Schloss Waldthausen im Lennebergwald: So soll es künftig genutzt werden

Seit Jahren steht das Schloss Waldthausen im Lennebergwald zwischen Gonsenheim, Finthen und Budenheim leer. Nun ist ein neuer Pächter eingezogen.

Schloss Waldthausen im Lennebergwald: So soll es künftig genutzt werden

Was wird aus Schloss Waldthausen? Diese Frage beschäftigte die Mainzer Stadtpolitik und viele Bürger seit etlichen Jahren. Zwar besitzt der Sparkassenverband Rheinland-Pfalz das Erbbaurecht an dem Anwesen mitten im Lennebergwald, doch genutzt wurde es schon lange nicht mehr. Seit rund fünf Jahren steht es leer.

Das soll sich bald ändern. Denn die französische Unternehmensgruppe Châteauform’ hat das denkmalgeschützte Schloss nun gepachtet. Entstehen soll hier ein internationales Seminar- und Tagungszentrum. Symbolisch wurde am Montag (4. November) der Schlüssel an die neuen Pächter übergeben, die einen Vertrag für 15 Jahre unterschrieben haben.

Eröffnung für Anfang 2026 geplant

Die Renovierungsarbeiten starten demnächst, denn die ersten Gäste sollen bereits Anfang 2026 hier empfangen werden, erklärte Jérôme Claus, Immobilienentwickler bei Châteauform’ , während einer Pressekonferenz. Dabei soll der historische Ort beibehalten werden, die Räume für die Gäste würden gleichzeitig modern gestaltet werden.

Dazu werde das Schloss auf allen Etagen neu gestaltet, auf insgesamt etwa 20.000 Quadratmetern: Im Untergeschoss entstehen Bars und Entspannungsbereiche für die Seminargäste, eine Kegelbahn, Spielräume und ein Karaoke-Bereich. Im Erdgeschoss werden Lounges und Pausenräume eingerichtet, in den oberen Etagen Konferenzräume in verschiedenen Größen. In der Aula wird es künftig einen Speisesaal und einen über 300 Quadratmeter großen Konferenzsaal geben, im 2003 errichteten „Neubau Nord“ weitere Konferenzräume in verschiedenen Größen. Ebenso würden die Gästezimmer und die Bäder vollständig renoviert, so Claus.

Auch das „Wärterhäuschen“ am Eingang des Schlossareals soll hergerichtet werden. Hier soll künftig das Gastgeberpaar leben, das für den Betrieb des Zentrums verantwortlich sein wird. Wie Claus sagt, würden anfangs 20 bis 25 Mitarbeiter eingestellt werden, deren Zahl bei steigender Auslastung ausgebaut würde. Die Produkte, etwa für das Restaurant, wolle man von lokalen Anbietern beziehen.

Park weiterhin für Öffentlichkeit zugänglich

„Das Schloss Waldthausen ist ein emotionaler Ort, daher sind wir froh, dass wir einen seriösen Partner gewinnen konnten, der das Projekt verlässlich entwickeln wird“, erklärte der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos). Seit der Gründung des „Zweckverbands zur Erhaltung des Lennebergwaldes“ vor mehr als 70 Jahren ist die Stadt Mainz Eigentümerin des Schlossareals.

Ausschlaggebend sei gewesen, so Haase, dass das Gelände weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird. „Wir sind uns auch sicher, dass eine solch attraktive Weiterentwicklung auch der Stadt Mainz zugute kommen wird.“ Denn nicht nur würde das Tagungszentrum neue Besucher in die Stadt ziehen, sondern es erweitere auch das Gästeangebot.

Stefan Dorschel, Revierförster im Lennebergwald, hofft ebenfalls auf positive Effekte. Er wolle anbieten, zu Themen wie Nachhaltigkeit und Klimawandel zu sprechen und den Gästen Informationen zu Bedrohungen für die Wälder und den aktuellen Forschungen mitzugeben. Auch hoffe er auf neue Käufer seines Wildautomaten, der gerade einmal 200 Meter entfernt am Grünen Haus steht. „Wir sind jedenfalls froh, dass der Dornröschenschlaf des Schlosses nun endet“, so Dorschel.

Hintergrund

Das Schloss Waldthausen wurde in den Jahren 1908 bis 1910 als repräsentative Villa von Freiherr Martin Wilhelm von Waldthausen erbaut. Es steht seit dem Jahr 1978 unter Denkmalschutz, seit 1980 ist die Landeshauptstadt Mainz Eigentümerin des Schlossareals. Zwei Jahre später erwarb der Sparkassenverband Rheinland-Pfalz das Erbbaurecht an dem Anwesen. Zunächst war hier die Akademie des Verbands untergebracht, bis diese im Jahr 2020 in die Mainzer Innenstadt umsiedelte. Seither waren verschiedene Möglichkeiten der Nutzung geprüft worden. Auch eine internationale Schule war bis vor Kurzem im Gespräch: