„Betzelsstraße“, „Eppichmauergasse“, „Eisgrubweg“ – viele Straßennamen in Mainz werfen Fragen auf. In einer Serie beschäftigen wir uns mit einigen besonders interessanten und kuriosen Namen. Wir haben bereits das Nasengässchen und die Heidelbergerfaßgasse, die Zwerchallee und die Mitternacht sowie die Straße „An der Goldgrube“ unter die Lupe genommen. Nun betrachten die Geschichte des Ballplatzes in der Mainzer Altstadt.
Zwischen Weißliliengasse und Ludwigsstraße liegt der Ballplatz ein bisschen versteckt in der Mainzer Altstadt. Der Schillerplatz ist um die Ecke, der herrschaftliche Ältere Dalberger Hof sowie die Maria-Ward-Schule, ein Mädchengymnasium, befindet sich hier ebenso wie ein Café (ein anderes ist seit vier Jahren geschlossen) sowie der Mädchenbrunnen, der derzeit in Regensburg restauriert wird. Von der Weißliliengasse aus betritt man den Platz unter einen Torbogen hindurch. Die Häuser haben einen aufeinander abgestimmten Stil, Autos dürfen hier keine fahren, weshalb der Platz bei den Mainzern als ruhiger und zentral gelegener Treffpunkt sehr beliebt ist. In einer Ecke liegt ein Giebelstück des alten Pulverturms, der bei dessen Explosion im Jahr 1857 bis hierher geschleudert wurde.
Jeu de Paume auf dem Kilstock
Doch nicht immer war der Ballplatz der Ballplatz. Bis zum 17. Jahrhundert wurde der Platz „Auf dem Kilstock“ genannt, so erklärt es Beate Heusel-Hollemeyer vom Mainzer Gästeführerverband gegenüber Merkurist. „Hier ließ im Jahr 1673 das Mainzer Domkapitel ein Ballenhaus errichten“, so Heusel-Hollemeyer. Sowohl Studenten als auch Mitglieder der Klöster spielten seitdem hier einen damals sehr beliebten Ballsport, das „Jeu de Paume“.
„Das Spiel war eine Abart unseres heutigen Tennisspiels, jedoch ohne Schläger“, erläutert Heusel-Hollemeyer. Dabei schlug man mit der Handfläche einen Ball über ein Netz, quasi eine Kombination aus Squash und Tennis. Daher wird es im Englischen auch „Real Tennis“, oder „Royal Tennis“ genannt. Noch heute spielt dort eine kleine Gruppe das Spiel, „aber mit Schlägern und einem in Handarbeit hergestellten Ball“, erklärt die Gästeführerin.
In Mainz leitete ein Ballenmeister diese Sportstätte. Er organisierte nicht nur die Spiele, sondern trainierte auch die Männer. Die Nutzer mussten eine Gebühr zahlen, daher war es eine gute Einnahmequelle für das Domkapitel. Später wurden hier noch weitere Sportarten mit aufgenommen, beispielsweise Billard.
Der Gästeführerverband Mainz bietet Führungen für Gruppen, Einheimische und Touristen an. Mehr Infos findet ihr auf der Webseite.