Gewerbe trifft grüne Energie
Mit dem Green Park Wörrstadt entsteht ein neues Industrie- und Gewerbegebiet, das konsequent auf eine dezentrale und emissionsarme Energieversorgung ausgerichtet ist. Das Projekt unter der Leitung der Mainzer witura GmbH versteht sich als Antwort auf die Anforderungen einer klimaneutralen Wirtschaft und bietet zukunftsorientierten Unternehmen Chancen für ein ESG-konformes Gewerbe. Der Geschäftsführer André Hoffmann gibt Einblicke in das Konzept und die strategischen Leitplanken für einen Standort, der ökologische Verantwortung mit wirtschaftlicher Attraktivität verbindet.
Interview mit André Hoffman, Geschäftsführer, witura GmbH
Herr Hoffmann, wie gelingt es dem Green Park, eine nachhaltige Energieversorgung direkt vor Ort zu realisieren?
Im Green Park Wörrstadt verfolgen wir das Ziel, eine dezentrale und CO₂-arme Energieversorgung zu etablieren. Dafür setzen wir beispielsweise auf einen konsequenten Ausbau der Photovoltaik. Laut Bebauungsplan sind mindestens 60 % der Dachflächen aller Neubauten für Solaranlagen zu nutzen. Ergänzt wird dies durch nahegelegene Wind-, Solar- und Biogasanlagen, deren Strom die angesiedelten Unternehmen direkt über Lieferverträge beziehen können. So vermeiden wir lange Transportwege und reduzieren Abhängigkeiten vom Stromnetz. Zusätzlich kann überschüssiger Strom direkt in das öffentliche Netz eingespeist werden. Fossile Energien sind für uns keine Option.
Wie autark kann das Gewerbegebiet tatsächlich mit Erneuerbare Energien betrieben werden?
Der Grad der Eigenversorgung hängt stark von den zukünftigen Nutzungen und dem Energiebedarf der ansässigen Unternehmen ab. Während Büroeinheiten vollständig mit lokalem Strom versorgt werden können, benötigen energieintensive Betriebe eventuell zusätzliche Quellen. Das lässt sich aber ausgleichen durch die Rückspeisung überschüssigen Solarstroms oder der Nutzung von industrieller Abwärme. Deshalb rechnen wir mit einem potenziellen Energieversorgungsgrad von bis zu 100 %.
44acd410-7c87-48ab-996d-68239952661aWelche Leistung bringen die geplanten Anlagen zur Nutzung Erneuerbarer Energien?
Aktuell planen wir, einen bestehenden Solarpark mit derzeit 5 MWp Leistung zu repowern und durch einen neuen Park mit bis zu 25 MWp zu ersetzen. Zusammen mit zwei Windkraftanlagen à 5,7 MW, die in direkter Nachbarschaft errichtet werden sollen, erwarten wir eine Gesamtstromproduktion von rund 45 Millionen kWh jährlich – mehr als genug, um den Bedarf des Parks zu decken.
Wie wird der Wärmebedarf gedeckt?
Wir nutzen Wärmepumpen, die Umweltwärme effizient umwandeln, sowie Solarthermie für Warmwasserbereitung. Darüber hinaus prüfen wir die Integration industrieller Abwärme. Perspektivisch soll diese sogar über den Park hinaus für die Region verfügbar gemacht werden.
Wie trägt die Bauweise zur Nachhaltigkeit bei?
Alle Gebäude sollen einem kreislauffähigen Konzept folgen. Zudem empfehlen wir eine Holzbauweise bei den Gebäuden. Durch den Einsatz wiederverwertbarer Materialien, Gründächer, Solarflächen und einer ressourcenschonenden Bauweise sowie durch den Verzicht auf fossile Energieträger wird die Klimabilanz entscheidend verbessert. Zwar lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine konkreten Einsparwerte nennen, doch die Gebäude werden energetisch optimiert geplant und gebaut.
803f484e-5fa7-4655-97e0-ee9038e113daIst das wirtschaftlich tragfähig?
Die Grundstückskäufer tragen die Investitionskosten unter Einhaltung der Vorgaben. Für viele Betriebe amortisieren sich eventuelle Mehrkosten bereits innerhalb weniger Jahre, insbesondere bei hohem Energieverbrauch. Fördermittel, ESG-Anforderungen und steigende Energiepreise wirken als zusätzliche Beschleuniger und stärken die Zukunftsfähigkeit des Standorts – sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch.
Welche Preisstabilität können Sie Unternehmen bieten?
Wind- und Solaranlagen erzeugen Strom ohne Rohstoffkosten. Dadurch ist ein konstanter und günstiger Strompreis über eine Laufzeit von 25 Jahren möglich – ein klarer Standortvorteil für ansiedlungsinteressierte Unternehmen. Zudem bieten wir ein attraktives Einstiegspaket für Grundstückskäufer: 100.000 kWh kostenfreien Strom pro Jahr über fünf Jahre ab 5.000 Quadratmetern Fläche – das entspricht einem Einsparpotenzial von 125.000 Euro bei einem Strompreis von 0,25 Euro pro kWh. Damit schaffen wir nicht nur Preisstabilität, sondern auch unmittelbare wirtschaftliche Vorteile vor Ort.
Gibt es Vorgaben, welche Unternehmen sich ansiedeln dürfen?
Ja, der Bebauungsplan definiert klare Ausschlusskriterien. Logistik und Einzelhandel des täglichen Bedarfs sind nicht vorgesehen. Wir begrüßen hingegen Branchen wie Industrie, Produktion, Dienstleistungen, Hotellerie oder moderne Mixed-Use-Konzepte. Allerdings nur, wenn sie Interesse an einem ESG-konformen Gewerbe haben.
Wie ist der aktuelle Zeitplan für die Umsetzung?
Aufgrund archäologischer Funde musste der ursprüngliche Zeitrahmen angepasst werden. Der Erschließungsbeginn ist für Januar 2026 vorgesehen, der Baubeginn für Sommer 2026 – abhängig vom Stand der Erschließung kann dies auch früher erfolgen.