Ärger in Mainzer Freibad: Mutter muss Reisepässe für Familienkarte vorlegen

Eine Mainzer Mutter wollte mit ihren vier Kindern ins Freibad. Doch für die Familienkarte musste sie erst nach Hause fahren und Reisepässe holen. Damit endeten die bürokratischen Hürden allerdings nicht.

Ärger in Mainzer Freibad: Mutter muss Reisepässe für Familienkarte vorlegen

Ein Freibadbesuch wurde für eine Mainzer Familie offenbar zum bürokratischen Hindernislauf: Annika Klee wollte mit ihren vier Kindern ins Mombacher Freibad. Für die Familienkarte musste sie jedoch erst die Reisepässe ihrer Kinder von zu Hause holen – und auch das reichte offenbar nicht. Das machte sie bereits Anfang Juli in einem Instagram-Video öffentlich, das mittlerweile fast 30.000 Likes und mehr als 5000 Kommentare hat. Der SWR berichtete nun über den Vorfall.

An der Kasse des Mombacher Freibads reichte es nicht, dass die vier Kinder „Mama und Papa“ sagten. Die Familie musste stattdessen beweisen, dass alle denselben Nachnamen tragen. „Wir mussten alle vier Reisepässe der Kinder vorlegen“, sagt die Mainzerin. Doch selbst das reichte nicht: Zusätzlich sollten die Personalausweise beider Eltern vorgelegt werden, um zu belegen, dass alle zusammen wohnen. Alternativ hätte auch das Familienstammbuch gereicht.

Betreiber verteidigt Regelung

Torsten Traxel, Betriebsleiter des von einem Verein geführten Freibads, verteidigt die Regelung gegenüber dem SWR: „Wir wollen Familien unterstützen und bieten deshalb eine Ermäßigung an.“ Die Nachweispflicht sei in den Tarifbestimmungen festgelegt. „Wir müssen prüfen, ob es wirklich eine Familie ist“, so Traxel. Er räumt aber ein, dass die Situation mit Familie Klee „dumm gelaufen“ sei.

Die Familienkarte im Mombacher Freibad kostet 16 Euro. Im städtischen Taubertsbergbad gibt es dagegen keine Familienermäßigung. Dort zahlen Kinder ab drei Jahren 4 Euro, Erwachsene 4,70 Euro.

Die Stadt Mainz wurde inzwischen auf den Fall aufmerksam. Bürgermeister und Sportdezernent Günter Beck (Grüne) kündigte an, das Gespräch mit Traxel zu suchen und „eine andere Vorgehensweise im Umgang mit der Familienkarte“ anzustreben.

Kritik von Experten

Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen hält den Fall für ungewöhnlich. „Wenn jemand mit einem Kind ins Schwimmbad kommt, würde normalerweise niemand an der Kasse fragen, ob es das eigene oder das Nachbarskind ist“, sagt Sprecherin Ann-Christin von Kieter gegenüber dem SWR. Die Reisepässe der Kinder mit ins Freibad zu nehmen, hält sie für fraglich: „Eigentlich wird ja empfohlen, so wenig Wertsachen wie möglich mit ins Schwimmbad zu nehmen.“