„Ei Gude, wie!“ – Typische Mainzer Sprichwörter

Der Mainzer Dialekt kennt unzählige Redensarten, Sprichwörter und Wendungen, die alle eine eigene Geschichte haben. Wir haben ein paar davon unter die Lupe genommen.

„Ei Gude, wie!“ – Typische Mainzer Sprichwörter

„Was sind typisch Meenzer Sprichwörter?“ – unter diesem Snip von Merkurist-Leser Andreas gab es jede Menge Reaktionen: Viele Leser listeten Redewendungen und Meenzer Gebabbel auf, Schimpftiraden und rheinhessische Ausdrücke. Teilweise sind diese in Mainz schon ewig im Umlauf – und oft kennen sie nur die Mainzer. Was steckt hinter ihnen? Wir haben uns einige von ihnen einmal genauer angeschaut.

Meenzer Redewendungen

Ob man „nach em Esse e Umsche macht“ oder das Neueste im „Handkäsblättsche gelese“ hat – die Mainzer Sprache ist reich an Sprüchen, die ein Außenstehender kaum versteht. Dass die Meenzer auch viel und gern zusammensitzen und babbele, kommt in zahlreichen Wendungen vor. „Da hocke die, die immer do hocke“, fällt zum Beispiel Ursula Hoffmann-Kramer ein. Sie ist seit vielen Jahren als Gästeführerin in Mainz unterwegs und kennt noch von ihrer Oma jede Menge Sprüche.

So auch dieses: „Do is ja di Brie deirer als de Broggelscher“, bezeichnete ihre Großmutter einen Aufwand, der sich kaum lohnte. „En Haufe Gelersch“, „dischbudiere“ und „Fisimatende“ gehörten ebenfalls zu ihrem Wortschatz, wie sich Hoffmann-Kramer erinnert. Besonders amüsiert habe sich ihr aus Norddeutschland stammender Mann immer darüber, wenn man Kinder mit den Worten „da musste ma e Rappelsche machen!“ zur Toilette geschickt hat.

Eine traurige Geschichte hingegen steht hinter den „scheppe Kinner“, wie Hoffmann-Kramer erzählt. Denn in der Altstadt litten viele Kinder unter Rachitis, einer Knochenerkrankung, ausgelöst von Vitamin-D-Mangel. Denn in den engen Gassen kam kaum die Sonne hin, daher sah man hier jede Menge Kinder, die eine krumme Körperhaltung hatten, nur langsam gehen konnten und unter Schmerzen litten. Auch um diesen Ausdruck kursierten jede Menge Sprüche und sogar ein Zungenbrecher.

Mainzer Schimpfwörter

Genauso reich ist Mainz an kreativen Schimpfwortausdrücken, darunter so brutale wie „Do grieste paar uffs Aach und uffs anner Aach aach“ („Aaach“ für Auge) und wenig charmante wie „Die is so lästisch wie ne Abee-Mick!“ (also eine „Abort-Mücke“). Oft wurde mit den Worten „Herrgott dunner Keil!“ geschimpft, über den „Hannebambel“ und den „Dollbohrer“ (einfältige Menschen) oder den „Babbsack“ (einen ekligen Menschen).

Besonders trinkfreudige Mainzer nennt man bis heute „Schnudedunker“. Ob das als Schimpfwort gemeint ist, ist wohl von der Situation abhängig. „Suffkopp“ ist hingegen eindeutig wertend.

„Heile, heile Gänsje, ist bald wieder gut ...“

Einem Leser ist die Fastnachtshymne von Ernst Neger aus den 1950er Jahren eingefallen, die noch heute die Herzen der Menschen rührt. Ungewöhnlich melancholisch und im Mainzer Dialekt gesungen, spielte Neger mit ihm auf die Zerstörungen während des Zweiten Weltkriegs an. Erstmals brachte er das Lied bei einer Fastnachtssitzung auf die Bühne, am Klavier begleitet von Toni Hämmerle. Das Publikum war begeistert – und zu Tränen gerührt.

„Heile, heile Gänsje, ist bald wieder gut. Kätzje hot e Schwänzje, ist bald wieder gut. Heile, heile Mausespeck, in hundert Jahr ist alles weg!“

Erfunden hat das Lied übrigens ein anderer: Martin Mundo – und das bereits in den 1920er Jahren. Es war ein Kinderlied, das trösten sollte, wenn die Kinder hingefallen waren. Über den damals üblichen Spruch „Heile heile Gänsje“ hatte er eine Melodie für seinen Sohn gelegt. Neger ergänzte das Kinderlied um eine vierten Strophe, die vom zerstörten Mainz handelte und von Georg Zimmer-Emden gedichtet wurde.

Der Gästeführerverband Mainz bietet Führungen für Gruppen, Einheimische und Touristen an. Mehr Infos findet ihr auf der Webseite.

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