Er gewann mit Leicester City 2016 die Premier League, stürmte in der Bundesliga für den FSV Mainz 05 und den VfB Stuttgart und machte über 100 Länderspiele für Japan: Doch nun stand Ex-Fußballstar Shinji Okazaki als Trainer eines Mainzer Amateur-Teams auf dem Platz. Am Mittwochabend (10. September) leitete nämlich nicht wie üblich Trainer Lukas Zepter die Einheit der 1. Herren-Mannschaft beim 1. FC Willy Wacker Hechtsheim, sondern Shinji Okazaki.
C-Klasse statt Champions League
Statt gut bezahlter Fußball-Profis standen Angestellte oder Studenten vor Ex-Torjäger Okazaki, die am Wochenende in der C-Klasse Mainz-Bingen Mitte gegen Mannschaften wie Sprendlingen oder Saulheim antreten. Ganz talentfrei sind die Willy-Wacker-Kicker nicht: Mit 12 Punkten aus fünf Saisonspielen könnte der Aufstieg für die Truppe aus Mainz-Hechtsheim sogar möglich sein. Doch wie kam es dazu, dass der Fußball-Star im Ruhestand ausgerechnet die Freizeit-Kicker von Willy Wacker trainierte?
Seit dem vergangenen Jahr trainiert die Verbandsliga-Mannschaft von Basara Mainz wie die TSG Hechtsheim und der 1. FC Willy Wacker auf der Bezirkssportanlage in Hechtsheim. Basara setzt vor allem auf japanischstämmige Spieler. Gründungsmitglied im Jahr 2014: Shinji Okazaki, der damals noch für Mainz 05 spielte. Nach seiner Zeit im Ausland hat Okazaki inzwischen seine Karriere beendet, lebt wieder in Mainz und kümmert sich unter anderem als Trainer um den ambitionierten Verein. Als Basara im vergangenen Jahr nach Hechtsheim übersiedelte, kamen die Club-Verantwortlichen mit denen von Willy Wacker zusammen.
Gutes Verhältnis zwischen Vereinen
Lukas Zepter ist nicht nur Trainer bei Willy Wacker, sondern seit einigen Monaten auch Präsident des Clubs. Im Gespräch mit Merkurist verrät er: „Drei statt zwei Vereine auf der Anlage in Hechtsheim waren von Anfang an eine Herausforderung. Da ist es gut, dass wir sowohl zur TSG als auch zu Basara ein gutes Verhältnis pflegen.“ Als Basara für ein Fotoshooting Räume auf der Bezirkssportanlage in Hechtsheim benötigte, half Willy Wacker aus – und es entstand eine kleine Freundschaft zwischen den Mainzer Vereinen. „Wir haben zur Begrüßung eine Botschaft auf Deutsch, Japanisch und Englisch hinterlassen und Basara Snacks und Getränke bereitgestellt“, berichtet Präsident Zepter. Die Verantwortlichen und die Mannschaft hätten sich daraufhin „wahnsinnig gefreut“ und sich herzlich bedankt.
Inzwischen unterstützen sich beide Vereine immer wieder gegenseitig. Als Präsident und Trainer Zepter kürzlich Shinji Okazaki fragte, ob der als besonderes Highlight nicht mal ein Training bei Willy Wacker leiten würde, hätten Okazaki und sein Co-Trainer sofort zugesagt. „Es ist so schön zu sehen: Die beiden haben das nicht lustlos über sich ergehen lassen, sondern waren Feuer und Flamme. Am Morgen des Trainings hat mich Shinji angerufen, sich erkundigt, wer auf welcher Position spielt. Die beiden haben das sehr ernst genommen und eine so positive Ausstrahlung im Training an den Tag gelegt“, sagt Zepter.
Wir haben sehr viele 05-Fans in der Mannschaft, die alle total ehrfürchtig ins Training kamen – Willy-Wacker-Präsident Lukas Zepter
Für die Kicker von Willy Wacker sei das Training ein „absolutes Highlight“ gewesen, berichtet Zepter. „Wir haben sehr viele 05-Fans in der Mannschaft, die alle total ehrfürchtig ins Training kamen. Shinji und sein Co-Trainer Chico haben mittrainiert und anschließend noch Fotos mit uns gemacht.“ Und Okazaki selbst? Dem scheint das Training auch gefallen zu haben. Sein Statement in einem Video, das Trainer Zepter beim Training gemacht hat: „I love it!“