Die Stadt Mainz steht vor einer wegweisenden Entscheidung für die zukünftige Bibliothekslandschaft: Der Stadtrat soll am 17. Dezember darüber befinden, ob die Planungen für einen neuen Bibliotheksstandort in der Fuststraße offiziell vorangetrieben werden. Die Ausschüsse und der Ortsbeirat Altstadt beraten bereits in dieser Woche über die Vorlage.
Die Pläne sehen vor, die seit 1980 in den Bonifaziustürmen untergebrachte Öffentliche Bücherei – Anna Seghers grundlegend zu modernisieren und in ein neues Gebäude in zentraler Lage zu verlegen. Der Bedarf sei in den vergangenen Jahren stark gestiegen, heißt es aus der Verwaltung: Rund 750 Besucher nutzen die Bibliothek täglich, über 400 Veranstaltungen pro Jahr richten sich insbesondere an Kinder und Familien. Die bisherigen Räume seien jedoch zu klein, veraltet und über mehrere Gebäudeteile verteilt.
Neues Gebäude soll Publikumsflächen und Verwaltung vereinen
Der Projektentwickler des Objekts Fuststraße 2 hat der Stadt angeboten, Teile des Erbbaurechts zu erwerben. Für 20,75 Millionen Euro könnten Untergeschoss, Erdgeschoss und erstes Obergeschoss – vorgesehen für den Publikumsbetrieb – gekauft werden. Zusätzlich plant die Stadt, fünf Wohneinheiten im zweiten Obergeschoss für 2,47 Millionen Euro zu erwerben, um dort Verwaltungsbüros einzurichten. Insgesamt würden so erstmals alle Bereiche der Bibliothek unter einem Dach zusammengeführt.
Die Verwaltung sieht darin eine „einmalige Gelegenheit“, eine moderne, zentral gelegene Bibliothek mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen – ein Projekt, das sich am Bibliotheksentwicklungsplan Rheinland-Pfalz 2025 orientiert. Nach Realisierung solle auch ein weiterer Standort in der Neustadt geprüft werden.
Finanzierung abhängig von Landesförderung
Finanziell bringt der Neubau erhebliche Veränderungen mit sich. Die jährliche Belastung der Stadt würde von derzeit rund 562.000 Euro Miete auf etwa 872.000 Euro steigen. Allerdings sei das Vorhaben nur tragbar, wenn 60 Prozent der Erwerbskosten über den Rheinland-Pfalz-Plan gefördert werden. Aus diesem Landesprogramm erhält Mainz in den kommenden zehn Jahren insgesamt 167 Millionen Euro für Bildungs- und Infrastrukturprojekte – darunter fallen auch Großsport- oder Multifunktionshallen.
Die Investitionskosten würden frühestens 2027 wirksam. Für die Erstausstattung des Neubaus rechnet die Verwaltung mit weiteren 2,5 bis 3,0 Millionen Euro. Eine bürgerschaftliche Stiftung hat bereits 200.000 Euro zugesagt, weitere 210.000 Euro könnten über ein geplantes Crowdfunding zusammenkommen.
Alternative: Weiterbetrieb in den Bonifaziustürmen
Als Alternative nennt die Verwaltung lediglich den Verbleib am bisherigen Standort – allerdings mit unsicheren Perspektiven. Die Mietverträge laufen mittelfristig aus, und zu welchen Konditionen der Eigentümer verlängern würde, sei offen. Der Gewerbemarkt zeige seit Jahren steigende Mieten.
Nächste Schritte
Mit dem Beschluss würden die Ratsgremien die Verwaltung beauftragen, die weiteren Planungen auszuarbeiten und die notwendigen Unterlagen für die Förderung beim Land einzureichen. Zudem sollen Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von knapp 28 Millionen Euro in den Haushalt 2026 aufgenommen werden. OB Haase kündigte an, den Stadtrat regelmäßig über den Projektfortschritt zu informieren.