen der Kosten und der Architektur. Grundsteinlegung war am 4. Juni 1971, kurz vorher starb Arne Jacobsen. Eingeweiht wurde das neue Rathaus zweieinhalb Jahre später, an Silvester 1973. Umgerechnet rund 127 Millionen Euro hat es letztlich gekostet, inklusive dem umstehenden Gelände.

Und heute?

Inzwischen ist das Mainzer Rathaus in die Jahre gekommen und wird seit drei Jahren aufwändig saniert. 100 Millionen Euro soll die Sanierung kosten. Wann sie beendet sein wird, ist noch immer nicht klar. Man hoffe, so sagte der aktuelle Interimsbürgermeister Günter Beck (Grüne) kürzlich, dass es noch vor Sommer 2027 wieder bezogen werden kann (wir berichteten).

Der Gästeführerverband Mainz bietet Führungen für Gruppen, Einheimische und Touristen an. Mehr Infos findet ihr auf der Webseite.

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