Keine unangekündigten Tests mehr an Schulen

Mit sofortiger Wirkung hat das Bildungsministerium in Rheinland-Pfalz unangekündigte Tests an Schulen verboten. Der Schritt ist bundesweit einzigartig und sorgt für Diskussionen.

Keine unangekündigten Tests mehr an Schulen

Keine überraschenden Hausaufgabenüberprüfungen (HÜs) mehr für Schüler in Rheinland-Pfalz. Zu Beginn des neuen Schuljahrs am Montag (18. August) kündigte das Bildungsministerium Rheinland-Pfalz an, als erstes Bundesland unangekündigte Tests mit sofortiger Wirkung zu verbieten.

Ziel sei es, die Lernkultur zu verbessern, indem den Schülern Druck genommen werde, so Bildungsminister Sven Teuber (SPD). „Nicht weniger Leistung, sondern das Entfalten, Fördern und Entwickeln von Potenzialen zu Kompetenzen ist unser Ziel – nicht durch Druck, sondern durch gute Vorbereitungsmöglichkeiten“, erklärte der Bildungsminister.

Teuber arbeitete früher selbst als Lehrer und wurde im Mai Nachfolger von Stefanie Hubig (SPD), die nach Berlin wechselte und jetzt Bundesjustizministerin ist. Seiner Auffassung nach passen unangekündigte Hausaufgabenüberprüfungen nicht zu einer modernen Schule. Dementsprechend müssen ab sofort Prüfungen bereits bei Erteilung der jeweiligen Hausaufgabe angekündigt werden.

Lob und Kritik

Lob für diesen Schritt, den Rheinland-Pfalz als erstes Bundesland geht, bekommt Teuber von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und dem Verband Bildung und Erziehung (VBE). Die GEW-Vorsitzende Christiane Herz nennt das Verbot ein „klares Signal für eine faire, transparente und lernförderliche Schule.“ Der VBE gab an, es werde dadurch Druck von den Schülern genommen.

Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Jenny Groß, kritisierte hingegen Teubers Entscheidung: Es habe keine breite Debatte im Bildungsausschuss des Landtages oder mit den Verbänden gegeben. Auch der Philologenverband sprach von einer „unausgegorenen Hauruck-Aktion“ des Ministers.

Rheinland-Pfalz als Vorreiter

Erst im Juli hatten CSU, Freie Wähler und AfD im Bildungsausschuss des Bayerischen Landtags eine Petition mit ähnlichem Anliegen abgelehnt. Initiiert von einer 17-Jährigen Schülerin forderten rund 60.000 Unterzeichner die Abschaffung unangekündigter Tests an Schulen in Bayern. Denn diese führten zu ständigem Stress und Druck, der für das Lernen hinderlich sei, wie die Initiatorin schreibt.

Der rheinland-pfälzische Bildungsminister teilt offenbar diese Auffassung: „Immer mehr Kinder und Jugendliche empfinden Schule als Raum des Unwohlseins. Dem wollen wir mit mehr Freude am Lernen sowie zeitgemäßen Feedback- und Prüfungskulturen begegnen“, sagt Teuber.