Eigentlich sollten sich die Mainzer in den städtischen Fußgängerzonen frei bewegen können. Doch offenbar scheint dies oft gar nicht so einfach möglich zu sein. Denn immer wieder sieht man Rad-, E-Scooter- oder teils sogar Motorradfahrer, die dort aufkreuzen.
Ohne von ihren Fahrzeugen abzusteigen, sorgen sie in den Fußgängerzonen dann für viele gefährliche Situationen. Eine solche hat zuletzt auch ein ehemaliger Mainzer Geschäftsmann erlebt. „Als ich in der Lotharstraße, gegenüber von Wicky und Backhaus, mit einem Bekannten ein Gespräch führte, hätte ein junger E-Scooter-Fahrer beinahe meinen Gesprächspartner umgemäht. Hätte er ihn getroffen, wäre dieser bestimmt schwer verletzt worden“, schildert der Mainzer die Szene gegenüber Merkurist.
Dass Rad- und E-Scooterfahrer weiterhin unkontrolliert und ohne Bestrafung durch Fußgängerzonen rasen dürften, sei nicht länger hinzunehmen. „Warum werden Verbotsschilder angebracht, wenn sie nicht befolgt werden müssen und Autofahrer beim Überschreiten von Geschwindigkeitsgrenzen geblitzt und bestraft werden, während in Fußgängerzonen Radfahrer und E-Scooterfahrer sich so verhalten, wie es ihnen gerade in den Sinn kommt?“, fragt der ehemalige Geschäftsmann.
Auch die Geschäftsleute, die in der Interessengemeinschaft Mainzer City-Carré organisiert sind, das sich für eine bessere Verknüpfung zwischen Neu- und Altstadt ausspricht, kritisieren, dass nur unzureichend kontrolliert werde. Sie werben schon seit geraumer Zeit für einen „runden Tisch“, an dem außer dem Oberbürgermeister und der Polizei unter anderen die Ordnungs- sowie die Verkehrsdezernentin teilnehmen sollen, um sich bei Kontrollen besser abstimmen zu können und die Zuständigkeiten klar geklärt werden.
So schätzt die Stadt die Situation ein
Doch ist es überhaupt realistisch, dass die städtischen Behörden quasi täglich Kontrollen in den Fußgängerbereichen, beispielsweise rund um die Römerpassage, durchführen? Auf Anfrage von Merkurist an die Dezernate erklärt schließlich Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr: „Nein, das ist personell nicht zu leisten und auch nicht zielführend.“ Für die Kontrolle von Radfahrern müsste nämlich jeweils Personal von anderen dauerhaften Kontrollaufgaben abgezogen werden. Diese anderen Aufgaben könnten dann in dieser Zeit nicht wahrgenommen werden.
Radfahrerkontrollen würden daher nicht dauerhaft durchgeführt. Auch einen höheren Kontrollbedarf hält die Stadt nicht für notwendig: „Der überwiegende Anteil an Verkehrsteilnehmern verhält sich angemessen und rücksichtsvoll“, sagt Peterhanwahr. Für den geringeren Anteil sehe man keinen höheren Kontrollbedarf. Denn die Stadt kontrolliere abhängig von den personellen Möglichkeiten auch in diesem speziellen Aufgabengebiet dauerhaft. „In den vergangenen zwölf Monaten wurden 456 mündliche und 37 gebührenpflichtige Verwarnungen erteilt.“ Die Verwarnungen erfolgten dort, wo die Radfahrer den Gehweg, den Gehweg eines getrennten Rad- und Gehwegs oder den Bereich einer Fußgängerzone befahren haben.
Und auch dem Wunsch nach einem „runden Tisch“, an dem unter anderem Ordnungsdezernentin Manuela Matz (CDU) und Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) teilnehmen sollen, wird eine Absage erteilt. „Ein runder Tisch ist aktuell nicht in Planung, da die Verwaltung in einem permanenten Dialog mit Stakeholdern sowie Einzelhändlern und Gastronomen steht“, sagt Stadtsprecher Peterhanwahr. Die zuständigen Fachämter seien zudem permanent „ansprechbar“ und würden reagieren, wenn bei Kontrollen beziehungsweise Rundgängen etwas auffällt. Außerdem würden die Ämter die Verwaltung gegebenenfalls auf problematische Entwicklungen aufmerksam machen.