Gewalt und Bedrohungen: Immer mehr Frauen suchen Hilfe

Immer mehr Frauen mit Migrationshintergrund suchen Hilfe, weil sie sich in Not befinden und Gewalt erfahren haben. Das meldet die Vereinigung Solwodi. Wie ist die Situation in Mainz?

Gewalt und Bedrohungen: Immer mehr Frauen suchen Hilfe

Sie suchen Hilfe, weil sie diskriminiert werden, Gewalt erfahren haben oder sich in einer prekären Situation befinden. Zunehmend lassen sich Frauen, vor allem mit Migrations- und Fluchthintergrund, in speziellen Stellen und Schutzeinrichtungen beraten.

So meldet die Beratungseinrichtung Solwodi für das Jahr 2022 eine Steigerung an Erstberatungen für Frauen von über 9 Prozent. „Diese Zunahme zeigt klar den dringenden Handlungsbedarf auf Seiten der Politik“, heißt es in einer Pressemitteilung.

In Mainz sei der Bedarf ebenfalls hoch, wenn auch im Vergleich zum Vorjahr nicht gestiegen. 104 Frauen aus 33 verschiedenen Ländern haben sich im Jahr 2022 bei der Solwodi Fachberatungsstelle in der Mainzer Neustadt erstmals gemeldet, weil sie Beratung und Unterstützung in vielfältigen Problemlagen suchten. Dass die Hintergründe der Frauen so vielfältig seien, stelle hohe Anforderungen an die Sozialarbeiterinnen vor Ort. „Vielen Klientinnen fällt es schwer, über Erfahrungen von sexualisierter Gewalt oder Probleme und Bedrohungen innerhalb der eigenen Familie zu sprechen“, berichtet die Vorsitzende Dr. Maria Decker.

Zwangsverheiratung und Menschenhandel

Die Frauen, die in Mainz Hilfe suchen, stammen zum großen Teil aus dem Nahen und Mittleren Osten, vor allem aus Syrien und der Türkei. Einige kamen aus Afghanistan nach Deutschland. „Einige dieser Frauen waren von einer Zwangsverheiratung bedroht, bei anderen standen Gewalt in der Beziehung oder Familie und sogenannte Ehrgewalt im Vordergrund“, erklärt Decker. Auch aufenthaltsrechtliche Fragen und Behördenangelegenheiten waren zu klären. Fünf Frauen, die die Mainzer Einrichtung kontaktiert hatten, waren Betroffene von Menschenhandel und Zwangsprostitution, bei zwei weiteren bestand der Verdacht auf Menschenhandel.

„Viele Klientinnen leiden aufgrund der Gewalterlebnisse unter gravierenden psychischen Problemen und Traumafolgestörungen“, so Decker. Das mache es ihnen oft schwer, ihren Alltag zu bewältigen und ein eigenständiges Leben zu führen. Oft dauere es lange, bis geeignete Therapieplätze für die Frauen gefunden würden. Auch die Kinder der Frauen haben teilweise Gewalt erleben müssen, sagt Decker. „Für sie versuchen wir ebenfalls, geeignete Lösungen zu finden, um belastende Situationen zu verarbeiten und eine gute weitere Entwicklung zu fördern.“ Die Probleme seien oft sehr komplex, das erfordere eine langwierige und intensive Begleitung.

In vielen Städten, so heißt es bei Solwodi, suchen etliche Frauen aus der Ukraine Hilfe. Sie brauchen vor allem Unterstützung bei der Unterbringung, beim Zugang zu Sozialleistungen und bei Behördenangelegenheiten, berichtet die Vorsitzende Dr. Maria Decker. Zahlreiche Frauen, die erstmals Kontakt suchten, hätten Gewalt in sozialen Beziehungen, oft in der eigenen Familie, erfahren.

„Angesichts der weiter steigenden Zahlen fordern wir eine höhere Förderung der Fachberatungsstellen und einen Ausbau der Kapazitäten in Schutzeinrichtungen, um Frauen, die Not oder Gewalt erfahren haben, schützen und unterstützen zu können“, so Decker.

Hintergrund

Solwodi (Solidarität mit Frauen in Not) setzt sich für Frauen mit Migrations- oder Fluchtkontext in Deutschland ein, die Not und Gewalt erfahren haben, etwa Betroffene von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung, Prostitution, Zwangsverheiratung. Der Verein bietet psychosoziale Betreuung, organisiert medizinische oder juristische Unterstützung, hilft bei der Arbeitssuche oder vermittelt in Deutschkurse und berufsqualifizierende Maßnahmen. Er ist deutschlandweit in 18 Städten mit 21 Fachberatungsstellen, 14 Schutzeinrichtungen und Wohnprojekten für Frauen und Kinder in Not vertreten.

Die Mainzer Beratungsstelle befindet sich am Feldbergplatz 9.

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