Lange konnte nur darüber spekuliert werden, jetzt stehen offenbar konkrete Pläne im Raum: Die Stadt Mainz sei „optimistisch, dass bereits im Sommer 2027 eine Internationale Schule in Mainz starten kann“, teilt sie auf eine Anfrage der FDP-Fraktion mit. Zwei Standorte seien dafür im Gespräch: das Schloss Waldthausen im Lennebergwald und das Theresianum in der Mainzer Oberstadt.
Seit Anfang des Jahres sei die Stadt mit der Schulgesellschaft St. Martinus im Gespräch, Trägerin des Theresianums und sechs weiterer Schulen in Mainz. Geplant sei, nicht das gesamte Theresianum zu einer Internationalen Schule zu machen, sondern einen zusätzlichen, internationalen Bildungsgang in das Schulkonzept zu integrieren. Im April habe dann die Dispenscola GmbH konkrete Vorschläge vorgelegt, das Schloss Waldthausen zu einer Internationalen Schule zu machen. Dispenscola ist Trägerin von drei Gymnasien sowie bald einer bilingualen Grundschule in der Rhein-Neckar-Region.
„Andere Planungen für Schloss Waldthausen“
Ein wesentliches Problem bei beiden Standorten: die Finanzierung. Das Land Rheinland-Pfalz fördert nicht-staatliche Schulen nur dann, wenn sie die Vorgaben des Landesschulrechts erfüllen – und kein Schulgeld verlangen. Eine besondere Sprachförderung und das international anerkannte Abitur „International Baccalaureate“ anzubieten, sei jedoch teuer und könne nicht allein von staatlichen Fördergeldern und den Schulträgern gedeckt werden. „Dies macht eine zusätzliche Finanzierung durch Externe notwendig“, so die Stadt. Dafür kämen beispielsweise Fördervereine und regionale Unternehmen in Betracht.
Beim Schloss Waldthausen kommt noch hinzu, dass das Gelände zwar der Stadt Mainz gehört – der Sparkassen- und Giroverband Rheinland-Pfalz (SGRP) jedoch bis 2086 ein Erbbaurecht an dem Grundstück besitzt. Dieser habe aktuell „andere Planungen für Schloss Waldthausen vorgesehen“, so die Stadt Mainz. Diese Pläne sollten ursprünglich im nicht-offiziellen Teil der Stadtratssitzung am Mittwoch (15. Mai) besprochen werden. Kurzfristig wurde der Tagesordnungspunkt dann jedoch auf den 6. Juli verschoben.
Stadtrat diskutiert über Standorte
Über das Thema Internationale Schule und die beiden möglichen Standorte hat der Stadtrat am Mittwoch dennoch diskutiert. Denn trotz der Pläne des SGRP sind offenbar beide Standorte noch im Rennen. „So nah waren wir noch niemals dran“, sagte Cornelia Willius-Senzer (FDP). „Wir sollten als Stadt die höchste Priorität auf dieses Thema setzen.“ Ihrer Meinung nach sollten sowohl das Theresianum als auch Schloss Waldthausen zu Internationalen Schulen ausgebaut werden, um Mainz attraktiver für internationale Unternehmen und deren Mitarbeiter zu machen.
Gunther Heinisch (Grüne) hielt eine Schule im Schloss Waldthausen hingegen für unrealistisch. „Es gibt sehr reale und sehr konkrete Pläne, was da gemacht werden soll“, so Heinisch. Stattdessen solle die Stadt Mainz lieber auf das Theresianum setzen, das „ein bewährter Träger“ und wegen seiner Lage in der Oberstadt besser angebunden sei. Gegen das Schloss Waldthausen sprach sich auch Martin Malcherek (Linke) aus. „Wenn dort eine Schule einziehen soll, die explizit ein Privatgymnasium betreiben will, dann heißt das, sie wollen andere ausschließen“, sagte er. „Es würde auch heißen, dass das Gelände dort nicht mehr von den Mainzerinnen und Mainzern genutzt werden kann.“
Ludwig Holle (CDU) hingegen schlug vor, genau diesen Gedanken einer Privatschule weiter zu verfolgen und eine Änderung des Landesrechts einzufordern. „Der Grund, warum die Internationale Schule in Mainz nicht funktioniert, ist ganz einfach: weil es in Rheinland-Pfalz kein Schulgeld gibt.“ Stattdessen würden sich Unternehmen und Mitarbeiter für das Nachbarland Hessen entscheiden, in dem es mehrere kostenpflichtige Privatschulen gibt.
Theresianum: Oberbürgermeister Haase zuversichtlich
Auch, wenn die Standortwahl für Unstimmigkeiten sorgte: Dass Mainz eine Internationale Schule brauche, darin waren sich alle Parteien einig. „Dass wir diesen Weg angehen und dass der Stadtrat das unterstützt, das finde ich sehr richtig und wichtig“, so Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) zum Abschluss. Das wolle die Stadt Mainz ohne Schulgeld ermöglichen. „Das Thema hochpreisige Privat- oder Eliteschule stand da noch nie zur Debatte“, so Haase. „Wir wollen auch nicht in Regionen vorstoßen, wie es in Hessen in einigen Einrichtungen teilweise der Fall ist.“
Im Jahr 2022 gab es schon einmal Pläne, Schloss Waldthausen zu einer Schule zu machen. Damals scheiterte das Vorhaben jedoch (wir berichteten). Wie er die Chancen für eine Schule im Schloss Waldthausen jetzt sieht, verriet Haase nicht. Zumindest im Theresianum seien die Gespräche schon „ein bisschen weiter fortgeschritten“, so Haase. Es seien jedoch noch einige „Hürden vonseiten des Landes“ zu klären – beispielsweise, ob Englisch als Regelsprache angeboten werden dürfe, um das „International Baccalaureate“ tatsächlich anbieten zu können. Das tue aktuell nämlich noch keine Schule in Rheinland-Pfalz. „Das dürfen wir nicht hinnehmen, wenn wir ein internationales Bundesland und auch ein internationalerer Standort werden wollen.“