Gewalt gegen Frauen: Zu wenig Hilfen für die Helfer

Zum „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ am 25. November machen Polizei und Mainzer Hilfseinrichtungen auf das Thema aufmerksam. Gleichzeitig kritisieren sie einen Mangel an Unterstützung.

Gewalt gegen Frauen: Zu wenig Hilfen für die Helfer

13.573 Fälle von häuslicher Gewalt weist die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2022 in Rheinland-Pfalz auf, zum größten Teil (70 Prozent) sind Frauen betroffen. Das teilt das Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz anlässlich des „Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen“ am 25. November mit.

Demnach ist jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt betroffen. Etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner. Dabei handele es sich um Frauen aus allen sozialen Schichten.

Körperliche Angriffe und Demütigungen

Zu den Gewalttaten gegen Frauen zählen sowohl körperliche Angriffe und sexuelle Übergriffe als auch Demütigungen, Beleidigungen und Einschüchterungen, so das LKA. Gewalt könne auch über Online-Plattformen oder Messenger-Dienste stattfinden. Aus Scham, Hilflosigkeit, Angst oder weil sie Schuldgefühle haben, würden betroffene Frauen oft schweigen. Aber auch das Umfeld sehe oftmals weg.

Doch, so das LKA, habe der Opferschutz oberste Priorität. So könnten Frauen zum Beispiel in ihrem gewohnten Umfeld bleiben, während der Täter der Wohnung verwiesen werde und beispielsweise ein Kontaktaufnahmeverbot bekomme. Bereits vor Ort würden die Frauen beraten und über ihre Möglichkeiten informiert.

Angesichts der Zahlen will die UN-Kampagne „Orange the World“ jedes Jahr um den 25. November herum Aufmerksamkeit für das Thema schaffen und fordert ein Ende geschlechtsspezifischer Gewalt. Auch in der Mainzer Innenstadt werden am Samstag Banner, Busse und Gebäude orange gefärbt werden. Damit soll ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen gesetzt werden. Wie schon in den Vorjahren beteiligen sich mehrere Gruppen und Unternehmen in der Stadt an der internationalen Kampagne.

So hat auch der Frauennotruf in der Mainzer Neustadt große Fahnen aufgehängt. Damit möchte er vor allem auf seine Arbeit hinweisen, alle Menschen für das Thema zu sensibilisieren und die Situation von Mädchen und Frauen langfristig zu verbessern, teilt die Einrichtung auf Instagram mit.

Kritik an fehlender Unterstützung

Gleichzeitig kritisieren Mitarbeiter in Schutzeinrichtungen fehlende Unterstützung. Solwodi etwa, bei dem vor allem Frauen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte unterkommen können, finanziert die Schutzwohnungen zu einem großen Teil aus Spenden. Auch in der Mainzer Neustadt gibt es eine Solwodi-Beratungsstelle. „Hier wünschen wir uns von der Politik deutlich mehr Unterstützung, um betroffene Frauen unterstützen zu können“, erklärt Dr. Maria Decker, Vorsitzende von Solwodi Deutschland e. V.

Erschreckend ist auch die Situation in den Frauenhäusern, in denen Frauen mit und ohne Kinder Zuflucht finden könnten. Auf einer Übersichtskarte wird deutlich, dass aktuell in ganz Rheinland-Pfalz kein einziger Platz frei ist. Allein im vergangenen Jahr mussten die Mitarbeiter 87 Frauen ablehnen, berichtet der SWR. Gerade einmal neun Plätze für Frauen gibt es aktuell in Mainz. Eigentlich müsste laut dem Übereinkommen von Instanbul ein Platz pro 10.000 Einwohner zur Verfügung stehen. Für Mainz würde das 21 Plätze bedeuten.

Eine Übersicht über alle Aktionen, die anlässlich von „Orange the World“ in Mainz stattfinden, findet ihr im folgenden Artikel:

Das LKA rät betroffenen Frauen, sich sofort an die Polizei zu wenden, wenn man von Gewalt betroffen ist oder Gewalt angedroht wird. In akuten Bedrohungssituationen ist die Notrufnummer 110 zu wählen. Kontaktmöglichkeiten zur Opferberatung Rheinland-Pfalz findet ihr hier. Das Hilfetelefon, das rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr in mehreren Sprachen erreichbar ist, hat die Nummer 116 016.