Kann ein trostloser Verkehrsknotenpunkt zu einem kreativen Hotspot werden? Der Sprayer und Meeting of Styles-Organisator Manuel Gerullis und der Bierstadter Architekt Guido Rech sind überzeugt davon. Gemeinsam haben sie eine visionäre Idee entwickelt: Unter dem Kasteler Hochkreisel soll ein farbenfrohes Street-Art-Rondell entstehen – ein urbaner Ort, der Kunst, Begegnung und Stadtgestaltung verbindet.
Ein Kunstprojekt, das Räume verwandelt
Gerullis, der seit über 30 Jahren Street-Art-Projekte in ganz Deutschland und Europa begleitet, sieht im Areal unter dem Hochkreisel ein enormes Potenzial. „Solche Orte haben oft einen schlechten Ruf – dunkel, laut, ungenutzt. Doch genau dort kann Street Art Großes leisten“, sagt er. Kunst könne Räume aufwerten, Aufenthaltsqualität schaffen und Passanten ein neues Stadtgefühl vermitteln.
Der Hochkreisel in Kastel bietet für ihn eine große, geschützte Fläche: Betonwände, Stützpfeiler und Rundbögen, die wie gemacht seien für ein zusammenhängendes Kunstkonzept. „Die Architektur dort ist eigentlich spannend – sie braucht nur Farbe und eine Idee“, so Gerullis.
Ein farbiges Rondell im Herzen des Verkehrsnetzes
Die Vision der beiden Planer: ein umlaufendes Kunst-Rondell, das die graue Betonlandschaft in eine Art Open-Air-Galerie verwandelt. Unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler könnten hier großformatige Murals gestalten – thematisch offen, aber kuratiert, damit ein harmonisches Gesamtbild entsteht.
Zwischen die Kunstflächen sollen kleine Wege, Sitzmöglichkeiten und Begrünungen treten. So entstünde ein Ort, der Menschen einlädt, sich zu bewegen, zu verweilen oder einfach nur zu staunen. Rech beschreibt das Projekt als „urbanes Wohnzimmer unter einem Stück Stadt-Infrastruktur“.
Kunst als Impuls für den Stadtraum
Gerullis und Rech sehen Street Art nicht als dekoratives Beiwerk, sondern als motorische Kraft städtischer Entwicklung. Gerade Orte, die bislang kaum wahrgenommen werden, könnten durch kreative Gestaltung eine völlig neue Bedeutung bekommen. „Wenn Menschen sich mit einem Ort identifizieren, wird er belebt, sicherer und attraktiver“, sagt Gerullis.
Die Nähe zum Uferweg, zu Fuß- und Radverbindungen und zum Stadtteilzentrum mache den Standort aus ihrer Sicht ideal. Das Projekt könnte als kulturelle Brücke zwischen Wiesbaden und Mainz wirken – zwei Städte, die geografisch getrennt, kulturell aber eng miteinander verknüpft seien.
Ein Anfang: Vision jetzt – Umsetzung später
Noch steckt das Projekt in der Konzeptphase, doch die Initiatoren hoffen, gemeinsam mit der Stadt und lokalen Kunstschaffenden weiter planen zu können. Ihr Ziel ist es, nicht nur ein Graffiti-Projekt, sondern ein dauerhaftes Urban-Art-Ensemble zu schaffen, das Kastel ein neues, lebendiges Gesicht verleiht.
„Street Art kann Orte verändern“, sagt Gerullis. „Und der Hochkreisel hat das Potenzial, von einem grauen Verkehrsraum zu einer farbigen Landmarke zu werden.“