Mainz bekommt neuen Gedenkort

Von Mainz aus wurden während des Zweiten Weltkriegs Hunderte Menschen in Vernichtungslager deportiert. An der Stelle der ehemaligen Verladerampe entsteht nun ein Gedenkort.

Mainz bekommt neuen Gedenkort

Der Zweite Weltkrieg wütete noch nicht lange, da mussten bereits die ersten in Mainz lebenden Sinti ihre Stadt verlassen. Am 16. Mai 1940 wurden sie von den Nationalsozialisten in das besetzte Polen gebracht.

Bis zum Ende des Kriegs wurden insgesamt 1131 Menschen aus Mainz in die Konzentrations- und Vernichtungslager verschleppt, die nicht hatten emigrieren können, fast alle jüdischer Herkunft. Die meisten von ihnen wurden vom Güterbahnhof aus „abgefertigt“, der sich auf dem heutigen Gelände der Vlexx GmbH nördlich der Goetheunterführung und gegenüber dem Jüdischen Friedhof befand. Die Reste der historischen Verladerampe wurden bei Bauarbeiten gefunden und sollen jetzt zu einem Gedenkort werden, der an die Massendeportationen in der NS-Zeit von diesem Ort aus erinnern soll.

Massendeportationen in der NS-Zeit von Mainz aus

Geplant ist der Gedenkort bereits seit 2017, nun hat ihr Bau begonnen, wie die Stadtverwaltung mitteilt. Der Entwurf von A.S.W Atelier . Schmelzer . Weber aus Dresden und Prof. Andreas Theurer aus Berlin sieht einen Platz vor, der sich „in seiner gesamten Breite der südlichen Hauptverkehrsachse öffnet“, heißt es in der Beschreibung. Gleichzeitig soll er sich aber deutlich von der nördlichen Industrieanlage abgrenzen. Der Gedenkort werde „ohne große Gesten“ gestaltet, wobei die Bürger mit einbezogen werden sollen.

Das Unternehmen Vlexx, das das Gelände für den Bau des Gedenkorts zur Verfügung stellt, hat nun mit den Bodenarbeiten begonnen. Im Juni soll dann mit dem Bau des eigentlichen Gedenkorts gestartet werden, so die Stadt. Dann werde auch ein Bauzaun-Banner über das Projekt und den Entwurf des Gedenkorts informieren.

„Der geplante Gedenkort rückt ein Stück Mainzer Geschichte in den Mittelpunkt, der niemals in Vergessenheit geraten darf: die Gräueltaten der Nationalsozialisten, zu denen auch die massenhaften Deportationen gehören, die von diesem Ort ausgingen“, erklärt Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD). „Das war nur möglich, weil die gesamte Stadt mitgemacht, weggeschaut oder geschwiegen hat. Der Gedenkort soll an die hier verübten grauenhaften Verbrechen erinnern und für heute und die Zukunft wachsam machen. Deshalb bin ich außerordentlich dankbar, dass vlexx dieses wichtige Projekt uneingeschränkt und engagiert unterstützt, das sonst so nicht möglich gewesen wäre.“