Sandbänke mitten im Fluss und Schiffe, die auf Grund liegen: Solche Bilder erreichten uns die letzten Monate aus Italien. Der Po, der längste Fluss des Landes, droht, an manchen Stellen komplett auszutrocknen, wie die „Zeit“ berichtet. Auch der Rheinpegel bei Mainz sinkt immer weiter und liegt derzeit bei 1,44 Meter (Stand: 11. August, 14:30 Uhr). Zum Vergleich: Vor zwei Wochen betrug er noch 1,70 Meter. Droht dem Rhein ein ähnliches Schicksal wie dem Po in Italien? Was bedeutet ein sinkender Wasserpegel für die Schiff- und Bootsfahrt?
Niedrigwasser bleibt
Für die nächsten Tage wird vorhersagt, dass der Pegelstand des Rheins weiter um rund zehn Zentimeter sinkt. Die 14-Tage-Vorhersage deute jedoch auf eine leichte, wenn auch nicht signifikante Entspannung hin, erklärt Christian Hellbach, Sprecher der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV), gegenüber Merkurist. Die Pegel werden also leicht steigen, das niedrige Niveau werde aber bleiben.
„Für diese Jahreszeit sind die Wasserstände tatsächlich außergewöhnlich niedrig“, so Hellbach. Sie seien noch niedriger als die Stände im Rekordjahr 2018 zur selben Zeit. Das heiße allerdings nicht, dass im Herbst dieses Jahres die gleichen Wasserstände erreicht werden wie vor vier Jahren. Die Ausgangslage für die diesjährige Niedrigwasserphase sei jedoch ungünstig, erklärt Hellbach.
Ähnlich sieht es der Fährbetreiber Michael Maul, dessen Schiffe zwischen Ingelheim und Oestrich-Winkel verkehren: „Wir sind in großer Sorge“, sagt er gegenüber Merkurist. Das Niedrigwasser so früh im Jahr sei sehr ungewöhnlich. Erste Rheinfähren mussten sogar bereits ihren Betrieb einstellen (wir berichteten).
Auswirkungen auf die Schiff- und Bootsfahrt
Der niedrige Wasserpegel im Rhein hat auch Auswirkungen auf die Schiff- und Bootsfahrt. Wie WSV-Sprecher Hellbach erklärt, seien verschiedene Faktoren für das Befahren von Niedrigwasser verantwortlich. Diese Faktoren ließen sich in drei Kategorien unterteilen:
Verkehrsweg: Fahrstrecke, Wasserstände, Fahrrinnentiefe
Fahrzeugeigenschaften: Größe, Leertiefgang, Konstruktion
Wirtschaftliches Umfeld: Frachtraten, Auslastung konkurrierender Verkehrsträger, Dringlichkeit des Transports, vertragliche Regelungen
Ganz allgemein gesagt, müsse die Schiff- und Bootsfahrt ihre Ladung den Wasserständen anpassen. „Bei niedrigen Wasserständen bedeutet das, dass die Schiffe weniger laden können, um Grundberührung zu vermeiden“, so Hellbach.
Hintergrund
Das letzte markante Niedrigwasser gab es ab Juli 2018. Im Oktober war der Pegel bei Mainz mit 1,22 Metern an seinem tiefsten Punkt angekommen. Den historisch niedrigsten Wasserstand hatte der Rhein 1947: Hier betrug der Pegel bei Mainz 1,10 Meter. Ob der diesjährige Rheinpegel ein neues Rekordtief erreichen wird, bleibt offen.