Sie wussten, dass es ein harter Kampf werden würde, doch damit hätten wohl auch die größten Pessimisten bei der Mainzer SPD nicht gerechnet: Am Sonntag erlebten die Sozialdemokraten bei der Mainzer Oberbürgermeisterwahl ein Debakel. Kandidatin Mareike von Jungenfeld erhielt nur 13,3 Prozent der Wählerstimmen – Platz 4 – und verpasst damit die Stichwahl deutlich.
Seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurden immer SPD-Politiker zum Mainzer OB gewählt, doch Michael Ebling wird vorerst der letzte Sozialdemokrat an der Mainzer Stadtspitze bleiben. Dass es so gekommen ist, liegt auch an ihm selbst. Denn erst durch Eblings Blitz-Wechsel ins rheinland-pfälzische Innenministerium kam es überhaupt zur vorgezogenen OB-Wahl. Einen potentiellen Nachfolger hatte die Partei jedoch nicht aufgebaut.
Mareike von Jungenfeld habe Tag ein Tag aus gekämpft, attestierte Ebling seiner Parteikollegin am Sonntagabend. „Aber – das gehört zur Wahrheit dazu – es hat nicht gereicht, das ist natürlich auch für die SPD in Mainz bitter“, sagte er gegenüber Merkurist.
Tränen und schlechte Stimmung
Nachdem sich die historische Wahl-Schlappe früh angekündigt hatte, sank die Laune auf der Wahlparty in den Keller. Bekannte SPD-Politikerinnen und -Politiker wie Johannes Klomann, Daniel Baldy oder Marianne Grosse konnten den Schock und die Niedergeschlagenheit über das schwache Wahlergebnis kaum verbergen.
Mareike von Jungenfeld hielt professionell durch, setzte trotz der Enttäuschung ein Lächeln auf. Als SPD-Mitglieder sie auf der Wahlparty trösten wollten, flossen Tränen – bei einem Genossen, nicht bei der OB-Kandidatin.
In Ruhe wolle man das enttäuschende Wahlergebnis nun bei der SPD aufarbeiten, erklärte von Jungenfeld noch am Sonntagabend gegenüber Merkurist. „Mir ist nicht bange, wir sind eine geschlossene Partei, das haben wir in diesem Wahlkampf gezeigt – und das werden wir auch in Zukunft zeigen“, gab sich die Kandidatin kämpferisch. Personelle Konsequenzen sollen bei der SPD vorerst nicht gezogen werden: Von Jungenfeld erklärte, weiterhin im Stadtrat und gemeinsam mit Christian Kanka an der Spitze der Mainzer SPD bleiben zu wollen. Ob Kanka nun mehr Führungsaufgaben bei den Sozialdemokraten übernehmen könnte, bleibt unklar. Das sei am Sonntagabend kein Thema, erklärte er gegenüber Merkurist.
Gegen 20:20 Uhr hatte Mareike von Jungenfeld dann genug. Die Spitzenkandidatin verabschiedete sich noch von ihrem Co-Vorsitzenden Christian Kanka, und verließ das Mainzer Unterhaus, wo die SPD-Party steigen sollte und es am Ende doch nur enttäuschte Gesichter zu sehen gab.