In Mainz-Bretzenheim soll auf dem Areal des ehemaligen Landespflanzenschutzamtes an der Straße „Vor der Frecht“ ein neues Wohnquartier entstehen. Die Pläne für das Projekt, das die Stadt gemeinsam mit dem Land Rheinland-Pfalz und der Wohnbau Mainz GmbH umsetzt, haben Baudezernentin Marianne Grosse (SPD), Wohnbau-Geschäftsführer Roman Becker, Ortsvorsteher Manfred Lippold (CDU) und Architekt Tilman Weyel am heutigen Donnerstag (18. September) vorgestellt.
Wohnbau investiert 40 Millionen Euro
Laut aktuellem Plan sollen auf zwei Dritteln des 18.000 Quadratmeter großen Geländes 128 neue Mietwohnungen mit je zwei, drei oder vier Zimmern gebaut werden. „Die Größe der Wohnungen und somit die Anzahl richtet sich aber auch nach dem Bedarf der zukünftigen Mieter“, sagt Wohnbau-Geschäftsführer Becker. 30 bis 40 Prozent der Wohnungen würden dabei als geförderter Wohnraum angeboten – ebenfalls abhängig von der Nachfrage. Voraussichtlich 38 bis 40 Millionen Euro wird die Wohnbau in das Projekt investieren.
„Wir freuen uns natürlich, dass in Bretzenheim noch Wohnraum entstehen kann“, so Ortsvorsteher Lippold. „Bretzenheim ist doch schon recht stark bebaut – umso schöner, dass sich noch so ein tolles Areal gefunden hat.“ Auch aus Sicht von Baudezernentin Grosse handelt es sich bei dem Areal um eine „perfekte Erweiterungslage“ und sei genau das, was gerade überall händeringend in der Stadt gesucht werden.
So soll das Quartier aussehen
Die Wohnhäuser des neuen Quartiers sollen drei- bis viergeschossig sein und so platziert werden, dass zwischen ihnen drei Höfe entstehen, erklärt Architekt Weyel. Am Ende des Quartiers ist ein Nachbarschaftscafé geplant, das in einem weiteren ein- bis zweigeschossigen Gebäude Platz finden soll. Auch ein Pflegedienst wird dort womöglich einziehen, da die Wohnbau im neuen Quartier das Konzept „Zuhause in Mainz“ umsetzen will – wie schon am Karoline-Stern-Platz in der Neustadt. Baudezernentin Grosse zeigte sich begeistert vom Entwurf. „All das, was Sie uns vorlegen, ist einfach richtig gut“, sagte sie mit Blick auf Architekt Tilman Weyel.
Aktuell gehört das Gelände dem Mainzer Universitätsfonds und ist nur zu einem kleinen Teil bebaut: Die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) nutzt das Bestandsgebäude als Depot. Auf dem verbleibenden Drittel des Areals, also zwischen dem neuen Wohnquartier und der Koblenzer Straße, ist zusätzlich ein Neubau für Kunst- und Kulturgüter des Landesmuseums Mainz, der Landesarchäologie sowie der Landesdenkmalpflege geplant. Das Bestandsgebäude soll dabei um eine größere Steinhalle ergänzt werden.
Baustart für 2026 angestrebt
Die Planungen für das Wohnquartier laufen bereits seit 2020. Um das Bauprojekt umsetzen zu können, musste die Stadt erst das nötige Baurecht schaffen. Denn der bisherige Bebauungsplan sah für das Gelände eine gewerbliche Nutzung vor, Wohnungen waren dort nicht erlaubt. Mittlerweile sei der Flächennutzungsplan aber entsprechend angepasst worden, auch alle notwendigen Gutachten lägen bereits vor, versichert Grosse. „Uns war dieses Projekt von Anfang an sehr wichtig.“
Am Donnerstagabend soll der Prozess nun in die nächste Runde gehen: Der Bauausschuss soll über den weiterentwickelten Entwurf zur Bauleitplanung entscheiden und die öffentliche Auslegung der Pläne anstoßen, bei der auch Bürger ihre Anregungen einbringen können. „Jetzt wird alles offengelegt“, so Grosse.
Ziel sei es, im Januar oder Februar 2026 den offiziellen Bauantrag zu stellen, so Becker. Wenn das Verfahren reibungslos verläuft und die Baugenehmigung zügig erteilt wird, könnte der Spatenstich dann Ende 2026 folgen. Für die Bauzeit plant die Wohnbau zwei Jahre ein; Ende 2028 könnte das Quartier also fertig sein.
Ursprünglich strebte die Wohnbau an, die Bauarbeiten bereits 2022 zu starten und 2024 abzuschließen, wie die Immobilienzeitung 2020 berichtete. Unter anderem die erforderlichen Absprachen mit dem Land und der angestrebte Erhalt von Grünflächen hätten das Verfahren jedoch in die Länge gezogen, sagt Grosse. Der Hauptgrund sei aber die Corona-Pandemie gewesen, ergänzt Weyel. „Das war ein Hänger von eineinhalb Jahren.“
Fokus auf Ökologie und Lärmschutz
Bei der Planung des neuen Quartiers wollen Stadt und Wohnbau nach eigenen Angaben großen Wert auf ökologische Aspekte legen. So sind unter anderem Gründächer, die Bepflanzung mit klimaresilienten und heimischen Arten sowie ein Konzept zur Regenwasserrückhaltung vorgesehen. Bereits bestehende Bäume bleiben wohl größtenteils erhalten, in den Höfen würden zudem weitere Bäume gepflanzt. Mithilfe einer Tiefgarage soll das Areal oberirdisch komplett autofrei werden. Die Energieversorgung soll über Fernwärme erfolgen, indem die bestehende Leitung in der Koblenzer Straße erweitert wird.
Besondere Anforderungen bei der Planung stellte laut Stadt der Lärmschutz, da das Areal auf der einen Seite an ein Gewerbegebiet und auf der anderen an die viel befahrene Koblenzer Straße grenzt. Auf der Straßenseite soll das geplante Depotgebäude der GDKE als zusätzlicher Schallschutz dienen, auf der Gewerbeseite seien die Wohnhäuser extra so angeordnet, dass die Innenhöfe vor Lärm geschützt seien.