Seit mittlerweile zehn Jahren ist die SPD-Politikerin Sissi Westrich Ortsvorsteherin des Stadtteils Mainz-Lerchenberg. Wenn 2024 die Kommunalwahl ansteht, tritt sie jedoch nicht mehr an, wie sie im Gespräch mit Merkurist erklärt. Familiäre Gründe hätten den Ausschlag gegeben. Familie, ihr Hauptberuf in Teilzeit und das Amt der Ortsvorsteherin, das könne sie künftig nicht mehr vereinen. „Es war bis dato eine wunderschöne Phase meines Lebens und ein paar Monate bleiben mir ja auch noch im Amt“, sagt Westrich. „Ich wollte aber auch immer Schluss machen, so lange ich noch gerne Ortsvorsteherin bin und das bin ich auch immer noch.“
Politisch aktiv wolle sie bleiben, sagt Westrich. „Wenn meine Dienste benötigt werden, bin ich da.“ Ihre Zukunft sieht die SPD-Politikerin dann aber auf städtischer Ebene und nicht mehr auf dem Lerchenberg. „Das wird für mich ein deutlicher Schnitt, ich bleibe auf keinen Fall im Ortsbeirat“, kündigt Westrich an. Die besserwisserische Ex-Ortsvorsteherin wolle sie nicht geben. „Neuanfänge sind immer etwas sehr Produktives. Dinge, die man selbst fünfmal angesprochen hat, spricht man nicht zum sechsten Mal mit dem gleichen Elan an.“
Großprojekt Einkaufszentrum
Großprojekte gab es in den vergangenen Jahren in Mainz-Lerchenberg. So wurde der zentrale Platz des Ortsteils, das Einkaufszentrum, grunderneuert. Die Einkaufsstraße ist für viele Lerchenberger nicht nur Treffpunkt, sondern auch ein bedeutender Standort kleiner und mittelgroßer Unternehmen. Vom Reisebüro, über Gastronomie bis hin zum Paket-Shop sind dort unterschiedliche Gewerbe vertreten. Fokus der Arbeiten in den vergangenen Jahren war einerseits die Aufwertung des Zentrums, andererseits sollte durch einen neuen Bodenbelag und deutlich flachere Rampen die Barrierefreiheit verbessert werden.
„Das Einkaufszentrum ist attraktiv gestaltet worden“, sagt Westrich. Bis zum Ende ihrer Amtszeit wolle sie nun darum „kämpfen“, dass es keine Leerstände vor Ort gibt: „Da können Ortsvorsteher durch Kommunikation informell einen Beitrag leisten“, sagt die Politikerin. Ein prominenter Leerstand dürfte die Sparkassen-Filiale im Zentrum werden. Die Nachricht über die Schließung der Filiale habe Westrich mit Verwunderung aufgenommen. „Da die Schließung nicht umkehrbar ist, habe ich mich sofort dafür eingesetzt, dass unser geplanter Stadtteilladen hier Raum findet. Das ist ein Anlaufpunkt für Beratung und schafft wichtige politische Transparenz“, so Westrich.
Müllproblem und Bürgerhaus-Baustelle
Auch wenn sie viele positive Reaktionen nach der Umgestaltung des Einkaufszentrums erreicht hätten, bringe die neue Situation dort auch neue Probleme mit sich. Weil das Einkaufszentrum durch mehr Bänke nun mehr Menschen in ihrer Freizeit anzieht, wächst gleichzeitig das Müllproblem. Am Quartiersplatz im Zentrum habe sich das Müllaufkommen inzwischen verdoppelt. Mitte Oktober wurde daher beschlossen, weitere Mülleimer anzubringen. Notwendig sei aber auch, dass an dieser Stelle nun häufiger gekehrt und die Mülleimer öfter geleert würden. „In den Randbereichen von Mainz muss man immer etwas mehr um seine Anliegen kämpfen, diese Stadtteile sind nicht so im Fokus“, sagt Westrich.
Dann ist da noch die Sanierung des Lerchenberger Bürgerhauses, die mit reichlich Verspätung 2020 startete und sich dann immer weiter verzögerte. Aktuell ist geplant, dass das Bürgerhaus 2024 wiedereröffnet wird. Doch ob das gelingt, ist noch nicht klar. „Ich will erleben, dass das Bürgerhaus ein lebendiges Bürgerhaus ist“, so Westrich. Dazu gehört ihrer Meinung nach auch ein gutbürgerliches Lokal in den Räumen. Doch die Suche nach einem Betreiber einer solchen Gastronomie gestaltet sich schwierig. „Es ist eine Küche vorgesehen, doch darin darf ein Gastronom nach jetzigem Stand nicht mal eine Wurst braten. Das haben wir uns schon anders vorgestellt.“ Hier suche sie immer wieder das Gespräch mit der Bürgerhäuser GmbH und deren Vorsitzendem, Günter Beck (Grüne).
Wohnprojekt lässt auf sich warten
Ein Großprojekt in Mainz-Lerchenberg, dessen Abschluss Westrich definitiv nicht mehr im Amt erleben wird, ist das Wohngebiet am Medienberg. Die Mainzer Wohnbau plant dort rund 450 neue Wohnungen für veranschlagte 130 Millionen Euro. Klimafreundliche Architektur und eine neue Kita für den Lerchenberg sind Teile des Projekts, das Westrich befürwortet. „Viele sehen den Lerchenberg als Stadtteil mit Häuschen und Gärten, aber auch hier brauchen wir Wohnungen“, sagt die Ortsvorsteherin. Wann die ersten Bagger rollen werden oder wann das Projekt vor dem Abschluss steht, sei momentan überhaupt noch nicht absehbar.