„Stellt euch den Fakten, sagt die Wahrheit“ – das fordern Mainzer Wissenschaftler der Initiative Scientist Rebellion von der Regierung. „1,5°C ist tot. Klimarevolution jetzt oder wir verlieren alles.“ Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, haben sie am Sonntagmorgen (2. April) der Gutenberg-Statue auf dem Mainzer Uni-Campus sowie der „Frauenlob Barke“ am Adenauer-Ufer die Augen verbunden und die Denkmäler mit Protestplakaten behangen.
Weltweite Protestaktion
In Städten auf der ganzen Welt haben sich Wissenschaftler und Akademiker von Scientist Rebellion am „Statue Sunday“, dem Statuen-Sonntag, beteiligt. Laut eigener Aussage fordern sie von den Regierungen, sich nicht von der Wissenschaft abzuwenden. Der jüngste Weltklimabericht mache deutlich, dass die Klimakrise die menschliche Existenz bedrohe und sofortige Maßnahmen erfordere, die weit über das hinausgingen, was derzeit getan werde.
Die Protestaktion am Sonntag war der erste „Statue Sunday“ in Mainz, weltweit fand die Aktion jedoch schon zweimal statt. Denn die Initiative ist eine direkte Reaktion auf die Veröffentlichung des letzten IPCC-Weltklimaberichts am 20. März. Dieser prognostiziert eine globale Erderhitzung von etwa 3 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit, sollten nicht sofort weitere Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden. Deutschland werde es in diesem Szenario besonders stark treffen. Ohne Kurswechsel erwarten die Wissenschaftler hier eine Erhitzung von etwa 6 Grad.
Schnelles Handeln gefordert
Aus diesem Grund fordert Scientist Rebellion entschiedene Maßnahmen gegen Treibhausgasemissionen und bezieht sich dabei auf Lösungen, die auch schon im Weltklimabericht genannt werden: einen schnellen Ausbau erneuerbarer Energien, Genügsamkeit, den sogenannten „Degrowth“ und eine überwiegend pflanzliche Ernährungsweise. Zudem verweist die Gruppe auf UN-Generalsekretär António Guterres, der den neuesten Weltklimabericht als eine Aufzählung gebrochener Klima-Versprechen, ein verheerendes Urteil für die Politik und einen Katalog der Schande bezeichnete und deshalb den Klimanotstand ausrief.
Laut Scientist Rebellion soll der „Statue Sunday“ auch noch weitere Male stattfinden. Ob der Campus-Gutenberg, die „Frauenlob Barke“ oder andere Mainzer Statuen am kommenden Wochenende also wieder eine Augenbinde tragen müssen, ließ die Gruppe aber offen. Außer in Mainz wurden in Deutschland am Sonntag auch Statuen in München, Bonn, Bayreuth, Rostock und Berlin behangen.
Hintergrund
Den vollständigen aktuellen Weltklimabericht des IPCC in englischer Sprache findet ihr hier. Eine deutsche Zusammenfassung findet ihr hier.
Scientist Rebellion (SR) ist eine internationale Bewegung von Wissenschaftlern und Akademikern aus über 32 Ländern. Die Initiative wolle mit „friedlichen, kreativen und störenden Aktionen“ Druck auf Regierungen ausüben und die wissenschaftliche Gemeinschaft dazu aufrufen, öffentlich Verantwortung zu übernehmen, sich mit der Klimabewegung zu solidarisieren und zu protestieren.