Krähen-Problem in Mainz: Anwohner genervt

Vor allem zur Brutzeit bevölkern Hunderte von Krähen manche Wohngebiete von Mainz. Viele Anwohner fühlen sich nicht nur von den Hinterlassenschaften gestört, sondern auch von dem Lärm. Welche Handhabe hat hier die Stadt?

Krähen-Problem in Mainz: Anwohner genervt

Im Sommer spenden die großen Bäume auf dem Spielplatz im Lerchenberger Brahmsweg Schatten, doch im Frühjahr werden sie für viele Eltern, Kinder und Anwohner zur Qual. Denn dann werden die Platanen von Hunderten von Krähen als Nistplatz genutzt.

Das Problem dabei: Sobald die Sonne aufgeht, wird es „wahnsinnig laut“, beschrieb vor einiger Zeit die damalige Lerchenberger Ortsvorsteherin Sissi Westrich (SPD) die Sorgen der Menschen hier. Bänke und Spielgeräte seien „ständig verkotet“ und könnten daher kaum genutzt werden. Auch den aktuellen Ortsvorsteher Alper Kömür (SPD) beschäftigt das Thema. „Das ist inzwischen auch ein gesundheitliches Problem“, so Kömür gegenüber Merkurist. Für die Anwohner sei es teilweise kaum mehr zu ertragen. Das größte Problem, das er sieht: Die Bäume befinden sich in einer Häuserschlucht, in der ausgerechnet „der ärmste Teil“ der Lerchenberger Bevölkerung lebe. „Austragen müssen es wieder diejenigen, die die geringste Lobby haben.“ Er verstehe die Menschen, die wegen der Krähen wegziehen wollen.

Problem in mehreren Stadtteilen

Nicht nur Lerchenberg ist von den Krähenschwärmen betroffen, sondern auch etwa die Neustadt oder die Altstadt. Daher fordert Kömür ein Gesamtkonzept für die Stadt Mainz. „Es wird nicht funktionieren, die Vögel aus einem Viertel zu vergrämen. Dann wechseln sie einfach in ein anderes“, so Kömür. Stattdessen sagt er: „Wir müssen das ausgleichen, was die Natur durch diese Menge an Vögeln nicht mehr hinbekommt.“

Daher habe er der Stadtverwaltung vorgeschlagen, einen Falkner einzusetzen, wie es ihn in manchen Kommunen bereits gibt. Ein Falkner lässt einen Raubvogel – etwa einen Bussard oder Milan – dort aufsteigen, wo sich die Krähen niederlassen wollen, und zwar vor der Brutzeit. Allein seine Anwesenheit kann die Rabenvögel schon aufschrecken und sie dazu bringen, an einen Platz umzuziehen, der unproblematischer ist.

Stadtverwaltung sieht keine „Handlungsmöglichkeiten“

Die Mainzer Stadtverwaltung jedoch spricht sich gegen den Einsatz eines Falkners aus und hat dafür mehrere Gründe, wie die Pressestelle auf Merkurist-Anfrage mitteilt. Zum einen seien die eingesetzten Raubvögel bei solch großen Schwärmen von Krähen „gefährdet“, da sie selbst eine entsprechende Größe hätten und sich auch verteidigen könnten. Außerdem gebe es nur sehr wenige Falkner. Es brauche demnach nicht nur eine entsprechend ausgebildete Person, sondern auch einen geeigneten Vogel und „sonstiges Arbeitsmaterial“. Zudem sei das permanente Vertreiben der Krähen nicht möglich, da ein Falke nicht längere Zeit am Stück fliege. Außerdem könnten sich die Rabenvögel bei regelmäßigen Flügen an die Raubvögel gewöhnen.

Und zu guter Letzt müsse die Finanzierung sichergestellt werden, da es sich hierbei um eine „rein freiwillige Aufgabe“ handele. Da gerade in Lerchenberg auch die Landwirte einen unmittelbaren Vorteil aus dieser Methode ziehen würden, müssten sowohl die Personalkosten als auch die Kosten für die Pflege des Vogels sowie deren Unterbringung zu „100 Prozent auf die Landwirte umgelegt werden“, so die Stadt.

Daher seien auch von Seiten des Ordnungsamts weiterhin keine Maßnahmen gegen die brütenden Krähen in Wohngebieten geplant. „Für die Stadt Mainz bestehen diesbezüglich keine Handlungsmöglichkeiten“, heißt es aus der Pressestelle. Anders sieht es auf den landwirtschaftlichen Flächen aus, denn hier ist den Betrieben seit März dieses Jahres gestattet, „erlaubnisfreie Schreckschusswaffen“ einzusetzen, um die Vögel zu vertreiben und so zu verhindern, dass sie einen Großteil der Ernte auffressen: