Mainzer Gautor in „Gaytor“ umbenannt: Was dahinter steckt

Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Mainz hat bei Google Maps einen neuen Namen bekommen. Was dahinter steckt.

Mainzer Gautor in „Gaytor“ umbenannt: Was dahinter steckt

Das Mainzer Gautor heißt bei Google Maps jetzt „Gaytor“. Wie Merkurist berichtete, ist die bekannte Sehenswürdigkeit zwar weiterhin als „historische Sehenswürdigkeit“ ausgewiesen, trägt aber einen neuen Namen.

Wer genau für die Umbenennung verantwortlich ist, ist bislang nicht bekannt. Die Stadt Mainz hatte auf Merkurist-Anfrage lediglich mitgeteilt, mit der Namensänderung nichts zu tun zu haben. Ob die Umbenennung im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Christopher Street Day (CSD) in Mainz, der „Sommerschwüle“, steht, ist ebenfalls unklar.

Nicht die erste Umbenennung

Laut Chiara Bach, einer Stadtführerin für queere Touren in Mainz, ist es nicht das erste Mal, dass das Gautor in „Gaytor“ umbenannt wurde. „Zuletzt ist das Gautor im November 2023 zu Gaytor umbenannt worden. Es hielt allerdings nur ein paar Tage“, sagt sie. Damals sei die Umbenennung fernab von CSD-Terminen oder anderen queeren Ereignissen erfolgt.

Wer hinter den Umbenennungen steckt, weiß auch Chiara Bach nicht genau. „Ich vermute allerdings, dass es die Anwohner:innen oder vielleicht queere Aktivist:innen sein könnten.“

Das Gautor spiele auch in ihren Stadtführungen eine besondere Rolle. „Die Stadtführung beginnt aus verschiedenen Gründen an dem Standort. Zum einen wegen des lustigen Aufhängers, dass das Tor umbenannt wurde und sich dieses Wortspiel auch in der Gaustraße wiederfindet“, erklärt sie.

Queerfreundliche Kneipe in der Gaustraße

Zum anderen habe das Tor eine Verbindung zur queeren Geschichte der Stadt: „In den 90er- und 00er-Jahren gab es eine Zeitschrift für die queere Community namens LUST. Sie ist eine wesentliche inhaltliche Grundlage für die Stadtführung und vollständig im Stadtarchiv erhalten“, so Bach. In dieser Zeitschrift sei unter anderem empfohlen worden, nach einem Besuch in einer queer-freundlichen Kneipe in der Gaustraße einen Stadtspaziergang zu starten.

Chiara Bach ist Kulturanthropologin und erarbeitete die Stadtführung auf Grundlage verschiedener Archiv-Akten, Interviews mit Persönlichkeiten aus der Bewegung und Fachliteratur über die Region. Weitere Infos zu den Touren gibt es hier.

Das Gautor war einst Teil des 1650 angelegten Festungsrings um die Stadt und bildete einen wichtigen Zugangspunkt nach Mainz. 1998 wurde es in der Nähe seines ursprünglichen Standorts wieder aufgestellt. Seitdem trennt es die Altstadt von der Oberstadt.