Sein Fleisch wurde gegessen, sein Pelz war kostbar. Noch bis 1976 durfte der Biber in Deutschland bejagt werden. Mit dramatischen Folgen: Seit etwa 1840 galt er in Rheinland-Pfalz als ausgerottet. Sein warmes und wasserabweisendes Fell gehörte zu den wichtigsten Handelsgütern während der Hansezeit. Aus ihm wurden Mäntel gefertigt, Hüte und Mützen. Sein Fleisch war vor allem in der Fastenzeit beliebt – wegen seines Lebensraums in Gewässern und seinem Schuppen-Schwanz wurde er von der Kirche als Fisch kategorisiert.
Inzwischen hat der Biber, nach Jahren des Jagdverbots, wieder in verschiedenen Gebieten Deutschlands eine Heimat gefunden und breitet sich auch in Rheinland-Pfalz allmählich aus. Vor einigen Jahren überquerte er erstmals die Grenzen vom Elsass, berichtet Stefanie Venske, die für das Bibermanagement in Rheinland-Pfalz zuständig ist, gegenüber Merkurist.
Seit 20 Jahren leitet sie das Biberzentrum Rheinland-Pfalz, ist für das Monitoring der Biber zuständig, hält Vorträge und macht Ortsbesuche. „Der Biber nutzt den Rhein als Autobahn, von hier aus besiedelt er dann die Altrheinarme und die kleineren Nebenflüsse.“ So wurden er und seine Nagespuren an Bäumen bereits an der Selz gesichtet, an den Rheinauen bei Ingelheim sowie am Goldbach in Oppenheim. „Die Nahe ist durchgehend vom Biber besiedelt“, sagt Venske.
Hunderte Tiere in Rheinland-Pfalz
Sie schätzt, dass sich inzwischen 400 Tiere in Rheinland-Pfalz angesiedelt haben. In Bayern sind es mindestens 24.000. Venske ist sich sicher, dass er sich weiter ausbreiten wird. „Der Biber hat keine natürlichen Feinde, außerdem ist er streng geschützt. Gefährlich wird ihm nur das Auto“. 10 bis 15 überfahrene Tiere werden ihr pro Jahr gemeldet.
Eine hohe Sterblichkeit haben lediglich die Jungtiere, einige ertrinken, andere werden von Raubtieren geholt. Gezielt angesiedelt wurde der Biber hier übrigens nie. „Es war abzusehen, dass Biber auch zu uns kommen werden, da er in vielen anderen Bundesländern aktiv angesiedelt wurde“, erklärt Venske.
Die Stimmung gegenüber dem Biber sei weitgehend positiv, steht er doch symbolisch für naturnahe Gewässer. Doch nicht alle freuen sich darüber, dass sich der Nager weiter ausbreitet. Landwirte etwa klagen darüber, dass Biber ihnen Rüben wegfressen oder Maisstängel zum Bau ihrer Biberburg benutzen.
Grundstücksbesitzer machen sich Sorgen, dass das Wasser steigt, wenn der Biber einen Damm gebaut hat. Oder dass er den Apfelbaum im Garten gefällt hat. „Dann schaue ich mir die Lage vor Ort an. Ob Maßnahmen ergriffen werden können, müssen wir dann im Einzelfall entscheiden.“ Ein Ausgleichsfonds für Schäden, wie es ihn in Bayern gibt, sei für Rheinland-Pfalz aber noch nicht vorgesehen.
Einen Biber zu sehen, ist übrigens eher unwahrscheinlich. Zum einen sind die Nagetiere sehr scheu, zum anderen dämmerungs- und nachtaktiv. Was aber eher beobachtet werden kann, sind seine Spuren: Oft fällt er ganze Pappeln, da er sich im Winter von der Rinde ernährt. Seine Dämme und Burgen können ganze Gewässerlandschaften prägen. Dass sich der Biber in Mainz ansiedelt, sei aber eher unwahrscheinlich, dafür ist das Ufer hier zu stark bebaut.
Hinweis
Der Biber ist in ganz Europa nach der Bundesartenschutzverordnung eine vom Aussterben bedrohte und naturschutzrechtlich streng geschützte Tierart. Daher ist es verboten, wildlebenden Bibern nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder ihre Wohn- und Zufluchtstätte zu beschädigen oder zu zerstören. Auch dürfen Biber nicht aufgesucht oder gestört werden.
Wer Biberspuren oder tatsächlich mal ein Tier sichtet, kann dies dem Biberzentrum Rheinland-Pfalz melden. Die Kontaktdaten findet ihr hie