Mainz bekommt ein Yoga-Studio nur für Frauen

In die vorderen Räume des Salons „Hearth“ in der Frauenlobstraße ist die Yoga-Lehrerin Anna Kopper (29) eingezogen, bald feiert sie Eröffnung. Wir haben mit der Betreiberin von „Moya Yoga“ über das Konzept für ihr Studio gesprochen.

Mainz bekommt ein Yoga-Studio nur für Frauen

„Ein sicherer Ort, an dem Frauen sich ganzheitlich erfahren können“ – das ist Anna Koppers Vision für ihr neues Yoga-Studio in der Mainzer Neustadt. Die 29-Jährige hat die beiden vorderen Räume des Salons „Hearth“ übernommen, hier eröffnet sie am 4. November ihr Studio „Moya Yoga“.

Ganzheitlich heißt bei Kopper, dass sie in ihren Yoga-Kursen nicht nur auf die körperliche Verfassung ihrer Teilnehmerinnen eingehen möchte, sondern auch auf ihre aktuelle mentale Situation und ihre Probleme. „Ich will zeigen, dass es eigentlich keinen Unterschied macht, wo man gerade steht. Yoga kann jede Situation bereichern. Aber es ist mir auch wichtig, dass da sein darf, was gerade ist. Manchmal werfe ich eine durchgeplante Stunde kurzfristig komplett um, weil meine Teilnehmerinnen etwas mitbringen, auf das ich spontan reagiere“, erzählt die Yoga-Lehrerin gegenüber Merkurist.

Yoga jederzeit

Kopper möchte vorleben, dass Frauen in jeder Lebenssituation zu sich finden können und Yoga der Weg dahin sein kann. „Ich gebe zum Beispiel schon länger Kurse für Schwangere und frisch gebackene Mütter. Gerade die Mütter denken oft, dass sie zu viel sind, ihre Babys zu laut. Ich will ihnen zeigen, dass sie auch innerhalb des Trubels verdienen, ihren Körper zu bewegen“, sagt sie.

Dasselbe gelte für Teilnehmerinnen, die gerade mit Problemen konfrontiert seien, die häufig tabuisiert werden, aber zur Lebensrealität von Frauen untrennbar dazugehören und ihre Körper beeinflussen. Kopper denkt dabei etwa an zyklusbedingte Beschwerden oder Verdauungsprobleme. Wer will, kann sich vor der Yogastunde mit ihr und anderen Teilnehmerinnen darüber austauschen, was sie gerade bewegt.

Wie die 29-Jährige sagt, habe sie selbst mit Yoga zu sich und ihrem Körper gefunden und wolle anderen jetzt dabei helfen, dieses Glück auch zu erleben. Kopper habe Yoga schon von Klein auf praktiziert, auch ihre Mutter hätte eine Leidenschaft dafür gehabt. Später habe sie sich in einem Ashram ausbilden lassen und seither viele Weiterbildungen gemacht. Mittlerweile habe sie ihren eigenen Stil gefunden, der sich aber auch noch entwickeln könne. Zum Beispiel bringe sie ihre zweite Leidenschaft in die Yoga-Kurse ein, indem sie sie musikalisch begleite: Kopper spielt Gitarre sowie Harmonium und singt auch selbst.

Beim eigenen Körper ankommen, um bei sich selbst anzukommen

All ihre Erfahrungen mit Yoga haben Koppers Leben sehr bereichert, erzählt sie. „Ich habe eine Knochenkrankheit und musste mehrfach an den Beinen operiert werden“, so die 29-Jährige. Zeitweise sei sie körperlich stark eingeschränkt gewesen, hätte auch nicht laufen können. „Ich hatte schon länger den Wunsch, Yoga-Lehrerin zu werden, dachte aber immer, dass ich das gar nicht kann, weil es bei mir wegen der Krankheit teilweise einfach anders aussieht. Als ich das einmal meinem damaligen Yoga-Lehrer erzählt habe, hat er mich überzeugt, dass ich gerade deswegen unterrichten sollte.“ Jetzt wolle sie den Frauen vermitteln, wie schön es sein könne, ihre Körper mit Freude zu erleben – auch, wenn sie eingeschränkt sein sollten.

Dahin will Kopper auch Frauen führen, die andere Probleme mit ihren Körpern haben – beispielsweise diejenigen, die ihr Aussehen ablehnen oder gar ein schlechtes Verhältnis zu ihrem ganzen Körper haben. Wie sie erzählt, haderte sie selbst nicht nur wegen der Operationen und deren Folgen mit ihrem eigenen Körper, sondern auch noch wegen einer anderen herausfordernden Erfahrung. Yoga habe ihr geholfen, all das zu verarbeiten, sodass es ihr jetzt richtig gut gehe. Frauen auf dem Weg zu diesem Glück zu helfen, sei ihr größtes Ziel, so Kopper.

Hier habe auch ihre andere Ausbildung ihren Blick auf Yoga beeinflusst, erzählt die 29-Jährige. Kopper hat Erziehungswissenschaften studiert und vor ihrer Selbstständigkeit als Pädagogin in Mainz gearbeitet. Frauen zu unterstützen, sei auch damals schon der Lieblingsbestandteil ihres Berufs gewesen. Nach Mainz kam Kopper für ihr Studium, geboren ist sie im Hunsrück. „Ich fühle mich in der Stadt richtig zu Hause. Hier jetzt mit meinem eigenen Studio noch mehr anzukommen und das auch noch im für mich coolsten Stadtteil, ist ein Geschenk“, sagt sie.

Hintergrund

Weitere Informationen zu den Kursen und Workshops von „Moya Yoga“ findet ihr auf der Website des Studios und auf Koppers Instagram-Account.

Den veganen Friseur- und Kreativsalon „Hearth“, der zuvor in den Räumen des neuen Yogastudios war, wird es auch weiterhin geben, er ist aber in die hinteren Zimmer der Frauenlobstraße 59 gezogen.