Ende des 18. Jahrhundert gehörten Telegramme zu den effizientesten Kommunikationsmitteln. Ab August 1794 kam optisch-mechanische Telegrafie in Frankreich zum Einsatz, und zwar auf der Strecke von Paris nach Lille. Vier Jahre später wurde eine zweite Linie ins Elsass gebaut, um Paris mit Straßburg, Metz und Chalons zu verbinden. Über 225 Kilometer verlief somit die Strecke durch Frankreich, von Paris bis Metz. Über 25 Telegrafenstationen konnte so eine Nachricht in zwei bis sechs Minuten übermittelt werden.
Wichtig war die Telegrafie über optische Signale vor allem für Behörden und Militär. Da Mainz zu der Zeit noch zum Kaiserreich Frankreich gehörte, wurde die Stadt bald darauf ebenso an die Strecke angebunden, indem sie von Metz aus verlängert wurde. Den Auftrag dazu hatte im März 1813 Kaiser Napoleon gegeben.
Erstmals Nachrichten nach Mainz möglich
Damit gilt das damalige „Mayence“ als erste Stadt des heutigen Deutschlands, die an eine Telegrafenlinie angeschlossen wurde. Im Jahr 1813 konnten somit erstmals Nachrichten nach Mainz übermittelt werden.
Das optische Telegrafieren funktionierte damals so: Telegrafisten lasen mithilfe von Fernrohren codierte Informationen von einer der Telegrafenstationen ab und gaben sie dann an die folgende weiter. Die Übermittlung funktionierte über Signalmasten, die an den Stationen angebracht waren. Über verschiedene Positionen der Schwenkmasten wurden unterschiedliche Zeichen übermittelt. Die Position, die die Balken einnahmen, ergab jeweils einen Buchstaben.
Die Telegrafen standen in einem Abstand von rund zehn Kilometern. Die Idee dazu kam von den Brüdern Claude, Abraham und Ignace Chappe. Sie hatten Ende des 18. Jahrhunderts eine Konstruktion konstruiert, mit der über weite Strecken in kurzer Zeit codierte Nachrichten übermittelt werden konnten.
Telegrafenstation auf Drususstein und Stephanskirche
Die Strecke verlief nun durch das Elsass, den heutigen Kreis Kusel, das Saarland und Rheinhessen. Signalmasten befanden sich etwa auf der Höhe „Hungriger Wolf“ bei Bad Kreuznach, auf der Napoleonshöhe in Sprendlingen, dem Windhäuserhof auf dem Mainzer Berg, dem Drususstein auf der Zitadelle und der Stephanskirche. Wahrscheinlich befand sich mit der „Station Drais“ eine weitere bei Finthen.
Doch bereits im Januar 1814 wurde der Betrieb nach Mainz hin eingestellt. Denn in der Neujahrsnacht erreichte der preußische Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher Bad Kreuznach, wodurch die Anlage unterbrochen wurde. Kurz darauf wurde Mainz belagert, die Anlage daraufhin unterbrochen.
Erst 18 Jahre später, ab 1832, wurde die optische Telegrafie wieder aufgenommen, und zwar von Berlin nach Koblenz. Die elektrische Telegrafie wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts europaweit eingesetzt.
Besichtigen kann man ein Stück Telegrafenlinie heute bei Sprendlingen. Dort wurde im Jahr 2014 der „Napoleonsturm“ nachgebaut. Auf der Aussichtsplattform sind zwei Signalarme angebracht, die zu den beiden nächsten Telegrafenstationen „Hungriger Wolf“ bei Bad Kreuznach und „Windhäuser Hof“ bei Schwabenhein/Selz zeigen.