„Der lokalste Supermarkt“ – Globus im Gespräch über Regionalität, Digitalisierung und Zukunftspläne

Die Globus-Gruppe wächst und entwickelt sich stetig weiter. Im Interview spricht der geschäftsführende Gesellschafter Matthias Bruch über die Bedeutung von Rheinland-Pfalz, digitale Innovationen und warum persönliche Beratung wichtiger ist denn je.

„Der lokalste Supermarkt“ – Globus im Gespräch über Regionalität, Digitalisierung und Zukunftspläne

Herr Bruch, geben Sie uns bitte einen Überblick über die Globus Gruppe, Stand Mai 2025.

MB: Zur GLOBUS Gruppe gehören aktuell rund 200 Märkte mit etwa 36.000 Mitarbeitenden – davon 63 GLOBUS Markthallen in Deutschland. Dazu kommen 16 Hypermärkte in Tschechien und 90 GLOBUS Baumärkte, davon zwei in Luxemburg.

Digitalisierung und E-Commerce sind ein großes Thema im Handel – wie positioniert sich Globus hier?

MB: Die Digitalisierung und insbesondere KI bieten dem Einzelhandel eine große Chance, um an entscheidenden Stellen schneller und effizienter zu arbeiten. KI kann aus meiner Sicht niemals den persönlichen Kontakt zum Kunden ersetzen, aber sie kann dazu beitragen, bei unseren Beschäftigten die notwendigen Freiräume zu schaffen, um schneller Entscheidungen zu treffen und ein noch besserer Gastgeber in unseren Märkten zu sein. E-Commerce wird weiter wachsen. Zehn Prozent Marktanteil für den digitalen Lebensmittelhandel halte ich in zehn Jahren durchaus für realistisch. Der Handel wird hybrid – online z.B. für Drogerieartikel, stationär für Frische.

Welche digitalen Services bietet GLOBUS an?

MB: Unser Ziel sind digitale Lösungen mit echtem Mehrwert vor Ort – statt Standardlösungen von der Stange. Unsere Baumärkte sind seit vielen Jahren erfolgreich mit einem Onlineshop unterwegs. In Tschechien haben wir erfolgreich sowohl Click&Collect als auch einen Lieferdienst eingeführt. Im Lebensmittelbereich ist das in Deutschland derzeit noch nicht realisierbar. Die Kunden hier nutzen gerne unsere Mein GLOBUS-App, mit der wir ihnen noch zielgerichteter attraktive Angebote machen können und die zusätzlich die Möglichkeit bietet, den Einkauf zu planen und Informationen zu Sortimenten, Kampagnen oder Rezepten zu erhalten. Zusätzlich bieten wir z.B. einen Online-Vorbestellservice für unsere Fisch-, Käse- oder Sushiplatten an.

Wie verändert sich durch diese Entwicklung Ihr Sortiment?

MB: Unser Fokus liegt klar auf Lebensmitteln und Frischeprodukten, insbesondere aus unserer eigenen Herstellung direkt im Markt in Metzgerei, Bäckerei und Gastronomie. Damit machen wir bereits bis zu einem Drittel unseres Umsatzes. Die Kunden wollen Lebensmittel mit allen Sinnen wahrnehmen. Nonfood ist und bleibt ebenfalls wesentlicher Baustein für die Kunden, insbesondere an ländlichen Standorten, erwarten unsere Kunden, einen Großteil ihrer Bedarfe bei uns decken zu können. Dabei richten wir unser Sortiment an jedem Standort individuell auf die jeweiligen Kundenwünsche und -bedürfnisse aus.

Trotz großer Bekanntheit bleiben Sie regional – wie gelingt dieser Spagat?

MB: Regionalität ist eine unserer Stärken. Wir betrachten jede unserer Markthallen als Teil der lokalen Gemeinschaft vor Ort. Unsere Märkte agieren lokal eigenverantwortlich und unternehmerisch, z. B. in Rheinland-Pfalz mit zwölf Markthallen und 16 Baumärkten. Sie richten ihr Sortiment ganz an den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden in der jeweiligen Region aus und können damit auch Sortimente einer Vielzahl lokaler Hersteller und Lieferanten führen, auch kleiner. Damit können wir ein unübertroffen großes regionales Sortiment anbieten. Der ‚Gipfel der Lokalität‘ ist für uns die eigene Herstellung direkt im Markt - das kann im Handel in dieser Form sonst keiner.

Welche Rollen spielen Rheinland-Pfalz und auch Mainz?

MB: Eine zentrale. Viele Mainzer schätzen uns sehr und kaufen regelmäßig in unseren Märkten in Rüsselsheim und Wiesbaden-Nordenstadt ein. Seit 2023 sind wir außerdem sehr erfolgreich mit unserem Metzgergrill mitten in der Mainzer Innenstadt, am Schillerplatz, vertreten und kommen unseren Mainzer Kunden mit unserer eigenen Herstellung ein Stück entgegen. Grundsätzlich ist Mainz für uns also nach wie vor ein spannender Entwicklungsraum, wir halten die Augen immer offen.

Macht sich das auch bei den Mitarbeitenden bemerkbar?

MB: Viele unserer Mitarbeitenden sind seit Jahrzehnten bei uns, teilweise arbeiten mehrere Generationen einer Familie bei GLOBUS. Wir setzen auf eigene Ausbildung, sowohl in kaufmännischen Berufen als auch im Lebensmittelhandwerk. Den aktuellen Fachkräftemangel spüren aber auch wir. Deshalb gehen wir neue Wege und bilden derzeit auch etwa100 Auszubildende aus Afrika aus, viele davon in unseren Metzgereien.

Wie gut funktioniert die Integration?

MB: In vielen Fällen sehr gut. Die Auszubildenden können bereits deutsch und lernen schnell, bauen sich hier ein Leben auf und engagieren sich im Alltag. Ohne sie könnten wir manche Stellen nicht besetzen.

Wie ist Ihre Verwaltung organisiert?

MB: Jeder Markt hat eine eigene Struktur mit Geschäftsleitung, Personal- und Marketingabteilung. Zentrale Aufgaben sind in unserer Koordination St. Wendel gebündelt, ihre Aufgabe ist es, gute Vorleistungen für die Märkte zu erbringen und diese zu unterstützen. Unser Grundsatz lautet: Was vor Ort Sinn ergibt, bleibt vor Ort.

Kommen wir zur Nachhaltigkeit – wie gehen Sie mit dem Thema Lebensmittelverschwendung um?

MB: Unser Ziel ist es, Lebensmittelverschwendung wo es nur geht zu vermeiden. Das fängt bei unserer Eigenproduktion an: Wir verarbeiten beispielsweise in unserer Metzgerei das Tier ‚von der Nase bis zum Schwanz‘. Wenn in unserer Bäckerei Brötchen übrig bleiben, können wir diese in unserer Gastronomie zur Herstellung von Frikadellen einsetzen. Wir arbeiten außerdem an jedem Standort mit den Tafeln, Zoos oder Tierheimen zusammen. Und auch an dieser Stelle spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle: Die Disposition beispielsweise ist inzwischen so ausgeklügelt, dass der Warenfluss sehr genau passend zu den verkauften Mengen eines Marktes gestaltet werden kann.

Welche Rolle spielt gesellschaftliches Engagement?

MB: Eine große. Unser Unternehmen befindet sich seit 2005 in einer Stiftungsstruktur. Die gemeinnützige GLOBUS-Stiftung hält 25 Prozent der Anteile an unserem Unternehmen und finanziert ihre gemeinnützigen Aktivitäten maßgeblich aus den Gewinnen des Unternehmens. Sie unterstützt lokale und internationale Projekte, mit dem Schwerpunkt benachteiligten Jugendlichen den Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. Wir helfen aber natürlich auch in Notlagen oder bei Naturkatastrophen, wie der Flut im Ahrtal. Dieses Jahr führen wir bereits zum dritten Mal die Aktion „Radeln fürs Ahrtal“ durch und zeigen: gesellschaftliches Engagement gehört bei uns dazu. Zusätzlich unterstützt jeder einzelne unserer Märkte die Vereine und Institutionen in seiner Region.

Wo steht Globus heute – und wohin geht die Reise?

MB: Wir sind in den vergangenen Jahren stark gewachsen, unter anderem mit 18 neuen Märkten in Deutschland. Aber Größe ist für uns kein Ziel an sich. Mit einem Marktanteil unter zwei Prozent bleiben wir ein kleiner, aber regional starker Anbieter und darauf möchten wir uns auch konzentrieren: Wir betrachten jeden Standort als gäbe es nur den einen und möchten überall dort, wo wir sind, ‚local hero‘, das heißt. die meistbesuchte und beliebteste Einkaufsstätte sein. Wir sehen durchaus noch Potenzial auch an bestehenden Standorten zu wachsen.

Wodurch wollen Sie sich differenzieren?

MB: Durch Frische und Vielfalt, handwerkliche Produktion vor Ort aber beispielsweise auch durch neue Formate, die näher an die Kunden heranrücken, wie den Metzgergrill in Mainz oder Globus Fresh in Tschechien – kompakte Nahversorger mit Fokus auf Frische und Nähe. Aber beispielsweise auch durch Services und Veranstaltungen in unseren Märkten, wie z.B. Rindfleischseminare, Weinproben und Kinderfeste.

Bleibt der Markteinkauf ein Erlebnis?

MB: Unbedingt. Für viele Menschen ist der Marktbesuch ein fester Bestandteil des Alltags. Unsere Märkte bieten nicht nur ein Einkaufserlebnis, sondern sind für viele auch Begegnungsstätte.

Persönliche Beratung bleibt also wichtig?

MB: Ja. Während andere etwa Theken abbauen, investieren wir gezielt in Beratung und Ausbildung. Freundlichkeit und Begeisterung kann man nicht lehren – Warenkunde schon. Wer Lust auf Menschen hat und darauf, guter Gastgeber zu sein, bekommt bei uns Chancen.

Zum Schluss: Metzgereiautomaten, Festivals, Fleischkäse-Tattoos – ist das auch Globus?

MB: Ja, das gehört dazu. Ob Metzgereiautomat in Simmern oder ein Globus Markt auf dem Rocco del Schlacko– wir bieten Service, wo er gebraucht wird. Auch unkonventionell.

Vielen Dank für das Gespräch

Über Matthias Bruch (Kurz-Vita):

Matthias Bruch, 41 Jahre alt und gebürtiger St. Wendler, ist seit über zehn Jahren bei Globus tätig. Die Reise begann in der Stadt, in der vor fast 200 Jahren mit einem kleinen Kolonialwarenladen die Geschichte des Unternehmens ihren Ursprung nahm. Nach Abitur und Studium sammelte Bruch wertvolle Erfahrungen in der Lebensmittelindustrie und im Handel, sowohl im In- als auch im Ausland.

Im Laufe seiner Karriere durchlief er verschiedene Stationen bei Globus: Vom Teamleiter im Kühlregal in Zwickau über den Bereichsleiter in Waghäusel bis hin zum Geschäftsleiter in Saarbrücken. Seit knapp fünf Jahren ist er Geschäftsführender Gesellschafter der Globus Gruppe und leitet das Unternehmen aus der Koordination in St. Wendel. Privat lebt er mit seiner Familie in Saarbrücken und ist tief mit seiner Heimat verbunden.