Als Julio Kalic vor zwei Wochen sein Eiscafé Piccolino in der Welschnonnengasse zum ersten Mal öffnete, bekam das noch kaum jemand mit. Statt vorher Werbung zu schalten oder die Eröffnung in den sozialen Medien mitzuteilen, machte er einfach auf. „Ich bin überzeugt, dass die beste Werbung Mund-zu-Mund-Propaganda ist“, sagt er gegenüber Merkurist. „Wenn es den Leuten schmeckt, kommen sie ein zweites Mal und erzählen es weiter.“
Kalic arbeitet schon seit mehr als 30 Jahren im Obstgeschäft, verkauft in der Altstadt Früchte von lokalen Landwirten. Auch in das Fruchteis im Piccolino kommt nur Obst aus der Region. „Ich hole die Früchte selbst ab und kontrolliere die Qualität, das Eis produzieren italienische Freunde.“ Wichtig sei ihm bei der Produktion: „Der Fruchtanteil ist bei uns höher als anderswo. Auch im Schokoladeneis ist mehr Schokolade, im Kokoseis mehr Kokos. Aus diesem Grund ist auch der Geschmack viel intensiver. Wir verwenden keine Zusatzstoffe, keine tierischen Bindemittel.“
Bis 2018 hatte Kalic im „Yoyo Bär“ in der Innenstadt Frozen Yogurt verkauft, eine Eisdiele wollte er schon länger eröffnen. Zunächst vermietete er aber den Laden an ein Sushirestaurant unter. Das hielt sich wegen Corona allerdings nicht lange. „Ich habe dann sehr spontan entschieden, das Piccolino zu eröffnen“, so Kalic. Der Name passe sehr gut zum kleinen Laden. Seit April sei „mit sehr viel Herzblut und Liebe“ umgebaut worden, am 19. Juni wurde schließlich eröffnet.
„Kleines, feines Angebot“
Das Angebot im Piccolino sei immer von der Saisonalität der Früchte abhängig. „Ab nächster Woche gibt es zum Beispiel Himbeereis, dann Heidelbeere, dann Brombeere“, so Kalic. Außerdem soll es bald ein XXL-Spaghettieis für mehrere Personen geben. Insgesamt soll die Karte aber nicht zu voll werden. „Es gibt ein kleines, feines Angebot. Hunderte Toppings und zig Varianten von einem Eis – das ist nicht mein Ding.“ Die Kugel Eis kostet bei ihm 1,50 Euro. „Meine Favoriten sind zur Zeit Salz-Karamell und Limette-Minze.“
Sollte Italien am Sonntag Europameister werden, wird es im Piccolino eine Aktion geben: „Dann bekommt jeder zum Eis einen Espresso kostenlos.“ Zwar sei er selbst in Bosnien geboren und lebe schon lange in Mainz, doch vor allem mit Italienern sei er großgeworden. „Viele denken, dass ich selbst Italiener bin. Ich drücke der Mannschaft gegen England die Daumen. Forza Azurri!“