Abschied von Mainzer Flamingos: Das ist der Grund

Nach über 60 Jahren werden bald die Flamingos aus dem Mainzer Stadtpark verschwinden. Die Stadt nennt den Tierschutz als Grund. Was steckt genau dahinter?

Abschied von Mainzer Flamingos: Das ist der Grund

Am nördlichen Rand des Stadtparks, direkt an den Bahngleisen, befindet sich seit 63 Jahren der Flamingoweiher. Gemeinsam mit den Vogelvolieren zählt er als „Außenstelle“ des Gonsenheimer Wildparks. Eingerichtet wurde beides anlässlich des 2000-jährigen Stadtjubiläums.

Doch nun werden die Flamingos bald verschwinden. Das teilten Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) und Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) am Donnerstag (12. Juni) mit. Als Grund nannten sie den Tierschutz (wir berichteten). Doch was genau steckt dahinter?

Vögel müssen flugunfähig gemacht werden

Flamingos sind nicht nur Herden-, sondern auch Zugtiere. Sie fliegen also jeweils im Winter in wärmere Quartiere. Damit sie in ihrem Gehege bleiben, müssen sie also flugunfähig gemacht werden. Das funktioniert entweder, indem man die Flügelspitzen abtrennt (kupieren) oder die Flügelfedern stutzt.

Beides ist inzwischen in Deutschland verboten beziehungsweise nur mit Ausnahmegenehmigung erlaubt. Denn es bedeutet einen enormen Stress und Schmerzen für die Tiere. So heißt es in Paragraph 6, Absatz 1: „Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen.“

„Was vor 50 Jahren noch in Ordnung war, müssen wir heute mit der Erfahrung und dem Wissen, wie es den Tieren geht, revidieren“, sagte Haase während des Pressegesprächs. Gestutzte Federn könnten zudem wieder nachwachsen, so dass die Vögel wieder fähig wären zu fliegen.

Zwei Flamingos sind schwul, die anderen recht betagt

Die Stadt steht damit vor einem Dilemma: Um die Tiere „artgerecht“ halten zu können, müsste ihre Zahl auf je zehn pro Art aufgestockt werden. Aktuell befinden sich jedoch nur vier Kuba- und zwei Rosaflamingos im Stadtpark. Gleichzeitig ist wohl Nachwuchs nicht mehr zu erwarten. So seien zwei der Flamingos schwul, die anderen schon recht betagt. Der älteste Flamingo ist laut der Stadt bereits 45 Jahre alt. In beiden Fällen müssten zudem die zusätzlichen Tiere flugunfähig gemacht werden, was ja inzwischen verboten ist. Auch den Mainzer Flamingos sind die Flügel kupiert worden, jedoch bereits als Jungvögel in ihren Geburtseinrichtungen zu einer Zeit, als dies noch üblich uns legal war (wir berichteten).

Auch eine Voliere sei im Stadtpark nicht möglich, da dies unter anderem gegen den Denkmalschutz verstoßen würde, so Steinkrüger.

Stress für die Tiere

Im Mainzer Stadtpark kommt noch dazu: Bald soll an der Bahnbrücke an der Salvatorstraße mehrere Jahre lang gebaut werden. Das würde zusätzlichen Stress für die Tiere bedeuten. Auch die Feuerwerke, die in der nahe gelegenen Innenstadt regelmäßig abgefeuert wurden, hätten die Tiere sehr gestresst, so berichtete es eine Mitarbeiterin des Wildparks. So habe es bereits stressbedingte Todesfälle bei den Flamingos gegeben. So würden auch die Ziegen, die in der Nähe untergebracht sind, spätestens mit Beginn der Bauarbeiten umziehen. Sie werden dann im Tierpark in Gonsenheim untergebracht.

Nun also werden die Mainzer Flamingos spätestens im Herbst in einen Zoo innerhalb Deutschlands umgesiedelt werden, wo sie dann ihren Lebensabend verbringen können. Sowohl Haase als auch Steinkrüger bezeichnen die Entscheidung als „emotional“ für viele Mainzer. Gleichzeitig seien sie davon überzeugt, dass die Tiere in anderen Einrichtungen bessere Bedingungen haben würden.

Die Vogelvolieren im oberen Teil des Stadtparks, in denen rund 100 exotische Vögel untergebracht sind, sollen übrigens bleiben. Anders als der Flamingoweiher würden sie den Mindestanforderungen im Tierschutzrecht entsprechen.