Als Köln und Trier Ende des 9. Jahrhunderts geplündert wurden, fasste der damalige Mainzer Erzbischof Liutbert (863–889) einen Entschluss: Die Stadtmauer, die es bereits zu römischer Zeit gegeben hatte, muss wieder aufgebaut werden. Auch ließ er einen Graben anlegen, um zu verhindern, dass die Normannen in die Stadt vordringen konnten.
Die neue Stadtmauer war etwas weiter gefasst als die vormals von den Römern errichtete. Denn sie umfasste auch das „Friesenviertel“, in dem sich vor allem Händler von Außerhalb niedergelassen hatten. Noch Mitte des 12. Jahrhunderts schreibt Otto von Freising laut der Webseite „Festung Mainz“, dass die Stadt „mit einer starken Mauer und nicht wenigen Türmen umgeben“ gewesen sei.
Stadtmauer wird eingerissen
Im Jahr 1160 gab es in Mainz Unruhen wegen des damals herrschenden Erzbischofs Arnold von Selenhofen. Nachdem die Mainzer Bevölkerung den Erzbischof sogar tötete, ließ Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“ als Strafe die Stadtmauer teilweise einreißen. Damit verloren die Mainzer erst einmal ihren Schutz.
Erst Mitte des 13. Jahrhundert wurde wieder an der Stadtmauer gearbeitet und etwa am Gartenfeld auf acht Meter erhöht. Mit dem Eisenturm entstand im Jahr 1240 der erste Wehrturm der nunmehr freien Stadt Mainz. In den nächsten Jahrzehnten folgten die anderen Stadttore. Die Mauer fungierte nicht nur als Verteidigungswall, sondern auch als Markierungsgrenze, und zwar zwischen den Mainzer Bürgern und der Landbevölkerung. Als Eingänge zur Stadt gab es nun etwa den Neidhartsturm, die Münsterpforte und die Gaupforte.
Doch aller Schutz brachte nichts gegen die Truppen Adolfs II. von Nassau. Im Oktober 1462 gelang es ihnen, am Kästrich und an der Gaupforte in die Stadt vorzudringen. Die Mainzer kämpften, doch am Ende mussten sie sich geschlagen geben. Mainz verlor für viele Jahre seine Stadtfreiheit.
17 Pforten am Rhein
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde die Mainzer Stadtmauer von nunmehr 25 Pforten durchbrochen, davon allein 17 an der Rheinseite. Den Anfang machte die Zollpforte im Süden, dann folgten der Holzturm, das Fischtor, der Eisenturm, der Rote Turm (auf Höhe des heutigen Karmeliterplatzes), die Mühlpforte (auf Höhe der Mitternachtsgasse) sowie die Schlosspforte (am Ende der Großen Bleiche). Der Stümpgenturm befand sich am nördlichen Ende als Wachturm.
Am Gartenfeld befand sich die Peterspforte, aus Richtung Bretzenheim und Finthen ging es durch die Altmünsterpforte in die Stadt hinein. Ab hier gab es eine zusätzliche Mauer und zwei Gräben. Außerdem gab es noch den Zuckerturm, den Eichelstein, den Dietturm, die Bockspforte und die Gaupforte in Richtung Alzey sowie den auf römischem Fundament errichteten Alexanderturm.