„Mitternacht“, „Betzelsstraße“, „Eppichmauergasse“ – viele Straßennamen in Mainz werfen Fragen auf. In einer Serie beschäftigen wir uns mit einigen besonders interessanten und kuriosen Namen. In den ersten Folgen haben wir das Nasengässchen und die Heidelbergerfaßgasse die unter die Lupe genommen. Nun wandern wir von der Altstadt nach Mombach und betrachten die Geschichte der Zwerchallee.
„Woher kommt der Name Zwerchallee?“ Diese Frage stellte sich auch Merkurist-Leser Willi. Der Ursprung des Namens jedoch stammt weder von einem „Zwerg“ noch von „Zwerchfell“, wie andere Leser vermuten.
Quer zur Rheinallee angelegt
Belegt ist der Name „Zwerchallee“ seit Ende des 18. Jahrhunderts, wie Lothar Schilling vom Gästeführerverband Mainz erklärt. Im Mittelhochdeutschen bedeutete „twërch, dwërch“ soviel wie „schräg, quer“. „Schriftsprachlich setzte sich seit dem 18. Jahrhundert ‘quer’ durch, in einigen Mundarten blieb aber ‘zwerch’ erhalten“, so Schilling, der sich auf ein Buch von Rita Heuser („Namen der Mainzer Straßen und Örtlichkeiten“) von 2008 beruft.
Als die Zwerchallee im 18. Jahrhundert gebaut wurde, gab es in diesem Mainzer Gebiet kaum noch Straßen, so ist es auf einer Karte aus dem Jahr 1824 zu erkennen. Eingezeichnet sind lediglich der „Wildergraben“ und die „Rheinallee“, die am Fluss entlang führt. Die Zwerchallee sollte nun den Abschluss der Mainzer Gemarkung bilden, erklärt Schilling. Sie wurde im 90-Grad-Winkel zur Rheinallee gelegt, also quer zu ihr. „Ein markantes Rondell befand sich ungefähr dort, wo sich heute das Tierheim befindet.“
Heute kaum mehr vorstellbar: „Mainzer Bürger haben sie gerne als Promenadenweg vor den Toren der Stadt genutzt“, so Schilling.
Der Gästeführerverband Mainz bietet Führungen für Gruppen, Einheimische und Touristen an. Mehr Infos findet ihr auf der Webseite.