Für Hilmar Frölich (74) steht in diesem Winter ein besonderes Jubiläum an: Seit 60 Jahren verkauft er für den Mainzer Carneval-Verein (MCV) Zugplaketten. Seinen ersten Tag als Verkäufer hatte er am 14. Januar 1964, als er gerade einmal 14 Jahre alt war. „Ich war mit meinen Eltern einige Jahre zuvor von Friedberg nach Mainz gezogen“, erzählte er in der Fastnachtskampagne 2023 im Gespräch mit Merkurist.
Die Plaketten kosteten damals eine Mark. „20 Prozent konnten wir behalten, das ist auch heute noch so.“ Was als Schülerjob begann, machte Frölich auch weiter, als er einen Hauptjob hatte – natürlich als Verkäufer. „Ich habe unter anderem beim Mainzer Lebensmittelladen Rolf Werum gearbeitet. Ich verkaufe einfach sehr gerne.“ Seit 1964 habe er keine Kampagne als Plakettenverkäufer verpasst. Sein Motto: „Ich bin zwar nicht in Mainz geboren, aber ich tue was für die Mainzer Fastnacht.“
Das gilt auch in diesem Winter. Seit dem 11.11. verkauft Frölich die silbernen „Schoppestecher“-Plaketten – allerdings nicht mehr täglich. „Ich bin etwas angeschlagen, kann nicht mehr so schnell laufen.“ Seit einigen Jahren hat Frölich Parkinson, auch Probleme mit dem Rücken. Nur noch bei gutem Wetter stehe er jetzt etwa zwei Stunden vor der Römerpassage. Finanziell brauche er den Job nicht mehr, weil er genug gespart habe. Aber: „Für mich ist es ein Freizeitvergnügen, man kommt an die frische Luft.“
Schon 10.000 Euro gespendet
Die Mainzer Zugplaketten kosten 6 Euro und werden vom 11.11. bis Rosenmontag verkauft. Der Erlös fließt in die Finanzierung des Umzugs, 1,20 Euro können die Verkäufer selbst behalten. Davon spendet Frölich mittlerweile einen Euro für gute Zwecke, nur 20 Cent pro Plakette behält er selbst.
Im vergangenen Jahr spendete Frölich insgesamt 10.000 Euro an das Mainzer Tierheim und den Mainzer Schwimmverein – aus Einnahmen der letzten 11 Jahre und weiterem Gespartem. Das hat auch einen traurigen Hintergrund: Vor drei Jahren starb Frölichs Frau. „Wir haben immer sehr sparsam gelebt. Ich habe keine Kinder und keine näheren Verwandten“, sagte Frölich. „Deshalb bestimme ich jetzt lieber selbst, was mit dem Geld passiert.“ Auch nach dieser Fastnacht wird Frölich wieder einen Euro pro Plakette an das Tierheim und die Katzenhilfe spenden. „Ich liebe Tiere einfach, habe selbst zwei Katzen.“
Seit 34 Jahren wohnt Frölich auf der anderen Rheinseite in Gustavsburg pendelt zum Plakettenverkaufen nach Mainz. Doch ein 61. Jahr als Verkäufer wird es für Frölich wohl nicht geben. „Wahrscheinlich schaffe ich es nächstes Jahr nicht mehr, wenn das Laufen wieder schlechter wird“, sagt er. „Das Jubiläum wäre doch auch einfach ein perfekter Abschluss.“