Abschlepp-Ärger: Auto bleibt stundenlang auf vielbefahrener Straße stehen

Wegen einer Panne blieb am Freitagnachmittag das Auto einer Merkurist-Leserin auf der vielbefahrenen Rheinhessenstraße beziehungsweise auf der L425 stehen. Der ADAC wurde informiert – doch dann tat sich stundenlang nichts.

Abschlepp-Ärger: Auto bleibt stundenlang auf vielbefahrener Straße stehen

Die Rheinhessenstraße und die L425 bilden eine der Hauptverkehrsachsen in Mainz. Gerade im Feierabendverkehr sind die Straßen in Hechtsheim besonders voll. Wenn dann ein Auto mit Panne dort liegen bleibt, ist das ein Problem – erst recht, wenn es stundenlang nicht abgeschleppt wird. Das passierte Leserin Tina* und ihrem Mann Viktor* am vergangenen Freitag.

Gegen 16 Uhr versagte das Getriebe ihres Geländewagens vor der Kreuzung zur Barcelona-Allee. Das Auto blieb auf der rechten Fahrspur stehen. In beiden Richtungen gibt es an dieser Stelle mehrere Spuren. Zu diesem Zeitpunkt war Viktor mit dem kleinen Sohn im Auto, später kam Tina mit dem anderen Auto der Familie dazu. Nachdem er das Warndreieck aufgestellt hatte, rief Viktor einen Mechaniker an, der das Auto schon einmal repariert hatte. „Da dachten wir noch, es sei vielleicht eine Kleinigkeit und man kann das Auto wenigstens erst mal zur Seite schieben.“

Doch der Mechaniker konnte nichts machen. Nicht einmal schalten war mehr möglich, der Wagen musste also auf der Fahrbahn stehen bleiben. Gegen 18 Uhr rief Viktor dann den ADAC an. Am Telefon sei ihm gesagt worden, dass in etwa einer halben oder Dreiviertelstunde ein Fahrer des Partnerunternehmens Reuter zum Pannenauto komme. Doch niemand kam.

Vier Stunden warten auf den Abschlepper

Bei einem weiteren Anruf beim ADAC hing Viktor 30 Minuten in der Warteschlange. „Die Mitarbeiterin am Telefon war sehr nett und wollte klären, wo der Fahrer des Abschleppdienstes bleibt.“ Doch offenbar kamen immer wieder andere Aufträge dazwischen. Auch weitere Anrufe blieben erfolglos. Mittlerweile war es dann fast 22 Uhr. Das Auto stand zu diesem Zeitpunkt sechs Stunden auf der Fahrspur, seit vier Stunden war der ADAC informiert.

„Wir haben extra auf die Dringlichkeit hingewiesen, weil erstens unser Sohn dabei war und es zweitens an der Kreuzung sehr gefährlich ist. Die ganze Zeit sind Autos an uns vorbeigerast.“ Der Sohn sei irgendwann vom Opa abgeholt worden. Tina und Viktor saßen mal im Auto, mal standen sie am Fahrbahnrand. „Es wurde auch irgendwann richtig kalt und es hat stark geregnet.“

Erst als ein befreundeter Feuerwehrmann direkt bei dem Abschleppunternehmen anrief, sei eine halbe Stunde später, gegen 22:20 Uhr, der Abschlepper gekommen. Am Telefon sei ihm noch gesagt worden, dass falschparkende Autos in der Innenstadt Priorität hätten. Gegen kurz nach halb 11 wurde das Auto schließlich abgeschleppt. „Es hätte wahrscheinlich noch länger gedauert, wenn der Freund nicht angerufen hätte“, sagt Tina.

Dass der Wagen bis dahin stundenlang auf der vielbefahrenen Straße stehengelassen wurde, ärgert die Familie sehr. Seit Jahren sei man ADAC-Mitglied, zahle hohe Gebühren. „Dann ist man einmal auf die Hilfe angewiesen und dann läuft es so.“

Was der ADAC sagt

Frust, den man beim ADAC verstehen kann. Man bedaure die lange Wartezeit und bitte um Entschuldigung. „Unsere Hilfezentrale hat zweimal eine Wartezeitinfo an den in diesem Bereich tätigen Mobilitätspartner Reuter gegeben, mit der Bitte, sich mit dem Mitglied umgehend in Verbindung zu setzen und die weitere Vorgehensweise abzusprechen“, so ein Sprecher. Dass die Rheinhessenstraße beziehungsweise die L425 und auch die Kreuzung stark befahren waren, sei dem ADAC bewusst gewesen.

Doch warum hat es so lange gedauert, bis ein Abschleppwagen kam? „Zum Zeitpunkt dieser Pannenmeldung als auch im weiteren Verlauf hatten wir ein kontinuierlich hohes Pannenaufkommen zu verzeichnen.“ Dies habe den Mobilitätspartner an die Kapazitätsgrenze gebracht. Zusätzlich seien Unfälle hinzugekommen, die auf „Weisung der Polizei seitens unseres Mobilitätspartners dringlicher priorisiert werden mussten“. Solche Bergungsmaßnahmen könnten „sehr umfangreich und erheblich zeitintensiv sein“ und Pannenhelfer und Einsatzmittel über längere Zeit binden. Erst danach beziehungsweise zwischen solchen Ereignissen könnten alle weiteren Pannenfälle „chronologisch und der Reihe nach wie im vorliegenden Fall“ abgearbeitet werden.

Personalmangel als langfristiges Problem

Hinzu komme ein grundsätzliches Problem, das den ADAC und vor allem das Partnerunternehmen treffe: akuter Fachkräftemangel bei Lkw-Fahrern mit KfZ-technischem Fachwissen. Der ADAC-Sprecher sagt: „Dieser Personalmangel wirkt sich ebenfalls nachteilig auf die Wartezeiten bei Pannenhilfen aus. Seien Sie versichert, dass wir kontinuierlich versuchen, mit unseren Mobilitätspartnern auch hier Lösungen zu finden.“ Der Mobilitätspartner Reuter sei das einzige Abschleppunternehmen im Bereich Mainz. „Der nächste Mobilitätspartner hätte aus Alzey oder Bad Kreuznach kommen müssen und wäre dann in seinem Bereich nicht verfügbar gewesen, was zu gleichen Problemen geführt hätte.“

Richtig sei zudem, dass Aufträge von Polizei und Ordnungskräften Vorrang hätten. „Der ADAC hat darauf leider kein Einfluss.“ Doch sollte ein Auto, das auf einer vielbefahrenen Straße steht, nicht auch Vorrang haben? „Welche Hilfeleistung oder welcher Pannenfall ‘dringlicher’ behandelt wird, entscheidet am Ende die Dispo des Mobilitätspartners.“

*Namen geändert