„Wir sind eine linke Kneipe“ – Hafeneck feiert 25. Geburtstag

Mit einem Doppelevent am Wochenende feiert das „Hafeneck“ sein 25-jähriges Jubiläum. Warum es eine linke Kneipe ist, das Essen eine besondere Rolle spielt und wie lange es das „Hafeneck“ noch geben wird, erzählt Christoph Kaster gegenüber Merkurist.

„Wir sind eine linke Kneipe“ – Hafeneck feiert 25. Geburtstag

Man kann es sich kaum vorstellen, aber die Kneipe „Zum Hafeneck“ war vor 25 Jahren eine „normale bis biedere Gaststätte“, erinnert sich Christoph Kaster gegenüber Merkurist. Damals hatte er noch nichts mit der Kneipe zu tun. Schon mindestens seit den 1920er-Jahren befindet sich Gastronomie in dem Haus an der Ecke Frauenlobstraße / Hafenstraße in der Mainzer Neustadt. Eines Tages half er einem Freund in der Hafenstraße beim Umzug. Danach ging die Gruppe in die „nächstbeste Kneipe“, also „Zum Hafeneck“.

„Wir wollten einen bestimmten Schnaps trinken. Den hatte der Wirt nicht und meinte nur, dass er eh bald zumacht“, erzählt Kaster. „Wir waren schon in feuchtfröhlicher Laune und haben gesagt ‘Na, dann zeig uns mal die Küche’.“ Aus der Spontanidee, die Kneipe zu übernehmen, wurde tatsächlich Realität: Am 30. April 1998 eröffnete Kaster seine eigene Kneipe, damals noch zusammen mit zwei Freunden.

Kneipe auf links gedreht

Aus dem Namen strich er nur das „Zum“, die Kneipe selbst drehte er aber komplett auf links. „Die Kneipe wurde bunt. Die vergilbten Gardinen und das Aquarium, das mitten im Raum stand, kamen weg“, so Kaster. „Es hat sich fast alles geändert.“ Das gilt auch für das Konzept. „Die Küche steht bei uns sehr im Vordergrund, ist wahrscheinlich sogar das wichtigste.“ Außerdem veranstaltet das „Hafeneck“ viele Veranstaltungen im kulturellen Bereich: Konzerte, Lesungen, Ausstellungen. Auch Fastnachtspartys wie „Nuttig und tuntig“ sind sehr beliebt.

Am 30. April feiert das „Hafeneck“ nun 25. Geburtstag. Seit der Eröffnung ist sich die Kneipe treu geblieben. „Die Farben vom Anfang sind immer noch dieselben“, so Kaster. „Es soll auch so bleiben, wie es ist.“ Kleinere Anpassungen gebe es aber immer wieder. Die Küche sei im Laufe der Zeit immer besser geworden. Hauptverantwortlich dafür: Küchenchefin Susi Kaster. „Sie macht so gut wie alles selbst, auch Soßen, Dips und sogar das Brot.“ Besonders beliebt seien die Bratkartoffel-Variationen und die Pfannkuchen. Zunächst hatte Susi Kaster noch ihre Arbeit als Gymnasiallehrerin weitergemacht, seit längerem führt sie die Kneipe zusammen mit ihrem Mann. Die beiden sind seit 1986 zusammen und seit 1995 verheiratet.

Prominente Gäste: Jürgen Klopp und Malu Dreyer

Kaster selbst kommt eigentlich auch aus einem ganz anderen Bereich. Er studierte Soziologie, arbeitete dann aber im Sozialen. Dass es dann die Gastronomie wurde, sei zwar spontan gekommen, aber eigentlich kein Zufall. „Ich habe schon als Kind meiner Urgroßtante im Gasthof in der Eifel ausgeholfen. Später habe ich dreieinhalb Jahre im legendären Pony Express in Ingelheim gearbeitet. Ich hatte schon immer ein Faible für die Gastronomie.“

Früher war das „Hafeneck“ noch mehr Fußballkneipe, doch Bezahlfernsehen wurde irgendwann zu teuer. Kaster war selbst in der Fußballszene aktiv, machte mit seiner Band eine Mainz-05-Platte. Sogar Jürgen Klopp ist darauf zu hören. „Allerdings mussten wir ihn doch etwas runtermischen. Singen gehört nicht zu seinen Stärken“, so Kaster. Klopp stand im „Hafeneck“ auch mal auf der kleinen Bühne und stellte sich den Fragen der Gäste. „Ich habe mich damals bei ihm über das Catering im Stadion beschwert“, erzählt Kaster. „Klopp hat mich ganz entgeistert angeschaut und sinngemäß gefragt: ‘Bin ich jetzt fürs Fressen zuständig?“, erzählt Kaster und lacht. Auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sei vor Corona immer mal wieder zu Gast in der Kneipe gewesen.

„Wir sind eine linke Kneipe“

Eine reine Studentenkneipe ist das „Hafeneck“ nicht. „Es kommen auch Nachbarn, die über 60 sind. Wir wollen alle Altersklassen ansprechen, haben keine klare Zielgruppe.“ Außerdem sei das „Hafeneck“ eine linke Kneipe. „Aber nicht im parteilichen Sinne, sondern in einer individuellen Variante und mit freiem Denken. Wir stehen für Internationalismus und Solidarität, auf Gremien und Parteitage stehe ich eher weniger.“ Dennoch gab es auch schon Veranstaltungen von Grünen, Linken und SPD. Nach Rechts habe man eine klare Grenze. „Auch CDU- oder FDP-Veranstaltungen würden hier keinen Sinn ergeben. Nicht wegen ‘rechts’, aber das sind einfach andere Themen. Die Positionen sind zu weit auseinander. Die würden sich auch anderswo wohler fühlen.“

Außerdem sei das „Hafeneck“ eine „Punkrockkneipe im Do-it-yourself-Sinne“. Kaster sagt: „Wir haben unseren eigenen Stil. Selbst ein Schnitzel machen wir anders. Wir richten uns nicht nach einem Markt, machen einfach unser Ding.“

Zwei Feiern zum Jubiläum

Trotz der typischen Gastro-Probleme der letzten Jahre – erst Corona, dann Personalmangel – ist man mit dem Konzept immer noch erfolgreich. Zum großen Jubiläum wird es gleich zwei Feiern am Wochenende geben: Zunächst am Samstag im persönlicheren Rahmen im „Hafeneck“. Sonntag bleibt die Kneipe zu und man feiert bei Open Air auf der Reduit ein Doppeljubiläum: 25 Jahre „Hafeneck“ und 25 Jahre „Ska in der Reduit“.

Dass es das „Hafeneck“ noch 25 weitere Jahre geben wird, glaubt Kaster nicht. „Dann wäre ich 81. Gott bewahre.“ Noch bis 2033 laufe der Vertrag. „Solange wollen wir auch noch machen, dann ist wahrscheinlich Schluss.“

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