Licht aus, Humor an: Comedy-Star Khalid Bounouar startet solo durch

Bekannt wurde er als Mitglied von RebellComedy, jetzt ist Khalid Bounouar mit seinem Solo-Programm „Drive me crazy“ unterwegs – und war unter anderem auch in Mainz. Merkurist hat mit ihm darüber gesprochen, was Comedy heute ausmacht.

Licht aus, Humor an: Comedy-Star Khalid Bounouar startet solo durch

Wer unter eigenem Namen eine One-Man-Show spielen will, muss seinen Stoff im eigenen Leben finden. So zumindest sieht das der Stand-up-Comedian Khalid Bounouar (33). Für sein neues Soloprogramm „Drive me crazy“ schöpft er auch aus tiefgründigen und leidvollen Momenten – und macht daraus dennoch Comedy.

Comedy auf Höhe des Zeitgeists

Sein Verständnis von Komik würde er sowieso als das eines „Stürmers und Drängers“ beschreiben, denn er kommt aus der Ecke der Humor-Revoluzzer von RebellComedy. Das Kollektiv sei vor 17 Jahren gegründet worden, weil „die Jugendgeneration zu der Zeit nichts mit Comedy anfangen konnte“, erzählt Bounouar. „Wenn man zurückdenkt und guckt: ‘Wie war Comedy vor 15, 18, 20 Jahren?’, dann war das was für alte Menschen. Das war sehr alt, weiß, und das wars. Selbst wenn auf der Bühne jemand mit Migrationshintergrund stand, war das trotzdem für Alt und Weiß. ‘Die’ lachen über ‘den’. Und dann kam die MTV-Hip-Hop-Pop-Generation. Die konnten damit nichts anfangen. Genau aus dem Grund wurde RebellComedy gegründet, weil es die Comedy-Szene revolutionieren wollte.“

Erst einmal habe RebellComedy nur im kleinen Kreis stattgefunden: „Das war Comedy von uns für uns“, erinnert sich Bounouar. „Nicht von uns über uns.“ Es habe damit angefangen, dass zum Beispiel Filme und Musiker erwähnt worden seien, die Bounouar und die anderen selbst interessierten. „Dann hat man über Tupac geredet auf der Bühne und nicht immer nur über Falco.“ Von dort aus sei RebellComedy zum größten Comedy-Ensemble Deutschlands geworden.

Auf die Frage, welche Comedians er früher selbst mochte, fält Bounouar zunächst Otto ein. Aus der Sicht eines Stand-up-Comedians wäre aber eher Michael Mittermeier ein Vorreiter, weil er keine Rolle auf der Bühne spiele. Politisches Kabarett sei mit Stand-up ebenfalls nicht zu vergleichen. Kunstfiguren, Kabarettisten und Stand-up seien drei Arten Comedy, auch wenn sie in Deutschland gerne auf eine Ebene gestellt würden. Das sei, als wolle man Popsänger, R’n’B-Sänger und Rocksänger über einen Kamm scheren.

Witze mit Tiefgang

Die Aufgabe eines Stand-up-Comedians sei, das witzige Potenzial in allen möglichen Lebenssituationen zu erkennen und hervorzukehren. Witzige Begebenheiten könne jeder erzählen. Aber etwa wirklich witzig zu machen, obwohl es vielleicht traurig gewesen sei, sei die eigentliche Comedy-Kunst. Tatsächlich sei das Publikum manchmal irritiert, wenn es auch mit Tiefen konfrontiert werde, aber im Nachhinein würden sich die Zuschauer an diese Momente aus dem Programm am besten erinnern. Das sei auch in Deutschland außer bei ihm nicht zu finden. Vielleicht noch in den USA bei Hasan Minhaj.

Grenzen setze er sich eigentlich nicht, aber er habe ein paar persönliche Regeln, so Bounouar. Beispielweise fände er Witze über Sex viel zu einfach, um sie zu bringen. Auch religiöse Themen seien für ihn noch ein Tabu: „Dafür bin ich noch viel zu jung und viel zu unerfahren.“ Er habe auch erst nach sechs Jahren bei seinem ersten Solo-Programm zum ersten Mal über Politik gesprochen. Vorher hätte er sich auch dafür zu unerfahren gefühlt. Woran man sich herantraut, entwickle sich ja auch.

Mit Mainzern verbandelt

Mit den aktuellen Themen der RebellComedy-Mitglieder könnten übrigens auch immer häufiger ältere Leute etwas anfangen zum Beispiel DJ Yogi alias Jürgen Gerlich, dem Merkurist bei der Suche nach einer behindertengerechten Wohnung geholfen hatte. Bounouars Bruder streame auf Twitch, wo auch DJ Yogi sehr aktiv sei. Irgendwann habe sein Bruder die beiden „connceted“, weil er DJ Yogi so cool gefunden habe. „Alles, wovon man denkt, dass jemand, der Jürgen heißt, nichts damit anfangen könnte: Der ist voll drin“, erzählt Bounouar lachend.

Überhaupt kennt sich Bounouar in Mainz gar nicht so schlecht aus. Mit RebellComedy ist er 2015 zum ersten Mal im Frankfurter Hof aufgetreten. Seitdem kommt einer seiner Tourmanager aus Mainz und er hat bereits einige weitere Auftritte hier gegeben. Weil die Stimmung dabei immer so gut sei, habe er seine neue Solo-Show unter anderem auch in Mainz getestet – vor kleinem Publikum im Restaurant Pomp. „Generell: Rheinhessen-Publikum: Killer“, lautet sein Fazit.

Das Gespräch mit Khalid Bounouar führten die Merkurist-Redakteure Michael Meister und Anna Huber.

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