In Deutschland gibt es noch drei Orte, durch die Oberleitungsbusse (Obus) fahren: Eberswalde, Solingen und Esslingen am Neckar. Was viele nicht mehr wissen: Auch in Mainz fuhren rund 20 Jahre lang Obusse durch die Stadt.
Schon 1944 wurden die ersten fünf Obusse nach Mainz geliefert, der Krieg jedoch verzögerte die Inbetriebnahme der ersten Linie zwischen Münsterplatz und Ritterstraße um zwei Jahre. Im April 1953 wurde die Strecke bis nach Gonsenheim erweitert und 1955 bis nach Weisenau ergänzt – dadurch erreichte sie mit 14,6 Kilometern ihre größte Ausdehnung. Doch schon acht Jahre später, 1963, wurde diese Linie wieder eingestellt. Im Februar 1967 fuhr schließlich nach etwas mehr als 20 Jahren der letzte Obus durch Mainz.
Der Trend ging damals klar Richtung Auto, auch Straßenbahnstrecken wurden ab den 60ern eingestellt. Heute bereut man diese Entscheidungen, gleich mehrere neue Straßenbahnstrecken könnten in den nächsten Jahren und Jahrzehnten gebaut werden, unter anderem in der Binger Straße. Doch warum ist der Obus kein Thema bei der Verkehrswende, der ebenfalls ein klimafreundliches Fahrzeug ist?
Nachteile von Bus und Straßenbahn
„Beim Obus vereinen sich die Nachteile von Bus und Straßenbahn“, sagte vor einigen Jahren ein Pressesprecher der Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) gegenüber Merkurist. Zunächst seien die Busse von der Kapazität her zu klein, da eine Straßenbahn mindestens die Fahrgastzahl zweier Busse befördern könne.
Auch benötige die Bahn im Vergleich zum Bus weniger Personal. Zudem könnten derzeit nur die Oberleitungen der schon bestehenden Straßenbahnen genutzt werden – für einen Obus-Betrieb müssten neue errichtet werden. Und da Mainz schon zwei ÖPNV-Systeme nutzt, wäre die Anschaffung eines dritten sinnlos, vor allem, wenn das Straßenbahnnetz weiter ausgebaut wird.
Auch heute dürfte sich wenig daran geändert haben, Obusse sind in Mainz jedenfalls kein Thema. Wer mit einem Oberleitungsbus fahren will, kann das weiterhin nur in Eberswalde, Solingen und Esslingen oder im Ausland machen.
