„Betzelsstraße“, „Eppichmauergasse“, „Eisgrubweg“ – viele Namen von Plätzen und Straßen in Mainz werfen Fragen auf. In einer Serie beschäftigen wir uns mit einigen besonders interessanten und kuriosen Namen. Wir haben bereits das Nasengässchen und die Heidelbergerfaßgasse, die Zwerchallee und die Mitternacht sowie die Straße „An der Goldgrube“ und den „Ballplatz“ unter die Lupe genommen. Nun betrachten die Geschichte des „Höfchens“ in der Mainzer Altstadt.
Tausende von Menschen kommen täglich hier vorbei, steigen in Busse ein, starten von hier aus in die Mainzer Altstadt. Doch vor allem Besucher wundern sich oft über den Namen der Bushaltestelle, die nach dem dortigen Platz in unmittelbarer Nähe zum Dom benannt ist: das „Höfchen“. Was hat es mit diesem Namen auf sich?
1000 Jahre alte Geschichte
Abgeleitet ist der Name von der erzbischöflichen Pfalz, die vor etwa 1000 Jahren hier gestanden hat, unmittelbar neben der Pfalzkapelle (St. Gotthardkapelle). So erklärt es Beate Heusel-Hollemeyer, die als Stadtführerin Besucher und Mainzer durch die Altstadt leitet. „Dort wird es einen romanischen Pallas, also einen großen Saalbau, gegeben haben.“ Das „Höfchen“ war also ursprünglich ein erzbischöflicher Hof.
Nicht bekannt sei, wie dieser Gebäudekomplex konkret ausgesehen hat. Wahrscheinlich, so steht es auf „Regionalgeschichte.net“, war es eine „wagenburgähnliche, aber unbefestigte Ansammlung von Wohn- und Verwaltungsgebäuden sowie von Stallungen“.
Zudem gab es einen direkten Zugang von der Pfalz zu der St. Gotthardkapelle. Die Kapelle ist übrigens das einzige bis heute erhaltene Gebäude der Pfalz. „In diesem Areal wohnten Bürger und Domherren“, weiß Heusel. In der Nähe gab es zudem ein Haus namens „Zum Tiergarten“, das erstmals 1298 erwähnt wurde. Hier wurden Jagdfalken, Pferde und Tiere für den Verzehr gehalten.
Residenz bei Unruhen zerstört
Einige Historiker wie Ludwig Falk vermuten, dass es von hier aus zu einem Gartenbereich zwischen Westchor und Alter Dom St. Johannis ging, mitsamt der Wandelhalle des Paradieses. Diese könnte eine Verbindung zwischen dem alten Dom und dem neuen Dom gewesen sein. „In dieser Halle gab es auch zahlreiche Läden und einen Markt“, erklärt Heusel. Ebenfalls grenzte das weltliche Gerichtshaus an.
Besonders sicher war die Residenz jedoch nicht. So wurde sie bei den städtischen Unruhen zwischen Mainzer Bürgern und Kurfürst Arnold von Selenhofen im Jahr 1159 zerstört. Ein Streit gut 100 Jahre später zwischen dem Kurfürsten Werner von Epstein und den Mainzer Bürgern sorgte dann dafür, dass der Bischofspalast im Mainz aufgegeben wurde: von Epstein zog es von da an vor, in der Burg in Eltville oder in der Johannisburg in Aschaffenburg zu residieren.
Der Gästeführerverband Mainz bietet Führungen für Gruppen, Einheimische und Touristen an. Mehr Infos findet ihr auf der Webseite.