Vegan-Ranking der Bundesliga-Stadien: So schneidet Mainz 05 ab

Die Tierrechtsorganisation PETA hat gecheckt, wie gut das Angebot von veganen Speisen in deutschen Fußballstadien ist. Auch der 1. FSV Mainz 05 wurde dabei bewertet. Gastautor Christoph Kessel hat sich das Ergebnis für Merkurist genau angesehen.

Vegan-Ranking der Bundesliga-Stadien: So schneidet Mainz 05 ab

Bereits zum 15. Mal kürte die deutsche Sektion der Tierrechtsorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) in diesem Sommer die vegan-freundlichsten Stadien der beiden Männer-Fußball-Bundesligen. Dazu wurde ein Ranking erstellt, bei dem ausschließlich das Angebot an rein veganen Gerichten bewertet wird.

Vegetarische Gerichte wurden nicht berücksichtigt, da Kühe und Hühner in Intensivhaltungen leiden und sterben und somit Produkte aus Milch oder Ei den PETA-Anforderungen nicht entsprechen. Darüber hinaus geben Kühe, wie Menschen, erst nach einer Schwangerschaft Milch und werden daher künstlich befruchtet. Die Kälber werden direkt nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt. Wildlebende Hühner legen durchschnittlich 60 Eier pro Jahr, wohingegen Hühner in der Zucht auf einem DIN-A4-Papier-großen Platz fast täglich ein Ei legen (müssen).

Vegane Snacks wie Pommes Frites oder Brezeln erhielten im PETA-Ranking einen Punkt, vegane Gerichte wie Falafel-Wraps oder Nudelgerichte drei Punkte. Die Informationen, anhand derer dieses Ranking erstellt wurde, basieren auf den Rückmeldungen der Clubs beziehungsweise ihrer Caterer. 29 der 36 Mitglieder der 1. und 2. Männer-Bundesliga gaben PETA eine Rückmeldung. Eintracht Frankfurt, die SV Elversberg, der 1. FC Magdeburg, der 1. FC Kaiserslautern, die SpVgg Greuther Fürth, Preußen Münster und der SSV Ulm 1846 haben keine Rückmeldung gegeben.

Mainz 05 erhält weniger Punkte als im Vorjahr

Als vegan-freundlichstes Stadion wurde in diesem Jahr die Arena auf Schalke mit 62 Punkten ausgezeichnet. Das vegane Angebot wurde im Vergleich zu 2023 nahezu verdoppelt. Es gibt mittlerweile 22 vegane Speisen zur Auswahl. Auch in Leipzig und Freiburg wurde das vegane Angebot ausgebaut, im Stuttgarter Stadion wurde es ebenfalls fast verdoppelt. Mainz 05 erhielt 21 Punkte, nach 24 Punkten im Vorjahr. Damit fiel der Club von Platz 3 auf Platz 10 zurück, bewegt sich laut PETA aber immer noch im Feld der „Top-Vereine“.

Grundsätzlich ermöglicht dieses Ranking eine gute Übersicht über das Angebot pflanzenbasierter Speisen in den großen Fußballstadien des Landes. Allerdings lässt das Ranking keine direkten Rückschlüsse darauf zu, dass für alle Fans tatsächlich ein veganes Angebot vorhanden ist. Schließlich ist es in keinem Stadion möglich, jeden Essensstand zu besuchen. Gerade Gästefans dürfen sich in einem Stadion oft nur in ihrem Gästeblock frei bewegen. Im Gastbereich unterscheidet sich das vegane Angebot oft erheblich vom Rest des Stadions. Ob, wie von PETA behauptet, tatsächlich in jedem Stadion zumindest vegane Snacks erhältlich sind, kann das Ranking nicht beantworten. Die SV Elversberg hat zum Beispiel am Ranking gar nicht teilgenommen. Vor Jahren gab es dort noch nicht einmal Brezeln im Gästeblock.

Dabei sind gerade auswärtige Fans, die sich pflanzenbasiert ernähren möchten, aufgrund der langen Anfahrten auf ein veganes Angebot im Gästeblock angewiesen. In der Arena auf Schalke gab es vor Jahren, als das Stadion ebenfalls als vegan-freundlichstes der Republik ausgezeichnet wurde, nur Brezeln im Gästeblock. Daher wäre ein entsprechender Hinweis in dem Ranking nützlich. Zwar hilft auf der PETA-Seite ein 6-seitiges Dokument dabei, pro vegane Speise die Verfügbarkeit zu prüfen, jedoch ist oft nicht ersichtlich, ob sich die genannten Essensstände im Gästeblock oder im Heimbereich befinden.

Die veganen Angebote bei Mainz 05

Für die MEWA-Arena zum Beispiel werden Pink Persia Fries, Jucatan Fries, vegane Bratwurst im Brötchen, vegane Suppe, veganer Salat, Riesenbrezel, Wedges, Pommes und Falafel aufgelistet. Bei näherer Betrachtung bleibt für den Gästebereich nur die Brezel übrig. Alle anderen veganen Speisen sind nur im Heimbereich verfügbar. Die Wedges werden zudem noch mit einer vegetarischen Sour Creme gereicht, was im Ranking gar nicht erwähnt wird.

Ein weiterer Aspekt, der beim Ranking nicht ins Gewicht fällt, ist der Preis. Oftmals sind die veganen Gerichte teurer als das Angebot aus Fleisch. Mainz 05 hat zu Beginn der letzten Saison die Hot Dogs, die in der veganen Variante günstiger als die aus Fleisch waren, komplett gestrichen. Dass vegane Kost klimafreundlicher als die Variante aus Fleisch ist, ist unbestritten. Dass ein Verein, der sich selbst als „Klimaverteidiger“ bezeichnet, diese Preisdifferenzierung wieder abschafft, ist nicht nachvollziehbar.

Dass vegane Kost immer beliebter wird, zeigt das Stadion-Ranking auf jeden Fall, da die Vielfalt an angebotenen Produkten in der Breite deutlich zunimmt. Würde das Angebot, wie beispielsweise die 22 veganen Varianten auf Schalke, nicht auf die entsprechende Nachfrage stoßen, würde es wieder abgeschafft werden. Die Mehrheit der Menschen ist grundsätzlich gegenüber pflanzenbasierten Produkten offen. Ein finanzieller Anreiz würde die Bereitschaft, einmal ein veganes Produkt zu probieren, noch erhöhen. Diese Art der Preispolitik wird bei der Kette „Burger King“ seit Jahren praktiziert. Noch unverständlicher ist es allerdings, als Club PETA gar keine Informationen zur Verfügung zu stellen, zumal zum Beispiel im Frankfurter Stadion vegane Wurst angeboten wird.

Über den Autor

Christoph Kessel ist in Mainz geboren und betreibt den Reise- und Fußball-Blog „Meenzer on Tour“ seit 2009. Der passionierte Mainz 05-Fan hat 2022 sein viertes Buch „Nachhaltigkeit würde der Liga guttun“ veröffentlicht.