Wohl kaum eine Veranstaltung in Mainz polarisiert so stark wie das Marktfrühstück. Für die einen ist es eine schöne Tradition, andere sehen darin eine reine Saufveranstaltung, die nur Müll hinterlässt. Auch der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) vertritt eine klare Meinung.
Stadt will strenger gegen Wildpinkler vorgehen
Die harsche Kritik am Marktfrühstück könne er nicht nachvollziehen, sagt Haase im Merkurist-Gespräch. „Wenn ich über das Marktfrühstück und die angrenzenden Plätze laufe und dann teilweise die Berichterstattung lese, komme ich mir vor, als ob ich in einer Parallelwelt lebe.“
Zwar gebe es durchaus einige Probleme, insbesondere Wildpinkler und Müll, der liegengelassen wird. An diesen Problemen arbeite die Stadt bereits, beispielsweise mit größeren Mülleimern, einem neuen Schichtplan der Stadtreinigung – und mehr Toiletten. „Ob die Toilettenanzahl je ausreichen wird, das weiß ich nicht“, sagt Haase. „Aber wir müssen trotzdem dafür sorgen, dass es noch mehr gibt.“
Ein neues Stände-System und Sicherheitskonzept habe dazu geführt, dass die Geschäfte freigehalten würden – ein weiterer Kritikpunkt, der in den vergangenen Jahren oft laut wurde. Um gegen penetrante Wildpinkler vorzugehen, seien nun außerdem vermehrt Zivilstreifen im Einsatz. „Ich lasse auch mit der Ordnungsdezernentin gerade prüfen, ob wir nicht höhere Bußgelder erheben können“, so Haase.
Marktfrühstück als „Aushängeschild“
Wildpinkler und Müll seien für Haase aber kein Grund, die Veranstaltung insgesamt zu verteufeln. „Wenn ein paar Tausend Leute sich in der Stadt treffen, geht es nie ohne Störung ab“, sagt der Oberbürgermeister. „Wenn das das Schlimmste ist, was passiert, finde ich, dann können wir uns eigentlich in dieser Stadt sehr, sehr glücklich schätzen. Denn es ist etwas, was die Leute anzieht.“
Haases Fazit: „Trotz der Herausforderungen finde ich, es ist ein Gewinn für die Stadt. Es ist auch weiterhin ein Aushängeschild.“ Fast jeden Samstag laufe er durch die Altstadt, um sich die Situation vor Ort anzuschauen. „Ich sehe ganz viele Familien mit Kindern, die dort ihren Samstag verbringen“, sagt er.
Natürlich seien beim Marktfrühstück auch viele Menschen, die „durchaus gehörige Mengen Wein“ trinken. Das sei aber nicht in jeder Stadt so friedlich möglich wie in Mainz. „In anderen Städten – davon bin ich überzeugt –, wenn man mehrere Tausend Leute auf den Platz stellt und sie den ganzen Tag über Wein trinken lässt, wird man andere Szenen erleben als bei uns in Mainz.“