Feuchtes, warmes Wetter, dazu immer wieder Hochwasser am Rhein: Sind die Voraussetzungen für Stechmücken günstig in diesem Jahr? Bereits seit Mitte März werden die Stechmücken und ihre Larven bei uns bekämpft. Zuständig dafür ist die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS). Per Helikopter und zu Fuß versuchen die Mitarbeiter, im Bereich der Oberrheinebene die „Schnakenplage unter Schonung der Umwelt mit ökologisch vertretbaren Maßnahmen einzudämmen“.
Seitdem gab es bereits mehrere Einsätze. Besonders im Mai und Mitte Juni hatten die KABS-Mitarbeiter viel zu tun: Durch die Hochwasser wurden die Brutstätten der „Rheinschnaken“, also der Wiesen- und Auwald-Stechmücken, überflutet. Dadurch vergrößerten sich die Flächen, in denen die Mücken ihre Brut ablegen konnten.
Das Vorkommen der Stechmücken summierte sich durch die dicht aufeinanderfolgenden Hochwasserspitzen, die langanhaltenden Niederschläge und die warmen Temperaturen. Davon haben auch Stechmücken aus Waldgebieten und etwa die im Siedlungsbereich vorkommende Große Hausmücken profitiert. „Durch die hohen Temperaturen wird ihre Stechaktivität und das Wanderverhalten erhöht“, heißt es bei KABS.
Exotische Stechmückenarten auf dem Vormarsch
Besonders bedrohlich ist die Zunahme von fremden Arten, wie der Asiatischen Tigermücke. Sie gilt als Überträger des Dengue-, Chikungunya- und Zika-Virus und fühlt sich am Oberrhein zunehmend heimisch. Erkennen kann man sie gut an ihren auffälligen schwarz-und silberweiß gestreiften Hinterbeinen. In unserer Region gebe es bisher aber nur eine bekannte Population Asiatischer Tigermücken, und zwar in der Region um Oestrich-Winkel, sagt Xenia Augsten, Biologin und Pressereferentin der KABS.
In Rheinhessen und Südhessen kommen jedoch zwei weitere exotische Stechmückenarten vor. Die Japanische Buschmücke etwa ist bereits flächendeckend verbreitet. „Anders als die Tigermücke ist sie sehr wanderfreudig und kann am Tag mehrere Kilometer Flugdistanz zurücklegen“, so Augsten. In Wiesbaden wurde außerdem bereits die Koreanische Buschmücke entdeckt. Die Asiatischen Mücken können laut Robert-Koch-Institut (RKI) Viren wie das das West-Nil-Virus übertragen, die beim Menschen Gehirnentzündung auslösen können.
Sollten die Sommertemperaturen weiter steigen, kann auch das Vorkommen exotischer Stechmückenarten steigen. „Es können sich so mehr Stechmücken entwickeln, die wiederum neue Eier ablegen können“, sagt die Biologin Augsten. Die Tigermücke verbreite sich zudem vor allem durch den Transport via PKW oder LKW, da sie kein guter Flieger sei. „Besonders der Südwesten Deutschlands ist relativ hohen Einschleppungsraten der Tigermücke ausgesetzt – bedingt durch die Bundesautobahn A5 als europäische Süd-Nord-Verbindung.“
Die heimischen Schnaken jedoch haben die KABS-Mitarbeiter inzwischen gut bekämpft. „Lokal kann es dennoch vereinzelt zu Stichbelästigungen kommen“, heißt es hier. Diese entstammen meist aus unbekämpften Gebieten, in denen die Larvendichte nicht den notwendigen Schwellenwert für eine Behandlung erreichte.
Die Verbreitung der Tigermücke wird bereits seit einigen Jahren im Projekt TIGER (Tri-national Initiative Group of Entomology in Upper Rhine valley) überwacht. Funde können hier gemeldet werden. So können die Forscher auf Basis dieser Daten frühzeitig das vorhandene Risiko abschätzen.